"Jansen hat ihn geköpft" Brutaler Ausraster entsetzt Handballliga
22.05.2013, 13:27 Uhr
Kurz vor Schluss endete das Handball-Topspiel zwischen dem HSV und Berlin mit einer schweren Attacke gegen Ivan Nincevic.
(Foto: dpa)
Ein Kopfstoß von Weltmeister Torsten Jansen überschattet das Handball-Spitzenspiel des HSV gegen Berlin. Kurz vor Schluss verliert Jansen die Nerven und streckt Ivan Nincevic nieder. Der muss blutüberströmt aus der Halle getragen werden. Die Liga ist fassungslos.
37 Sekunden sind noch zu spielen, als bei Torsten Jansen sämtliche Sicherungen durchbrennen. Mit einem brutalen Kopfstoß streckt der frühere Handball-Weltmeister seinen Gegenspieler Ivan Nincevic nieder. Der Berliner Linksaußen bleibt bewusstlos auf dem Hallenboden liegen, wird minutenlang behandelt. Als er wenig später blutüberströmt abtransportiert wird, ist es in der Halle mucksmäuschenstill. Spieler und Verantwortliche reagieren geschockt. Jansen muss mit einer langen Sperre rechnen.
"Jansen hat ihn geköpft und ist dann wie ein kleines Kind weggelaufen", sagte Dagur Sigurdsson am späten Dienstagabend über die Szene, die noch lange nach dem Schlusspfiff die Gemüter erregte. Der Füchse-Trainer war fassungslos angesichts dessen, was er wie die über 9000 Zuschauer in der Hamburger Arena hatte mit ansehen müssen. Die 25:28-Niederlage seines Teams beim Tabellen-Nachbarn interessierte den Isländer nicht im Geringsten. Nincevic lag zu diesem Zeitpunkt längst im Krankenhaus.
Jansen entschuldigte sich am Tag nach seinem Kopfstoß öffentlich bei Nincevic. "Ich bedaure das sehr. So etwas habe ich im Leben noch nicht gemacht", sagte der Weltmeister von 2007: "Ich hoffe,dass es Ivan schnell besser geht." Nachdem er sich bereits auf dem Parkett bei Nincevic entschuldigt hatte, telefonierte er am Morgen mit dem Linksaußen der Füchse.
Eine Narbe, aber kein Bruch
Der 31 Jahre alte Kroate hatte Glück im Unglück. Wie sich herausstellte, hat Nincevic bei dem heftigen Foul lediglich schwere Prellungen an Jochbein und Hinterkopf sowie eine schwere Gehirnerschütterung erlitten. "Die fünf Zentimeter lange Wunde unter dem Auge wurde von innen und außen genäht. Diese Narbe habe ich jetzt mein ganz Leben lang", meinte Nincevic. Die Saison ist für den Flügelspieler beendet.
"Ein paar Zentimeter höher, und ich hätte blind sein können", sagte Nincevic der "Bild"-Zeitung: "Was Torsten gemacht hat, hat im Sport nichts zu suchen. Ich bin total enttäuscht." Von einem wie Jansen habe er das nicht erwartet, "vor allem, weil das Spiel schon gelaufen war und auch noch für sein Team". Jansen, der sich am Dienstagabend zunächst in der Kabine verschanzt hatte, kann sich seinen Aussetzer nicht erklären. "Da ist bei mir eine Sicherung durchgebrannt."
Sein langjähriger Trainer Bob Hanning, inzwischen Manager der Füchse Berlin, übte harte Kritik: "Wir verurteilen das Foul aufs Schärfste ohne Wenn und Aber. Nach dem Videostudium gibt es keine zweite Meinung." Hanning betonte gleichzeitig: "Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass Torsten 36 Jahre lang ein einwandfreier Sportler war und viel für den deutschen Handball getan hat."
Saison wohl auch für Jansen vorbei
Für Jansen wird das rüde Foul abseits des direkten Spielgeschehens auf jeden Fall sportgerichtliche Folgen haben. Weil es neben der Roten Karte auch einen gesonderten Eintrag in den Spielbericht gab, dürfte er zumindest für den Rest der Bundesliga-Saison gesperrt werden. Auf die Champions League, in der der HSV im Halbfinale steht, hat das bevorstehende Spielverbot allerdings keine Auswirkungen.
Dass der HSV durch den hart erkämpften Erfolg auch in der Liga weiter auf seine siebte Champions-League-Teilnahme in Folge hoffen darf, ging im Wirbel um Nincevic beinahe unter. "Wir können den Sieg nicht richtig genießen", sagte Hamburgs Kapitän Pascal Hens: "Und doch haben wir jetzt die Möglichkeit auf einen der ersten vier Plätze. Die wollen wir nutzen."
Quelle: ntv.de, sid