Sport

Digel nicht mehr IAAF-Vize Bubka und Coe gewählt

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hat im Weltverband IAAF an Prestige und Macht verloren. Drei Tage vor dem Start der Weltmeisterschaft in Osaka musste Helmut Digel beim IAAF-Kongress in der japanischen Metropole eine bittere Niederlage bei der Wahl der vier Vizepräsidenten hinnehmen. Der 63-jährige Tübinger erhielt 113 Stimmen und damit weniger als die beiden früheren Weltklasseathleten Sergej Bubka (Ukraine/167) und Sebastian Coe (Großbritannien) 137) sowie Robert Hersh (USA/141) und Dahlan Al Hamad (Katar/129). "Jede Niederlage tut zuerst weh und der Reputation auch nicht gut", sagte Digel. "Es stand Prominenz gegen Programm."

Drechsler profitiert

Von diesem Trend profitierte dagegen die zweimalige Weitsprung-Olympiasiegerin Heike Drechsler, die auf Anhieb ins Frauen-Komitee der IAAF gewählt wurde und der ausgeschiedenen Ilse Bechthold nachfolgt. Immerhin setzte sich die 42-jährige Karlsruherin gegen 21 Mitbewerberinnen durch. "Ich bin mir nicht sicher, ob es für sie ein Sprungbrett zu einer sportpolitischen Karriere ist. Ich würde es ihr wünschen", meinte Digel. Allerdings war Drechslers Nominierung für das IAAF-Amt durch den DLV umstritten, da die frühere DDR-Athletin lange Zeit zu ihrer Doping-Vergangenheit geschwiegen hat. Erst wenige Tage vor dem Kongress hatte sie bekannt, nicht ausschließen zu können, "unwissentlich" gedopt worden zu sein. "Sie wurde nie positiv getestet, deshalb sollte sie als saubere Athletin gelten", so Digel.

Weiter im Council

Der DLV-Ehrenpräsident, der seit 2001 IAAF-Vizepräsident mit dem Verantwortungsbereich Marketing gewesen ist, wird dennoch weiterhin in der Führung des Weltverbandes bleiben. Mit dem drittbesten Wahlergebnis (163 von 195 Stimmen) wurde er wieder in das IAAF-Council gewählt. "Für uns ist es wichtig, dass ein deutscher Vertreter im Führungsgremium vertreten ist", sagte DLV-Präsident Clemens Prokop, der deshalb keinen zu großen Einflussverlust befürchtet: "Digel wird mit der vollen Wucht seiner Persönlichkeit dort auch weiter unsere Interessen durchsetzen und sich als Querdenker zu Wort melden."

Gegen Stagnation

Probleme hat Digel in der Weltleichtathletik zu Hauf ausgemacht. Angefangen beim Doping über neue Formen der Präsentation bei Wettkämpfen bis hin zum Format von Weltmeisterschaften und der rückläufigen Leistungsentwicklung. "In 70 Prozent der 46 Disziplinen gibt es eine Stagnation. Da müssen wir etwas machen", fordert Digel.

Zweifel hegt er, ob der Stabhochsprung-Weltrekordler Bubka und das einstige Mittelstrecken-Ass Coe so viel Wert auf Inhalte legen, oder ob sie nicht mehr an ihre Karrieren denken. "Coe ist Cheforganisator der Olympischen Spiele 2012, da wird er nicht viel Zeit haben", meinte Digel. Der Brite wies diesen Vorwurf zurück. "Meine Arbeit für Olympia und das IAAF-Amt ergänzen sich", sagte er. Coe und Bubka gelten nach ihren Wahlerfolgen nun als erste Anwärter auf die Nachfolge von IAAF-Präsident Lamine Diack (Senegal), der mit großer Mehrheit im Amt bestätigt wurde und in vier Jahren aufhören will. "Ich denke an so etwas nicht", erklärte Coe. Ähnlich diplomatisch äußerte sich Bubka: "Ich bin glücklich, was ich bin."

Der DLV will in den kommenden Jahren versuchen, systematisch neue Leute für Aufgaben in der IAAF-Führung aufzubauen. "In Zukunft wird es immer schwieriger sein, als Deutscher bei solchen Wahlen erfolgreich zu sein", sagte Digel, "dazu braucht man auch die Unterstützung der Politik und der Wirtschaft."

Von Andreas Schirmer, dpa

Quelle: ntv.de

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