Steuern für Profi-Gehälter zu hoch Bundesliga-Lobby meckert
23.09.2008, 12:38 UhrAuch im europäischen Profi-Fußball gibt es Steuer-Sparmodelle. Die deutsche Bundesliga sieht sich im Nachteil - wohl zu Recht. Christian Müller, Geschäftsführer Finanzen und Lizenzierung der Deutschen Fußball Liga (DFL), weiß um diese Sachverhalte: "Bei gleicher Ausgangssituation führt das nationale Steuerrecht zu erheblichen Wettbewerbsnachteilen der deutschen Klubs."
Es liegt also nicht nur an den Fernsehgeldern, die in England, Spanien oder Italien in größerem Maße in die Kassen der Spitzenklubs fließen, sodass in der Champions League oder im UEFA-Cup nicht mehr die deutschen Vereine den Ton angeben.
Das größte Ungleichgewicht entsteht durch die unterschiedlichen Steuervorschriften und Sozialabgabeverordnungen in den einzelnen Ländern Europas. Müller: "Es wäre sicherlich interessant zu hinterfragen, ob diese Verzerrungen europarechtlich, insbesondere beihilfenrechtlich, hinzunehmen sind. Standortpolitik durch Steuerprivilegien passt nicht in ein zusammenwachsendes Europa."
Geringere TV-Gelder
Geht es um die strukturelle Benachteiligung deutscher Mannschaften in den internationalen Wettbewerben wird zuerst gerne auf die im Vergleich zu anderen europäischen Ländern geringeren Fernseheinnahmen verwiesen. Als zweites Argument ist zu hören, die 50+1-Regelung, wonach der Verein immer die Mehrheit in einer Kapitalgesellschaft des Profibetriebs besitzen müsse, schrecke potenzielle Investoren ab. Hinzu kommen die unterschiedlichen Steuer-Systeme in Europa.
Dabei bedeutete das normale Salär der Profis nur die Spitze des Eisbergs. Tatsächlich haben Stars, die Millionen-Euro-Gagen kassieren, in der Regel auch noch erhebliche Werbeeinnahmen. In Deutschland gilt das Prinzip des Welteinkommens. Alle Werbeeinnahmen und Zinseinkünfte, die ein Sportler mit Wohnsitz in Deutschland hat, müssen in Deutschland versteuert werden.
Laxe Ausführungsbestimmungen in Italien
Das gilt in Italien eigentlich auch, aber dort wurden die Sponsorenverträge so gut wie nie gemeldet. Das System war so lax, dass die italienischen Finanzbehörden die 134 Klubs der ersten vier Ligen jetzt offiziell aufgefordert haben, alle Sponsorenverträge und Nebenabsprachen offen zu legen - die Spieler taten es wohl nicht.
In Spanien kann ein ausländischer Star beantragen, trotz Wohnsitz auf der iberischen Halbinsel als Steuerausländer betrachtet zu werden. Dann zahlt er bis zu sechs Jahren nur 24 Prozent Pauschalsteuer auf sein Einkommen statt den Spitzensteuersatz von 43 Prozent.
Kaum Steuern für Werbeverträge
Noch toller ist es in England. Nimmt ein Ausländer dort nur seinen Zweitwohnsitz, braucht er für nicht in England erzielte Einkünfte (Werbeverträge) in England keine Steuern zu bezahlen. Werden diese Werbeverträge dann noch in Steueroasen geschlossen, lässt sich erahnen, weshalb es so viele Stars nach England zieht.
Immerhin: Frankreich hatte vor einigen Jahren ein Einsehen. Die Spieler dürfen 30 Prozent ihrer Einkünfte als Abgeltung für das "Recht am eigenen Bild" geltend machen. Dafür sind keine Sozialabgaben und nur acht Prozent Pauschalsteuer fällig. Eine kleine Entlastung für die Vereine, die aber immer noch das meiste aufwenden müssen, wollen sie einem Spieler drei Millionen Euro netto überweisen.
Sollte nach einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte ein lediger Profi im Jahr 2006 drei Millionen Euro netto verdienen, so musste ein Verein in Frankreich dafür 6,542 Millionen Euro, in England 5,719, in Spanien 5,469, in Deutschland 5,401 und in Italien 5,392 aufbringen.
Zumindest in diesem Ranking sieht es für die Bundesliga-Klubs etwas günstiger aus.
Rainer Kalb, sid
Quelle: ntv.de