Zweiter Frühling für Erik Meijer "Bundesliga mit einem Bein"
15.12.2004, 12:20 UhrErik Meijer kann es eigentlich gar nicht fassen: "Es ist kaum zu glauben, dass ich in meinem Alter noch im Europapokal spiele". Der Profi des Zweitligisten Alemannia Aachen erlebt mit 35 Jahren seinen "zweiten Frühling " als Fußballspieler. Dabei wollte der Niederländer nach drei Jahren beim Hamburger SV seine Laufbahn eigentlich in Ruhe und Gelassenheit ausklingen lassen. Die rund 30 km Entfernung zwischen Aachen und seinem Wohnort Maastricht machten ihm nach der Saison 2002/2003 jedoch den Wechsel in die Kaiserstadt schmackhaft - und in Aachen ist er längst zur Kultfigur geworden.
"Ich kann ja nicht einmal über den Weihnachtsmarkt gehen, ohne die Mütze tief ins Gesicht zu ziehen, weil mich sonst alle erkennen." Doch den Preis des Ruhms zahlt Meijer gern: "Hier scheint alles Gelb- Schwarz zu sein ", beschreibt er das "fantastische Gefühl", das er in Aachen und insbesondere bei den Heimspielen auf dem Tivoli erlebt. "Verrückt" sei es gewesen, nach dem Wechsel aus der 1. in die 2. Liga noch an den Europacup zu denken, vertraute er dem "kicker" an. Doch mit der Qualifikation für den UEFA-Pokal durch die Teilnahme am DFB- Pokalfinale 2004 ging für Meijer noch einmal ein sportlicher Traum in Erfüllung.
Mitgemacht hat der Alemannia-Kapitän schon vieles. Mit dem FC Liverpool spielte er im "Fußball-Tempel" an der Anfield Road, mit Bayer Leverkusen im Bernabeu-Stadion gegen Real Madrid: "Das war für mich ein absoluter Höhepunkt." Der letzte soll das aber nicht gewesen sein, Meijer ist noch immer hungrig auf Erfolge: Der Aufstieg in die Bundesliga nach dann 35 Jahren Abstinenz ist für den "Butcher", wie Meijer von seinen Mitspielern als ausgebildeter Metzgermeister genannt wird, fest eingeplant.
"Wenn wir aufsteigen sollten, würde ich sogar mit nur einem Bein antreten." So lange der Motor läuft, will Meijer spielen, "und wenn Aachen mich noch haben will, hänge ich ein Jahr dran". Es wäre Meijers persönliches Highlight, "kurz vor der Weltmeisterschaft noch eine Runde durch alle neuen deutschen Stadien zu machen".
Für den Verein ist Meijer ("Nach Aachen zu kommen, war mehr eine Frage des Herzens als des Kopfes") ein Glücksfall. "Er ist ein Spieler, der Ausstrahlung hat, der rein über das Fußballspielen hinaus auch nach draußen zeigt und die letzten Jahre gezeigt hat, dass er Fußball lebt", sagte Vereins-Präsident Horst Heinrichs bei der Verpflichtung des damals 33-Jährigen. Meijer sei ein Typ, der Fans und Zuschauern am Tivoli Spaß mache, einer, "der sich mit allem, was er hat, für seinen Club einsetzt".
( Dietmar Fuchs, dpa )
Quelle: ntv.de