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Fischtown ist heiß auf den Titel Beim Überraschungsteam fallen alle Hemmungen

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Der souveräne Halbfinal-Erfolg gegen Top-Favorit Red Bull München lässt auch den Gegner staunen. Die beiden Bremerhavener Eishockey-Macher stehen vor der Krönung. Und die Spieler von Sensationsteam Fischtown Pinguins geben jede Zurückhaltung auf.

Als seine Spieler völlig erlöst und vor Freude übers Eis tanzten, strahlte selbst Thomas Popiesch. Der sonst so nüchterne Bremerhavener Trainer schüttelte ungläubig den Kopf und sonnte sich für einen Moment im Erfolg. Die Fischtown Pinguins schreiben weiter fleißig an ihrem Eishockey-Märchen - und brennen nun auf die Krönung. "Jetzt holen wir es uns, wir sind zu 100 Prozent bereit", sagte Jan Urbas, Topscorer des Überraschungs-Hauptrundensiegers bei MagentaSport. Und Klubmanager Alfred Prey erklärte: "Diese Mannschaft hat immer den Willen gehabt, etwas Besonderes zu schaffen. Das Selbstvertrauen ist immer weiter gewachsen."

Nach dem 3:0 gegen Titelverteidiger Red Bull München stehen die Bremerhavener schon nach dem fünften Spiel der Vorschlussrunde im Finale der Deutschen Eishockey Liga. In einer hochintensiven Serie zogen die Pinguins dem leicht favorisierten Titelverteidiger den Zahn - vor allem dank ihres außergewöhnlich guten Überzahlspiels.

"Wir sind unheimlich stolz und froh, dass wir es geschafft haben. Wir haben in den letzten Wochen gezeigt, dass wir eine hohe Qualität haben", schwärmte Trainer Popiesch bei buten un binnen. Der 58-Jährige hat mit einem der kleinsten Etats der Liga in dieser Saison einen Titelanwärter geformt - und bereitet diesen nun auf das Finale gegen die Eisbären Berlin oder die Straubing Tigers vor. "Normal ist das für uns noch nicht, deshalb musste ich mich nach dem Spiel schon etwas sammeln", sagte Popiesch.

Früh war klar, dass was gehen könnte

Kein Wunder. Für die Norddeutschen, die 2012 vor dem Aus im Profieishockey standen, ist es der erste Finaleinzug der Vereinsgeschichte. Anscheinend Grund genug, um bei überschwänglicher Freude kurz die Orientierung zu verlieren. Macher Prey, der nach 35 Jahren die Verantwortung bei den Pinguins zum 1. April abgegeben hatte, sprach schon von einer kommenden "Wahnsinns-Finalserie" gegen die Eisbären. Dabei waren die Hauptstädter zu diesem Zeitpunkt noch längst nicht durch.

Auch Trainer Popiesch steht aus privaten Gründen vor dem Abgang in Richtung Zweitligist Krefeld. Die beiden Pinguins-Macher können mit dem Meistertitel ihr langjähriges Werk krönen. Seit dem Aufstieg 2016 ging es immer weiter nach oben. "Wir haben diese Mannschaft kontinuierlich aufgebaut", erklärte Prey und beschrieb den Werdegang: "Zu Saisonbeginn haben wir gemerkt, was alles in der Mannschaft drinsteckt. Je weiter die Saison ging, desto mehr ist das Selbstvertrauen gewachsen."

"Sie hatten immer die richtige Antwort"

Wie stark die Pinguins mittlerweile sind, war im fünften Aufeinandertreffen sichtbar. Einmal mehr war Torhüter Kristers Gudlevskis unüberwindbar. 32 Schüsse parierte der Lette gegen das Star-Ensemble aus München und blieb zum zweiten Mal in der Halbfinal-Serie ohne Gegentreffer. Und vor dem gegnerischen Tor waren Phillip Bruggisser und Urbas eiskalt. "Sie hatten immer die richtige Antwort", sagte Münchens Manager Winkler.

So oder so: Die Bremerhavener werden auch in den bis zu sieben Endspielen an ihre Leistungsgrenze gehen müssen. Sie setzen dabei voll die Hilfe ihrer Anhänger, die sich seit Monaten verwundert die Augen reiben. "Das sind die besten Fans, die man sich wünschen kann. Unglaublich, wie viel Energie sie uns geben. Jetzt wollen wir alles versuchen, um ihnen etwas zurückzugeben", sagte Urbas. Sein Trainer will den Fokus nach den Feiern vom Mittwoch schnell wieder schärfen: "Die Spieler sollen den Moment genießen, das ist wichtig", sagte Popiesch, "und dann sollen sie sich erholen." Dem Märchen von der Waterkant fehlt schließlich noch ein Kapitel.

Quelle: ntv.de, tno/sid/dpa

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