Kreativlos, verunsichert, überhastet DHB-Team erkämpft Remis
20.01.2010, 20:21 UhrDie deutschen Handballer haben bei der EM in Österreich nach einer spektakulären Aufholjagd die zweite Pleite vermieden und die Chancen auf den Hauptrunden-Einzug gewahrt. Nach einer katastrophalen ersten Halbzeit mit einem 11:16-Rückstand erkämpfte sich das Team von Trainer Heiner Brand mit einem Kraftakt noch ein 34:34. Damit steht das DHB-Team am Freitag vor einem "Endspiel" um den Hauptrunden-Einzug gegen Rekord-Europameister Schweden (18.15 Uhr), der beim 24:27 (14:15) gegen Polen seine zweite Turnier-Niederlage kassierte.
Bester Werfer in einem spielerisch erneut schwachen, aber ungemein kampfstarken deutschen Team war Christoph Theuerkauf mit sieben Toren. Wie schon beim 25:27 im Eröffnungsspiel gegen Polen ragte bis zur hektischen Schlussphase erneut nur Torwart Johannes Bitter heraus, der sein Team vor der Pause mit zahlreichen Paraden vor einem noch höheren Rückstand bewahrte. Die Slowenen, Team des ehemaligen Kieler Meistertrainers Noka Serdarusic, verpassten zwar den zweiten Sieg, zogen aber ebenso wie die Polen vorzeitig in die Hauptrunde ein.
"Keine Hektik!"
"Es war teilweise schlimm, was wir in der ersten Halbzeit gemacht haben. Das war unglaublich. Es ist ein kleines Wunder, dass wir noch ein Unentschieden geschafft haben", sagte Brand, und auch Abwehrchef Oliver Roggisch war die Erleichterung nach dem Krimi anzusehen: "Wir haben wieder zwei Gesichter gezeigt. Nach einer wirklich schlechten ersten Halbzeit haben wir aber immerhin Moral gezeigt." Johannes Bitter war mit Blick auf die Aufholjagd auch etwas stolz. "Bei der Tour de France gibt es ein Trikot für den kämpferischsten Fahrer - das hätten wir hier verdient", sagte der Torwart.
Im Gegensatz zum Auftaktspiel brachte Brand Kapitän Michael Kraus von Beginn an. Für Stefan Schröder - der Hamburger erlitt gegen Polen einen Riss des Trommelfelles und ist bereits wieder zu Hause - durfte Christian Sprenger von Beginn an auf der Rechtsaußen-Position ran. Doch die DHB-Sieben spielte wie von allen guten Geistern verlassen.
Schlampige Abspiele, Kreativlosigkeit, Verunsicherung und überhastete Verlegenheitswürfe kennzeichneten das Spiel der deutschen Mannschaft, die schnell mit 0:4 in Rückstand geriet, ehe Brand in der ersten Auszeit nach neun Minuten beruhigend auf die Spieler einzureden versuchte: "Keine Hektik! Wir fangen jetzt ganz von vorne an."
Zäher Kampf bis zum Schluss
Doch das Debakel nahm seinen Lauf, auch nachdem Holger Glandorf nach 9:11 Minuten mit dem ersten deutschen Tor auf 1:4 verkürzt hatte. Nach zwölf Minuten stand es 2:7, nach 21 Minuten 5: 12. Danach sorgten Michael Müller und Torsten Jansen erstmals für zwei deutsche Tore nacheinander (22., 23.), doch postwendend folgte ein katastrophaler Fehlpass von Lars Kaufmann und ein weiteres einfaches Tor der Slowenen. Zum Ende der ersten Halbzeit stabilisierte sich das deutsche Team etwas und kam auf 11:16 heran.
In der zweiten Halbzeit wollte Brand mit der Einwechslung von Ersatztorwart Silvio Heinevetter sein Team wachrütteln, doch Slowenien hatte keine Mühe, den Gegner weiter auf Distanz zu halten - auch weil Torwart Gorazd Skof hervorragend hielt. In puncto Kampfkraft musste sich Brands Mannschaft allerdings erneut nichts vorwerfen lassen. So kämpfte sie sich in der 43. Minute bis auf drei, zwei Minuten später auf zwei (24:26) und in der 56. Minute sogar auf ein Tor (32:33) heran. Zwei Minuten vor dem Ende gelang Theuerkauf erstmals der Ausgleich (34:34).
Quelle: ntv.de, von Oliver Görz, sid