Medaillenjagd bei EM in Barcelona DLV-Team fit für den Rekord
27.07.2010, 10:18 Uhr
Sie sind bereit: Mit einer farbenprächtigen Abendshow vor dem Katalanischen Nationalmuseum sind in Barcelona die 20. Leichtathletik-Europameisterschaften eröffnet worden. Fahnenträger der deutschen Mannschaft war der Weitspringer Christian Reif.
(Foto: dpa)
18 Jahre nach den Olympischen Spielen ist Barcelona wieder bereit für ein großes Leichtathletik-Fest. Für die 20. Europameisterschaften mit insgesamt 47 Entscheidungen bis zum kommenden Sonntag und 1370 Teilnehmern haben sich die deutschen Athleten eine zweistellige Medaillenzahl vorgenommen - so wie 2006 in Göteborg.
Mit Stars wie Robert Harting und Ariane Friedrich, aber ohne Zehnkämpfer Pascal Behrenbruch streben die deutschen Leichtathleten bei den Europameisterschaften in Barcelona eine zweistellige Medaillenzahl an. Ansporn für das 73-köpfige Team sind die Erfolge bei der Weltmeisterschaft in Berlin vor einem Jahr mit neun Medaillen und das starke Abschneiden bei der Göteborger EM von 2006, als zehn Medaillen an deutsche Starter gingen. "Die Mannschaft ist leistungsstark und motiviert", sagte der Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, Thomas Kurschilgen.
Behrenbruch bleibt draußen
Nicht dabei war Behrenbruch. Seine letzten EM-Hoffnungen waren am Samstag vor dem Deutschen Sportschiedsgericht in Köln gescheitert. Die Richter lehnten den Antrag des 25-Jährigen auf eine nachträgliche Nominierung ab, weil auch sie es als erwiesen ansahen, dass er den Leistungsnachweis für die EM nicht erbracht hat.
Behrenbruch hatte zwar im Mai beim Meeting in Götzis mit 8069 Punkten die geforderte Norm übertroffen. Wegen eines Anrisses in der Plantarsehne war "das Gesundheitsrisiko eines EM-Starts aber zu groß", argumentierte Kurschilgen. Der Verband sieht sich durch das Urteil bestätigt. "Ich habe keine andere Entscheidung erwartet, da die Leistungssportabteilung des DLV den Fall sorgfältig abgewogen hat", sagte Präsident Clemens Prokop. Behrenbruch werde aber "bei kommenden großen Meisterschaften sein Potenzial noch zeigen können."
Geher Emeljanow holt ersten Titel
Die erste EM in Spanien begann aber nicht im modernisierten Olympiastadion, sondern bereits am frühen Morgen auf der Geher-Strecke rund um die berühmte Promenade "Ramblas". Der 19 Jahre alte Russe Stanislaw Emeljanow siegte über 20 Kilometer mit einer Zeit von 1:20,10 Stunden und großem Vorsprung vor dem favorisierten Alex Schwazer aus Italien (1:20,38) und Joao Vieira aus Portugal (1:20,49). Der einzige deutsche Starter Maik Berger (Berlin) belegte nach 1:25,01 Stunden den 16. Platz.
Weltmeister und Olympiasieger Waleri Borchin aus Russland hatte kurzfristig wegen einer Fußverletzung absagen müssen. Nach dem Vorbild der Berliner WM 2009 werden in Barcelona erstmals bei einer EM die fünf Entscheidungen im Gehen (3) und Marathon (2) in der Innenstadt ausgetragen.
Nadine Kleinert heute Abend im Ring
Mit Nadine Kleinert steigt heute ab 19.30 Uhr eine der großen deutschen Medaillenhoffnungen gleich am ersten von sechs Wettkampftagen in den Kugelstoß-Ring. Ihre Kollegin Petra Lammert ist neben Ralf Bartels und Jan Fitschen die einzige DLV-Medaillengewinnerin von Göteborg, die auch in Barcelona dabei ist. Fitschen, der Sensations-Europameister von 2006, ist diesmal im 10.000-Meter-Finale ab 21.05 Uhr nur Außenseiter.
Diskus-Hüne Robert Harting kann erst am letzten Wettkampftag am 1. August zum goldenen Wurf ausholen. Der einzige deutsche Weltmeister, der auch in Barcelona dabei ist, will bei der EM aber in erster Linie seine großen Rivalen besiegen. "Der Titel ist mir nicht so wichtig. Ich will nur den Esten Gerd Kanter, den Polen Piotr Malachowski und den Ungarn Zoltan Kövago schlagen. Die stehen in der Bestenliste diese Saison vor mir", sagte der 25-Jährige. 2009 hatte er Malachowski und Olympiasieger Kanter in Berlin besiegt.
Letzte EM mit vollem Programm
Barcelona meldete bereits vor dem ersten Wettkampf den ersten Rekord. 1370 Athleten sind die größte Teilnehmerzahl der 76-jährigen EM-Geschichte. Zum ersten Mal sind auch Starter aus allen 50 Mitgliedsländern des europäischen Verbandes EAA gemeldet. "Das ist ein Meilenstein für uns", sagte Generaldirektor Christian Milz. Das EM-Budget beträgt etwa 24 Millionen Euro. 3000 Medienvertreter und 2000 freiwillige Helfer sind rund um die 47 Entscheidungen dabei. "Die Zuschauer können sich auf eine fantastische Leichtathletik-Show freuen", meinte OK-Chef José Maria Odriozola.
Barcelona erlebt die letzten Europameisterschaften im bisherigen Zwei-Jahres-Rhythmus. Zwar werden die Titelkämpfe mit dem vollem Programm auch künftig im Jahr der Fußball-WM stattfinden, aber ab Helsinki 2012 gibt es künftig alle vier Jahre vor Olympia eine reduzierte EM ohne Mehrkampf, Marathon und Gehen.
Quelle: ntv.de, dpa/sid