Sport

Keine Spannung, nur Glücksspiel DLV kritisiert neue Regeln

Mit den neuen, getrimmten Leichtathletikregeln ist es schwieriger geworden, Prognosen abzugeben. Doch trotz aller Kritik daran wollen die deutschen Athleten bei der Team-EM in Portugal ganz vorne mitmischen.

Den neuen Regeln zufolge haben die Stabhochspringer nur noch maximal vier Fehlversuche.

Den neuen Regeln zufolge haben die Stabhochspringer nur noch maximal vier Fehlversuche.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Trotz der drohenden Hitzeschlacht und des Widerwillens gegen die radikale Regelreform will der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) bei der ersten Mannschafts-EM vorn mitmischen. "Es ist schwül und heiß mit Temperaturen um 30 Grad, nichts für mich", berichtete Herbert Czingon, DLV-Cheftrainer für die technischen Disziplinen, einen Tag vor der Europameisterschafts-Premiere am Wochenende im portugiesischen Leiria. "Mal sehen, wie die Athleten damit zurecht kommen."

Mit lautstarken Sprechchören "Berlin, Berlin, auf geht's nach Berlin" hatte sich die deutsche Mannschaft bei der Teamsitzung auf die EM-Premiere eingeschworen und dabei schon die Heim-WM im August im Blick. Alle sind hochmotiviert, vor allem die fünf Neulinge im 48-köpfigen Team. Kopfzerbrechen bereitet dem im nahen Wallfahrtsort Fatima einquartierten DLV nur, wie man bei diesem Härtetest für die WM in zwei Monaten mit den auf Zuschauerfreundlichkeit getrimmten Regeln umgeht. "Ich bin kein Freund davon. Einige Disziplinen wurden verkrüppelt, um sie für das Fernsehen kompatibler zu machen", kritisierte Czingon.

Kürzungen und Halbierungen für das Fernsehen

So werden die Fehlversuche im Hoch- und Stabhochsprung auf maximal vier begrenzt, das Starterfeld bei den Werfern sowie im Weit- und Dreisprung nach zwei Versuchen (insgesamt gibt es nur vier statt sechs) halbiert. "Man wollte die Spannung erhöhen, macht daraus aber ein Glücksspiel. Außerdem erhöhen die neuen Regeln den Druck auf die Athleten enorm", klagte Czingon. Der Europäische Leichtathletik-Verband (EAA) hält dagegen sein Pilotprojekt für zukunftstauglich. "Die Team-EM läutet eine neue Ära ein", sagte EAA-Präsident Hansjörg Wirz. "Europas Leichtathletik wird damit den Weg weisen und unseren Sport weiterentwickeln."

Der DLV nutzt die Mannschafts-EM in Leiria, um das Team vor der WM im August in Berlin noch einmal zusammenzuschweißen.

Der DLV nutzt die Mannschafts-EM in Leiria, um das Team vor der WM im August in Berlin noch einmal zusammenzuschweißen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Ungeachtet der heißen Diskussion um das neue EM-Format strebt der DLV im 24.000 Zuschauer fassenden "Estadio Magalhaes Pessoa" von Leiria einen Spitzenplatz an. "Es ist schwierig, Prognosen zu wagen, weil Männer und Frauen im Gegensatz zum alten Europacup gemeinsam gewertet werden", sagte DLV-Präsident Clemens Prokop. "Unser Ziel ist, unter die ersten Drei zu kommen." Der Gesamtsieg ist Russland wegen seiner starken Frauen, die in den letzten zwölf Jahren beim Europacup stets siegten, wohl kaum streitig zu machen.

Um Platz drei werden die deutschen Athleten vor allem mit Großbritannien und Frankreich kämpfen. "Für uns ist es ein ganz wichtiger Wettkampf, weil es die einzige Veranstaltung ist, bei der die Mannschaft vor der WM noch einmal zusammenkommt", sagte DLV-Sportdirektor Jürgen Mallow. "Wir wollen die EM nutzen, um den Teamgeist weiterzuentwickeln und gegen internationale Konkurrenz noch mehr Sicherheit zu gewinnen."

Quelle: ntv.de, Andreas Schirmer, dpa

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