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"Der Kopf ist am Ende" DSV-Adler segeln frisch rasiert ins Saisonende

Eisenbichler hatte sich vergeblich den deutschen Rekord vorgenommen.

Eisenbichler hatte sich vergeblich den deutschen Rekord vorgenommen.

(Foto: REUTERS)

Bundestrainer Stefan Horngacher möchte nicht zurücktreten, aber vieles ändern. Denn hinter den deutschen Skispringern liegt eine wechselhafte Saison. Es ist die schwächste Saison seit elf Jahren. Immerhin gelingt in Planica ein solider Abschluss.

Andreas Wellinger zog es auf die heimische Couch, Markus Eisenbichler winkte erschöpft in die Kamera: Nach dem versöhnlichen Ende einer enttäuschenden Saison war bei den deutschen Skispringern der Akku endgültig leer. "Der Kopf ist am Ende. Ich bin froh, dass die Couch ruft", sagte Wellinger, der in Planica mit Rang neun zum Abschluss einer kräftezehrenden Saison noch einmal zufrieden sein durfte.

Wie Wellinger flog auch der frisch rasierte Eisenbichler (11.) im letzten Sprung der längsten Saison der Geschichte noch einmal auf starke 240,5 Meter und ging mit einem guten Gefühl in die Pause. "Ciao, bis nächstes Jahr", rief Eisenbichler einen Tag vor seinem 32. Geburtstag in die Kamera und verteilte Handküsse. Weil der Bayer den erhofften deutschen Rekord (248,0 Meter) verpasst und damit eine Wette verloren hatte, war er ohne den gewohnten Bart an den Start gegangen.

Mann des Wochenendes war aber Stefan Kraft. Der Österreicher feierte am Marathon-Samstag Siege im Einzel und mit dem Team, am Sonntag reichte dann Rang drei hinter den Lokalmatadoren Timi Zajc und Anze Lanisek zum Triumph im Skiflug-Weltcup. Der vor dem Wettkampf noch führende Norweger Halvor Egner Granerud kam nicht über Rang 13 hinaus, durfte sich aber mit der großen Kristallkugel für den Triumph im Gesamtweltcup trösten.

Die übrigen DSV-Adler hatten auch am Sonntag nichts mit den vorderen Platzierungen zu tun. Constantin Schmid (22.), der ehemalige Skiflug-Weltmeister Karl Geiger (23.) und Pius Paschke (27.) lagen deutlich zurück. "Jeder ist froh, wenn es jetzt vorbei ist. Das war gefühlt die längste Saison meines Lebens, und ich bin schon lange dabei", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher.

"Versuchen, wieder in die richtige Spur zu finden"

Horngachers Gesamtbilanz fiel nach fünf Monaten eher ernüchternd aus: Mit nur zwei Siegen und acht Podestplätzen verbuchten die DSV-Adler ihre schwächste Saison seit elf Jahren. Weniger Siege hatte es zuletzt 2011/12 (1) gegeben, weniger Podestplätze 2010/11 (6). Rang fünf in der Nationenwertung bedeutete sogar die schlechteste Platzierung seit 15 Jahren.

Aufgewertet wurde die Bilanz einzig durch die WM in Planica, wo Wellinger und Geiger Silber und Bronze von der Normalschanze geholt hatten. Spekulationen um einen Rücktritt erteilte Horngacher eine Absage. "Ich werde weitermachen, ja", sagte der Österreicher in der ARD.

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Horngacher kündigte aber an, im Sommer ein neues Trainingskonzept erstellen zu wollen. "Wir werden an verschiedenen Schrauben drehen und versuchen, wieder in die richtige Spur zu finden", sagte der 53-Jährige, der durchaus selbstkritisch war: "Es gibt immer Dinge, die man sich auf die Kappe schreiben kann."

Rückendeckung erhielt er von Sven Hannawald. "Ich lege mich fest: Unter Stefan Horngacher wird der nächste deutsche Tourneesieger kommen", sagte Hannawald, der 2001/02 als bislang letzter Deutscher die Vierschanzentournee gewonnen hatte. Im nächsten Winter soll nun ein neuer Anlauf folgen - bis dahin geht es aber erst einmal für ein paar Tage auf die Couch.

Quelle: ntv.de, tsi/sid

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