Große Schanze - keine Chance DSV-Team nur auf Platz acht
25.02.2007, 12:38 UhrErst feierte Simon Ammann einen glanzvollen WM-Triumph im Einzel, dann jubelte "Felix Austria" über Gold im Mannschaftsspringen: Bei der Flugshow des kleinen Schweizers und des österreichischen Quartetts standen die deutschen Skispringer ohne ihren verletzten Top-Springer Michael Uhrmann auf verlorenem Posten und zogen nach dem schlechtesten WM-Ergebnis seit 14 Jahren mit hängenden Köpfen von dannen. Platz acht im Team-Wettbewerb und Rang 15 für Jörg Ritzerfeld lautete die enttäuschende Bilanz der Wettbewerbe auf der Großschanze von Sapporo. "Wir sind dort gelandet, wo wir schon die gesamte Saison ohne Uhrmann gestanden haben. Er ist nicht zu ersetzen. Die Enttäuschung hält sich in Grenzen", sagte DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller.
Trotz des schwachen Abschneidens will der DSV vorerst keine Trainerdiskussion führen. "Wir werden mit Peter Rohwein als Cheftrainer bis 2010 weiter machen. Daran ändert auch dieses Ergebnis nichts. Er hat nicht nur Fehler gemacht, sondern auch viel Gutes. Aber wir werden nach der Saison noch einmal alles beleuchten und dann die richtigen Entscheidungen treffen", erklärte Pfüller.
162,6 Punkte betrug der Rückstand des DSV-Quartetts Stephan Hocke, Tobias Bogner, Jörg Ritzerfeld und Martin Schmitt auf die jubelnden Österreicher, die sich mit 1000,2 Zählern klar vor Norwegen (953,3) und Gastgeber Japan (905,9) durchsetzten. "Man muss die Kirche im Dorf lassen. Bei optimalem Verlauf wäre Platz fünf drin gewesen, aber es hat nicht sollen sein, weil einige ihr Potenzial nicht abgerufen haben", kommentierte Bundestrainer Peter Rohwein das schwache Abschneiden.
Schmitt auf Platz 30
Bereits am Samstag waren die DSV-Springer der Spitze meilenweit hinterher geflogen. Während sich Ammann fünf Jahre nach seinem Doppel-Olympiasieg mit zwei Zehntelpunkten Vorsprung vor Harri Olli (Finnland) wieder zum "König der Lüfte" krönte, waren Schmitt & Co. bedient. "Was ich hier gezeigt habe, ist völlig indiskutabel", haderte der Routinier aus Furtwangen nach seinem 30. Platz. 24 Stunden später konnte er sich mit einer ordentlichen Leistung im Team-Wettbewerb zwar rehabilitieren, dafür patzten andere. "Man muss das so hinnehmen. Persönlich kann ich zufrieden sein", sagte Schmitt.
Vor allem WM-Debütant Tobias Bogner musste kräftig Lehrgeld zahlen. "Er ist hier nicht zum Fliegen gekommen. Vielleicht war das alles ein bisschen viel für den Kleinen, aber wir hatten keine Alternative", begründete Rohwein den WM-Einsatz des 16 Jahre alten Schülers aus Berchtesgaden. Dieser war nach dem vorletzten Platz im Einzel "brutal enttäuscht" und auch mit seinem Auftritt im Mannschaftsspringen unzufrieden. "Ich bin noch nie auf einer Schanze gesprungen, wo Fehler so bestraft werden. Ich bin hier ziemlich bestraft worden", stellte der Youngster fest.
Neuanfang
Das deutsche Team hofft nun auf einen Neuanfang beim Wettbewerb auf der Normalschanze am kommenden Samstag. "Ich denke, da werden wir eher zurecht kommen", meinte Schmitt. Auch Rohwein hofft auf den Aufschwung. "Ich denke, da werden die Platzierungen besser sein", erklärte der Coach, der sich den Spruch "Für Uhri" auf die Wange geschrieben hatte. Uhrmann war am gleichen Tag in Murnau erfolgreich am rechten Mittelfuß operiert worden. "Die Verletzung war schwerer, als wir es zunächst befürchtet hatten", sagte Mannschaftsarzt Christof Rühl.
Alle fünf Mittelfußknochen waren ausgekugelt und mussten operativ wieder in Position gebracht werden. Nach Angaben des operierenden Arztes Volker Bühren verlief der zweistündige Eingriff planmäßig. Uhrmann äußerte sich danach optimistisch: "Mein Fernziel ist die nächste Saison, da möchte ich wieder voll angreifen."
Von Eric Dobias, dpa
Quelle: ntv.de