Nach Olympia-Fiasko DSV droht neuer Ärger
08.11.2008, 11:43 UhrDeutschlands Schwimmern drohen nach den enttäuschenden Ergebnissen von Peking neue Rückschläge. "Der adidas-Vertrag ist nicht gesichert für die Zukunft", sagte Christa Thiel, die mit großer Mehrheit wiedergewählte Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), am Samstag beim DSV-Verbandstag in Rostock- Warnemünde. Ein Wegfall des bis Ende 2009 laufenden Vertrages, der dem DSV jährlich rund eine Million Euro bringt, würde den finanziell gerade gesundeten Verband ins Mark treffen.
Ärger bereitet zudem das Weltcup-Finale am kommenden Wochenende in Berlin. Das Gros der deutschen Spitzenschwimmer hat für den internationalen Höhepunkt im eigenen Land nicht gemeldet. Thiel befürchtet negative Auswirkungen auf die Verhandlungen um einen neuen Fernsehvertrag.
Stars verschmähen Weltcup
Grund für den möglichen Ausstieg des Hauptsponsors ist die öffentliche Kritik einiger Athleten am adidas-Schwimmanzug im Vorfeld der Olympischen Spiele. Am 17. November stehen die entscheidenden Verhandlungen an. Ein Kurzbahn-Weltcup im eigenen Land ohne deutsche Stars dürfte die Ambitionen eines Sponsors zudem nicht positiv befördern und zugleich die internationale Reputation des deutschen Schwimmsports weiter beschädigen. Der in Warnemünde anwesende Präsident des Schwimm-Weltverbandes FINA, Mustapha Larfaoui, dürfte den Start-Verzicht mit Erstaunen zur Kenntnis genommen haben.
Christa Thiel soll Deutschlands Schwimmer zu erfolgreichen Olympischen Spielen in London 2012 führen. Die seit 2000 amtierende Juristin wurde von den Delegierten mit 349 Ja- bei 46 Nein-Stimmen für weitere vier Jahre im Amt bestätigt. "Wir stehen vor einem Neuanfang und müssen aus den Fehlern von Peking lernen", sagte Christa Thiel.
Bach träumt von Leuchttürmen
Unterstützung bekam der DSV, der mit neuen Strukturen den Weg in eine bessere Zukunft sucht, von Thomas Bach, dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und Vizepräsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). "Sie haben Ihre Analysen ehrlich getroffen, sie haben nicht versucht, die Schuld auf Dritte zu schieben", sagte Bach als Gastredner in Warnemünde mit Blick auf das insgesamt schlechte Abschneiden der deutschen Schwimmer bei Olympia in Peking: "Das verdient Anerkennung und Respekt." Er hoffe, so Bach, dass die Schwimmer "in London wieder einer der Leuchttürme unserer Olympia-Mannschaft sind".
Lutz Buschkow, erfolgreicher früherer Bundestrainer Springen und noch in Peking als für alle DSV-Sparten zuständiger Sportdirektor verpflichtet, steht vor einer Herkulesaufgabe. "Im Schwimmen hat sich der Abwärtstrend seit 1992 kontinuierlich fortgesetzt. Darüber können auch die zwei Goldmedaillen von Britta Steffen nicht hinwegtäuschen", sagt Buschkow, "wir sind in großen Bereichen weit weg von der Weltelite." Für Buschkow steht als nächstes das Wettkampfsystem auf dem Prüfstand, mehr Training, mehr Wettkämpfe sollen die Schwimmer wieder nach vorne bringen.
Quelle: ntv.de