"Zweiter ist scheiße" Dänemark will seine EM-Party vergolden
24.01.2014, 14:35 Uhr
Mission Gold: Für den dänischen Topstar Mikkel Hansen gibt es nur ein Ziel.
(Foto: AP)
Bislang läuft für Gastgeber Dänemark bei der Handball-EM alles nach Plan. Die Mannschaft um Superstar Mikkel Hansen spaziert leicht und locker ins Halbfinale des Heimturniers. Dort wartet mit Kroatien ein echter Härtetest. Doch es zählt nur noch der Titel.
Partystimmung in den Hallen, Rekordquoten im TV - und selbst Kronprinz Frederik ist verzückt: Der beeindruckende Siegeszug der Handballer bei der Heim-EM versetzt ganz Dänemark in den Ausnahmezustand. Vor dem Final-Wochenende erwartet jeder die Wiederholung des Titels von 2012. "Wir auch", sagt Bundesliga-Torschützenkönig Hans Lindberg vom HSV Hamburg selbstbewusst: "Zweiter ist scheiße."
Tatsächlich scheint sich die Mannschaft um Superstar Mikkel Hansen bei ihrer Mission Gold durch nichts und niemanden aufhalten zu lassen. Selbst im sportlich unbedeutenden letzten Hauptrundenspiel gegen Island zelebrierte Danish Dynamite Handball vom Feinsten und zerlegte den Gegner nach allen Regeln der Kunst mit 32:23. Es war der sechste Sieg im sechsten Spiel.
Einzigartige Atmosphäre
Damit ist Dänemark vor dem Halbfinal-Duell gegen Kroatien am Freitag (21.00 Uhr/Sport1) das einzige noch ungeschlagene Team im Turnier. Selbst Olympiasieger Frankreich und Weltmeister Spanien, die sich im ersten Halbfinale (18.30 Uhr/Sport1) gegenüber stehen, leisteten sich bereits je einen Ausrutscher. "Ich tippe auf ein Finale zwischen Dänemark und Frankreich, mit leichten Vorteilen für die Dänen. Das Team wird von dieser einzigartigen Atmosphäre geradezu getragen", sagte Bundestrainer Martin Heuberger.
Auch die deutschen Handballer blicken dem Wochenende mit Spannung entgegen: Am Sonntag werden in Herning die Playoff-Paarungen für die WM 2015 in Katar gezogen. Weil das deutsche Team bei der Auslosung in Topf 2 eingeteilt wurde, drohen in der WM-Qualifikation starke Gegner wie Polen, Island, Ungarn oder Schweden.
Dänen-Coach Ulrik Wilbek warnt dagegen vor zu viel Euphorie. Ihm passt es gar nicht, dass überall schon vom möglichen Finale gegen die Franzosen um den Ex-Kieler Nikola Karabatic geträumt wird.
Die große EM im kleinen Land
Im kleinen Königreich dreht sich dieser Tage alles um die große EM im eigenen Land. 14.000 Zuschauer verwandeln die Jyske Bank Boxen in Herning regelmäßig in eine rot-weiße Partyhölle - auch Kronprinz Frederik und Dänemarks Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt. "Für das Finalwochenende hätten wir auch hunderttausende Karten verkaufen können", sagte Verbandspräsident Per Bartelsen der "Handballwoche".
Auch die TV-Quoten sind gigantisch. So hockten beim dänischen Hauptrundenspiel gegen Spanien (31:28) in der Spitze 2,1 der knapp 5,6 Millionen Dänen vor dem Fernseher, was einem Marktanteil von 75 Prozent entspricht. Handball ist in Dänemark längst Nationalsport, liegt in der Popularität sogar vor Fußball. "Wir erleben hier unglaubliche Tage, über die man noch in Jahren sprechen wird - so wie Deutschland im Jahr 2007", sagte Trainer Wilbek, der am Wochenende besonders im Fokus steht.
Nach dem Turnier wird sich der 55-Jährige, der als einziger Coach weltweit bereits mit Frauen und Männern Europameister wurde, ganz auf seine Arbeit als Sportdirektor des Verbandes konzentrieren. Mit einem erneuten Triumph könnte er sich nach den EM-Titeln von 2008 und 2012 zum Abschied unsterblich machen.
Quelle: ntv.de, Christoph Stukenbrock, sid