Reim droht Dopern mit Boykott Danckert: "Förderung streichen"
19.07.2007, 10:38 UhrDer Sportausschuss-Vorsitzende im Deutschen Bundestag, Peter Danckert (SPD), hat scharfe Konsequenzen aus dem neuen Dopingfall im deutschen Radsport gefordert. Zugleich begrüßte er den Ausstieg von ARD und ZDF aus der Tour de France-Berichterstattung. "Man sollte die Übertragung von Radsportveranstaltungen dauerhaft aussetzen, falls unter den Radsportlern kein Mentalitätswechsel einsetzen sollte", sagte der SPD-Politiker der "Berliner Morgenpost".
Basis entziehen
"Vielleicht muss man ihnen zunächst die Basis, also Medienpräsenz und Sponsoring nehmen. Statt Zuckerbrot und Peitsche brauchen die scheinbar erst mal nur noch Peitsche", erklärte Danckert. Zuvor war bekannt geworden, dass T-Mobile-Fahrer Patrik Sinkewitz vor der Tour positiv getestet worden war.
Sportförderung streichen
Danckert forderte, Dopingsündern die Sportförderung zu streichen. Zugleich kritisierte er die Veranstalter der Tour de France: "Wenn wir wollen, dass das Ganze ohne Doping passiert, dann müssen Etappen gestrichen und mehr Pausen eingelegt werden."
Kein Geld für Rad-WM
Für die geplante Rad-Weltmeisterschaft in Stuttgart müssten die vorgesehenen Gelder des Bundes gesperrt werden, sagte Dankert im Deutschlandfunk. "Die öffentlichen Mittel sind nicht nur in Frage gestellt, auf die muss wohl Stuttgart da verzichten. Das ist jedenfalls meine Auffassung." Das Parlament habe die Mittel bewilligt. Bei der Exekutive liege auch die Verantwortung dafür. "Und das gilt auch für den Radsport insgesamt und auch für andere Sportarten." Die Frage, ob öffentliche Mittel für den Leistungssport insgesamt in Frage stünden, beantwortete der SPD-Politiker mit "eindeutig ja".
Konsequenzen auch für andere Sportarten
Die Intendantin des RBB, Dagmar Reim, hat Konsequenzen für die gesamte Sportberichterstattung nicht ausgeschlossen. Man könne sich nicht vorstellen, dass allein im Radsport gedopt werde, so Reim.
Schenk "Geld rausholen"
Die ehemalige Präsidentin des Bundes Deutscher Radfahrer, Sylvia Schenk, hat unterdessen die Reaktion der öffentlich-rechtlichen Sender begrüßt. Schenk sagte im Inforadio des rbb, finanzieller Druck könne bewirken, dass Doping im Sport aufhört.
"Immerhin kostet ja Doping eine Menge Geld, und es sind die Sponsoren und die Fernsehsender, die das Geld in den Sport bringen, also offensichtlich muss man erst das Geld rausholen, damit ein Nachdenken einsetzt und damit die finanziellen Möglichkeiten gar nicht mehr so da sind zu dopen", sagte Schenk.
"Ich würde die Köpfe austauschen"
Die frühere BDR-Präsidentin forderte zugleich personelle Konsequenzen: "Jetzt sollten wir mal mit dem Radsport anfangen und dort ein Signal setzen, weil der Leidensdruck da sicherlich mit am größten ist, und ich würde die Köpfe austauschen. Solange immer noch Köpfe da sind, die jahrelang in dem System waren und es offensichtlich auch noch weitertragen, wird sich nichts ändern."
Kritik am Ausstieg
Patrice Clerc, Präsident der Tour-Organisation ASO, hat unterdessen die Reaktion von ARD und ZDF kritisiert. Es sei schon paradox. Es werde ein Rennen bestraft, obwohl es große Entschlossenheit im Kampf gegen Doping zeige.
Quelle: ntv.de