Zurück bei "seinen" Patriots Das undenkbare Duell des Tom Brady
03.10.2021, 08:05 Uhr
Brady ist jetzt der Gegner.
(Foto: USA TODAY Sports)
20 Jahre lang spielt Tom Brady bei den New England Patriots. Es sind 20 unfassbar erfolgreiche Jahre. Wenn der NFL-Superstar nun ins Gillette Stadium zurückkehrt, ist er plötzlich der Gegner. Lange war das völlig unvorstellbar. Und nun kann er auch noch direkt einen Rekord klarmachen.
Vor dem inneren Auge kann Tom Brady alles sehen, kann alles spüren, alles fühlen. "Ich weiß, wie der Wind weht. Ich weiß, wie es dort riecht", sagt der Footballstar vor seiner Rückkehr ins Gillette Stadium, wo er mit den New England Patriots 20 unvergleichliche Jahre verbrachte. Erstmals nach dem Abschied tritt der 44-Jährige als Quarterback der Tampa Bay Buccaneers in Foxborough an, dazu als Champion - und ihm winkt auch noch ein Rekord.
Es gibt viele Spekulationen, warum vor gut eineinhalb Jahren die Ehe zwischen Brady, den Patriots, Trainer Bill Belichick und Klubbesitzer Robert Kraft endgültig zerbrach, trotz sechs gemeinsamer Super-Bowl-Gewinne. Und die Umstände ärgern nach wie vor die Fans, auch einen gewissen Thomas Edward Brady, der 77-jährige Vater der NFL-Legende meldete sich zuletzt kritisch zur Trennung zu Wort.
"Sollte Tom Sr. sich weiterhin ohne ausdrückliche schriftliche Zustimmung im Namen seines Sohnes äußern, behält sich der Junior das Recht vor, ihn gegen seinen Willen in ein Heim zu bringen", scherzte daraufhin der Sohn über den "besten Dad der Welt". Brady wäscht keine schmutzige Wäsche, die Gegenseite allerdings auch nicht.
"Nichts, was Tom tut, überrascht mich"
Belichick musste natürlich zuletzt permanent zum anstehenden Duell (22.25 Uhr MESZ) Rede und Antwort stehen. "Was ist los? Gibt es diese Woche irgendwelche Geschichten?", fragte der Headcoach zu Beginn einer Pressekonferenz und lächelte breit. Dann verneigte sich der 69-Jährige so tief er nur konnte. "Nichts, was Tom tut, überrascht mich", sagte Belichick: "Er hat davon gesprochen, bis 50 zu spielen. Wenn es jemand kann, dann wahrscheinlich er." Überhaupt gebe es "nicht genügend Superlative, um ihm ein Kompliment zu machen".
Warum hat der Klub den unumstritten Besten aller Zeiten dann gehen lassen? Es heißt, Belichick habe damals geglaubt, Brady spiele nicht mehr lange und einen Neustart gewollt. Ziemlich sicher ist, dass sich die Patriots nicht hartnäckig genug um ihn bemühten. Stimmt nicht, sagt Belichick, Tampa sei einfach die "bessere Option" gewesen.
Wohl wahr. Brady holte direkt im ersten Anlauf den Titel mit den Buccaneers, New England verpasste erstmals seit zwölf Jahren die Playoffs. Im kühlen Norden ging es bergab, unter der Sonne Floridas bergauf. Auch das macht das Wiedersehen so prickelnd. "Ich werde nicht unbedingt in Erinnerungen schwelgen", sagt Brady. Er habe "viel Respekt" vor der gemeinsamen Vergangenheit und denke gerne an diese "großartige Zeit" zurück. Brady ist ein Gentleman, und ein Profi.
Auf den Tribünen wird das mit den Erinnerungen sicher etwas anders sein. Die Fans der Patriots, die einen schmerzhaften Nachmittag vor sich haben, erlebten mit Brady viele Rekorde, und beim nächsten sind sie auch dabei. Der Spielmacher steht bei 80.291 Passing Yards, nur der zurückgetretene Drew Brees (80.358) hat mehr. Schlappe 68 fehlen. "Ich bin dafür, dass Brady das im ersten Play klarmacht", sagte Brees, früherer Quarterback der New Orleans Saints: "Es wird ohne Zweifel sehr schnell gehen."
Quelle: ntv.de, ara/sid