Platz zehn statt WM-Medaille Debakel für DSV-Springer
28.02.2009, 20:10 UhrDem Höhenflug von Martin Schmitt folgte der brutale Absturz im Team: Mit einem desaströsen Auftritt im Mannschafts-Wettbewerb haben die deutschen Skispringer nur 24 Stunden nach dem umjubelten Silber-Gewinn von Schmitt ihre Bilanz bei den nordischen Weltmeisterschaften in Liberec getrübt.
Das DSV-Quartett mit Michael Neumayer, Stephan Hocke, Michael Uhrmann und Schluss- Springer Schmitt schied am Samstag als Zehnter bereits nach dem ersten Durchgang aus und sorgte damit für das schlechteste Ergebnis seit 1993 in Falun, als es nur zu Rang elf langte. "Das ist wie in einem schlechten Film. Ich gehe aber davon aus, dass es nur eine Momentaufnahme ist", sagte Bundestrainer Werner Schuster.
Gold an Österreich
Als sich die deutschen Springer im Dauerregen von Liberec wie begossene Pudel auf den Weg in ihre Unterkunft gemacht hatten, sicherte sich Österreich zum dritten Mal nacheinander den Titel. Mit 1034,3 Punkten verwies das Austria-Quartett Norwegen (1000,8) und Japan (981,2) auf die Plätze. Für Wolfgang Loitzl war es das insgesamt sechste Gold, mit dem er zum erfolgreichsten Skispringer der WM-Geschichte avancierte.
Während seine Landsleute jubelten, stand Schuster das Entsetzen über das ernüchternde Ergebnis für die deutsche Mannschaft ins Gesicht geschrieben. "Es war eine Anhäufung von individuellen Fehlern, die zu diesem sportlichen Super-GAU geführt haben. Es tut weh und ist schade, hier mit leeren Händen dazustehen. Unser WM-Ziel, eine Medaille, haben wir erreicht. Aber es hätte uns gut zu Gesicht gestanden, wenn wir heute eine gute Platzierung gemacht hätten", bilanzierte der Bundestrainer.
"Tag zum Vergessen"
"Das ist ein Tag zum Vergessen. Es ist mannschaftlich nichts zusammengelaufen. Das ist sehr enttäuschend für uns. Ich habe keine Erklärung", sagte Schmitt. Der Vize-Weltmeister auf der Großschanze hatte mit einem Hüpfer auf 112,5 Meter das vorzeitige Aus besiegelt. "Das trübt natürlich die Laune und ist ziemlich hart."
Schon zum Auftakt geriet das DSV-Team durch Neumayer, der auf 121,5 Meter kam, ins Hintertreffen. Danach stürzte Hocke bei 113 Metern ab. "Neumayer hat gleich acht Meter verloren, danach hat Hocke gedacht, jetzt hole ich das auf. Es war ein Schneeball-Effekt", sagte Schuster. Einzig Uhrmann erfüllte mit 121 Metern die Erwartungen, ehe der am Vortag gefeierte Schmitt mit seinem schlechtesten Sprung bei den Titelkämpfen für lange Gesichter sorgte. "Einzig Uhrmann ist heute in dem Rahmen gesprungen, was er kann. Die anderen haben überzogen", befand Schuster.
Schuster mahnt zu Gelassenheit
Dabei waren die Erwartungen nach dem Medaillen-Gewinn durch Schmitt vor dem Wettbewerb noch einmal gestiegen. "Auf diesen Tag hat sich jeder gefreut. Die Jungs wollten gemeinsam etwas erreichen. Vielleicht wollten sie den absoluten Glanzpunkt setzen", sagte Schuster, der den Stab jedoch nicht über sein Team brechen wollte: "Gestern war nicht alles Super und heute ist nicht alles Scheiße."
Quelle: ntv.de