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"Atme Gojo, atme!" Debütant Gojowczyk schafft Tennis-Wunder

"Was für ein Gefühl": Peter Gojowczyk nach seinem Tennis-Coup in Frankreich.

"Was für ein Gefühl": Peter Gojowczyk nach seinem Tennis-Coup in Frankreich.

(Foto: imago/Paul Zimmer)

Mit einem Sensationssieg gegen Tennisstar Jo-Wilfried Tsonga verzückt Außenseiter Peter Gojowczyk das deutsche Davis-Cup-Team. Obwohl ihn Krämpfe plagen, das Publikum gegen ihn ist, glückt ihm der Coup in Frankreich. Anschließend stammelt er: "Unglaublich."

Kaum zwei Wochen ist es her, da haderte Peter Gojowczyk mit sich und der Tennis-Welt. Beinahe um den halben Erdball war der Münchner bis nach Guadalajara in Mexiko geflogen, musste jedoch bereits nach einem Match wieder die Heimreise antreten. Gojowczyk unterlag gegen Takanyi Garanganga aus Zimbabwe deutlich. Jahre entfernt schien eine Davis-Cup-Großtat, wie sie dem 24-Jährigen am Freitag in Frankreich gelang. Nach 4:19 Stunden verwandelte Gojowczyk in Nancy seinen dritten Matchball gegen den früheren Finalisten der Australian Open, Jo-Wilfried Tsonga.

Gojowczyksiegte am Ende durch puren Willen.

Gojowczyksiegte am Ende durch puren Willen.

(Foto: imago/PanoramiC)

Von Krämpfen geplagt, mit 5000 lärmenden Zuschauern gegen sich vollbrachte der Davis-Cup-Debütant ein kleines Tennis-Wunder. Wer hätte schon damit gerechnet, dass die Nummer 119 des Rankings eine Chance gegen den Weltranglistenzwölften besitzt? Gojowczyk selbst schien sein Triumph die Sprache verschlagen zu haben. "Unglaublich", stammelte er immer wieder, "was für ein Gefühl". Dabei sei es ihm im fünften Satz nur noch darum gegangen zu atmen. "Es ist einfach überragend, dass ich den zweiten Punkt für Deutschland geholt habe", sagte Gojowczyk. Nach dem 5:7, 7:6 (7:3), 3:6, 7:6 (10:8) und 8:6 stand das Tor zum Halbfinale gegen Tschechien weit offen.

Auch Teamchef Carsten Arriens verneigte sich tief vor seinem Schützling, dem er trotz einer Schwächephase auf der ATP-Tour das Vertrauen geschenkt hatte. "Wie er gegen einen der ganz Großen gegengehalten hat, davor habe ich die allergrößte Hochachtung. So etwas habe ich selten gesehen", sagte der Bundestrainer.

Schlüsselspiel gegen Nadal

Schon einmal hatte Gojowczyk in diesem Jahr die Experten erstaunt - im Januar in Doha/Katar. Das Turnier war so etwas wie ein Schlüsselereignis für ihn gewesen. Als Qualifikant schlug er den Augsburger Philipp Kohlschreiber, ehe er erst im Halbfinale an Rafael Nadal scheiterte. Einen Satz nahm Gojowczyk dem Weltranglisten-Ersten damals ab.

"Dieses Spiel war heute eine große Hilfe", sagte "Gojo" nach seinem Sieg gegen Tsonga, "da habe ich gesehen, dass ich nicht weit weg von den Top-Spielern bin." Auch bei den Australian Open gelang ihm dank seines starken Aufschlags und den druckvollen Grundschlägen der Sprung ins Hauptfeld, doch nach dem Sieg beim darauffolgenden Challenger in Heilbronn riss Gojowczyks Erfolgsserie. Bereits auf dem Rückflug von Melbourne hatte er sich einen Virus eingefangen, "aber ich wollte unbedingt weiterspielen", sagte er.

Zum Turnier in Rotterdam sei er mit Fieber gefahren. Es sollte der Auftakt einer Serie von fünf Niederlagen gegen teilweise völlig unbekannte Spieler werden. Takanyi Garanganga aus Zimbabwe, die Nummer 308 im Ranking, war der bislang letzte Stolperstein. Weitere werden folgen, der Weg in die Weltspitze ist mit ihnen gepflastert. Bringt Gojowczyk jedoch die Leidenschaft aufs Feld, mit der er Tsonga bezwang, wird Platz 99 aus dem Januar schon bald nicht mehr seine höchste Position in der Weltrangliste sein.

Quelle: ntv.de, Cai-Simon Preuten, sid

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