"Ich realisiere es noch nicht" Der "König von Köln" regiert die Welt des Handballs
29.01.2024, 11:46 Uhr
Nikola Karabatic, Handball-Ikone.
(Foto: IMAGO/Maximilian Koch)
Die Teamkollegen drücken ihre Anerkennung aus, der Nationaltrainer ist voll des Lobes: Nikola Karabatic hat auch der Handball-EM 2024 seinen Stempel gedrückt. Zum elften Mal führt der 39-Jährige die Franzosen zu einem großen Titel. Ein Ziel wartet aber noch.
Nikola Karabatic war einer der letzten. Noch weit nach dem Schlusspfiff des Final-Thrillers gegen Dänemark, seinem letzten Akt auf der großen EM-Bühne, turnte der neue "König von Köln" über das Spielfeld der Lanxess Arena. Karabatic schrieb Autogramme, knipste Selfies und genoss die goldenen Momente nach dem Triumph mit seinen Franzosen wie kein Zweiter. "Es ist so unwirklich. Ich realisiere es noch nicht, ich fühle mich wie auf einer kleinen Wolke", sagte Karabatic: "Es ist einfach magisch. Wenn man ein Spitzensportler ist, träumt man davon, Momente wie diese zu erleben."
Karabatic hat von diesen Momenten schon einige erlebt. Denn bereits in den Jahren 2006, 2010 und 2014 hatten die Franzosen auf europäischer Ebene triumphiert - bei jedem Titel stand Karabatic auf dem Parkett. Diesmal war es aber selbst für ihn besonders, war das Endspiel am Sonntag (33:31 nach Verlängerung) doch sein 80. (!) und zugleich letztes EM-Spiel.
Mit einem breiten Siegerlächeln stemmte Karabatic die goldene EM-Schale in die Luft, dann sang er die Marseillaise hingebungsvoll mit. "So einen Last Dance wünsche ich mir auch zum Ende meiner Karriere", sagte Teamkollege Kentin Mahé und bezeichnete den dreifachen Welthandballer als "absolutes Vorbild. Wenn wir sehen, wie der sich reinhaut." Es sei eine "absolute Ehre", mit ihm zusammenzuspielen.
Paris ist für Karabatic (noch) kein Thema
Reingehauen hat sich Karabatic auch bei der EM wieder. Meist stand er mit seinen 39 Jahren in der Startformation von "Les Experts", avancierte zwischenzeitlich zum EM-Rekordschützen, ehe Dänemarks Mikkel Hansen im Finale wieder um ein Tor vorbeizog - was Karabatic angesichts der einmal mehr erweiterten wahnwitzigen Titelsammlung egal sein dürfte: vier EM-Titel, viermal WM-Gold und drei Olympiasiege. Von den drei Champions-League-Siegen ganz zu schweigen.
Nationaltrainer Guillaume Gille, erst als Spieler und inzwischen als Coach langjähriger Wegbegleiter des Superstars, hatte für diesen wohl auch deshalb ein Extra-Lob übrig. "Nikola hat eine unglaubliche Siegermentalität. Er geht immer voran und nimmt die Jungs auf dem richtigen Weg mit. Das ist schon cool", sagte Gille nach dem neuerlichen Titelgewinn. "Mit seinen vielen Goldmedaillen steht er allein da", sagte Gille und fügte hinzu: "Der Titel ist eine riesige Anerkennung für seine Arbeit und seine Fähigkeit, über all die Jahre dieses hohe Level zu halten."
Karabatic indes hatte "nur noch einen Wunsch", als er völlig erschöpft, aber selig lächelnd die Katakomben erreichte: "In die Kabine zu gehen, meine Teamkollegen zu treffen, mit ihnen ein Bier zu trinken, zu singen und diesen Moment zu genießen, denn wir haben ihn verdient." Seit seinem Debüt im November 2002 hat der inzwischen 39-Jährige mehr als 350 Länderspiele für die Équipe Tricolore, ein paar werden noch dazukommen, ehe er im Sommer Schluss macht: bei den Olympischen Spielen in Paris.
"Es ist eine Befreiung, wenn man weiß, dass danach Schluss ist. Denn als Profisportler denkt man immer an das nächste Spiel, den nächsten Wettbewerb, man setzt sich selbst unter Druck", hatte Karabatic während der EM gesagt. Er, der sich einst versprochen hatte, "der beste Handballer der Welt" zu werden, hat aber ohnehin schon längst alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Was den Ehrgeiz, mit Olympia-Gold im eigenen Land abzutreten, aber keineswegs schmälert. "Wir wissen, dass wir im Sommer noch ein großes Ziel haben. Frankreich wird hinter uns stehen."
Quelle: ntv.de, tsi/sid/dpa