Chiefs-Neuzugang DeAndre Hopkins Der NFL-Staubsauger krallt sich den nächsten Giganten
27.10.2024, 13:24 Uhr
DeAndre Hopkins hat nun endlich eine ernsthafte Chance auf den Super Bowl.
(Foto: AP)
Er ist einer der besten Wide Receiver der vergangenen Dekade. Dennoch ist DeAndre Hopkins nie auch nur in die Nähe des Super Bowl gekommen. Nun wechselte er zu Meister Kansas City - und kann endlich vom Titel träumen. Doch auch die Chiefs dürften profitieren.
Manchmal gibt's das Weihnachtsgeschenk schon vor dem 24. Dezember. Mitunter sogar weit vorher. DeAndre Hopkins ist ein Beispiel dafür. Er hat seins bereits in dieser Woche bekommen - genau zwei Monate vor Heiligabend. Der Wide Receiver wurde am Donnerstag von den Tennessee Titans an die Kansas City Chiefs abgegeben. Merry Christmas. Und sollte Hopkins bereits für Mitte Januar Urlaubspläne gehabt haben - wer könnte es ihm angesichts der desaströsen 1:5-Bilanz der Titans verdenken - so wird er diese ganz sicher verwerfen müssen. Und er wird dies garantiert gerne machen.
Denn dieser DeAndre Rashaun Hopkins, einer der besten Passempfänger seiner Generation, hat in seiner zwölften NFL-Saison endlich und erstmals eine legitime Gelegenheit, Meister zu werden. Und, soviel sei hinzugefügt, die Chiefs haben sich mit dem 32-Jährigen ein prächtiges Puzzleteil geholt, um wieder weit in den Playoffs zu kommen und möglicherweise gar ihren Titel am 9. Februar im Super Bowl von New Orleans verteidigen zu können. Denn ihre Wide-Receiver-Optionen sind durch die Verletzungen von Rashee Rice, "Hollywood" Brown, JuJu Smith-Schuster und Skyy Moore vor dem heutigen Spiel gegen die Las Vegas Raiders sehr überschaubar geworden.
"Wichtige Spiele im Januar spielen"
Er habe viel erreicht, viele individuelle Auszeichnungen bekommen, betonte Hopkins vor seinem ersten Training am Donnerstag mit den Chiefs. Ein Blick in seine bisherige Karriere-Bilanz zeigt: Gleich in seinem ersten Monat in der NFL wurde Hopkins im September 2013 als bester Liga-Neuling geehrt. Später kamen fünf Pro Bowls, sieben Spielzeiten mit mehr als 1000 Receiving Yards sowie diverse Vereinsrekorde bei den Houston Texans hinzu. 2017 waren seine 13 Receiving Touchdowns Liga-Bestwert.
Was ihm dennoch fehlt? "Wichtige Spiele zu spielen. Im Januar", so Hopkins. Heißt: Playoff-Football. Er will endlich dabei sein, wenn der Druck am größten ist, die Scheinwerfer am grellsten strahlen, mitunter Millimeter oder 0,5 Prozent den Unterschied zwischen Traumsaison und Saison-Trauma ausmachen. DeAndre Hopkins will endlich mal lange, ganz lange in der K.-o.-Runde dabei sein. Und wer kann ihm diesen Wunsch verdenken?
Wie Giggs, Weah, Litmanen ohne WM
Ryan Giggs gilt als einer der besten Fußball-Linksaußen der Neunziger und Nullerjahre. Er wurde mit Manchester United 13 Mal Meister in der Premier League und gewann zweimal die Champions League. George Weah holte mit Paris St. Germain, dem AC Milan und dem FC Chelsea diverse nationale Titel und wurde 1995, als erster und bis heute einziger Afrikaner zum "Weltfußballer des Jahres" gekürt. Jari Litmanen ist unbestreitbar der beste Fußballer, den Finnland je hervorgebracht hat. Er trug die Trikots von Ajax Amsterdam, sowie vom FC Barcelona und FC Liverpool.
Was alle drei vereint? Der Waliser Giggs, der Liberianer Weah und der Finne Litmanen haben nie bei einer Weltmeisterschaft gespielt - trotz ihrer überragenden Qualitäten und vielen Klub-Erfolge. Denn sie kommen aus kleinen Fußball-Nationen, deren Nationalmannschaft nie gut genug war, sich für das Groß-Event zu qualifizieren.
Spätestens im Viertelfinale war Saison beendet
Genauso ist es mit DeAndre Hopkins. Er spielt mittlerweile seine zwölfte NFL-Saison, war bei den Houston Texans, den Arizona Cardinals und zuletzt den Tennessee Titans. Dennoch hat dieser herausragende Wide Receiver nur sechs Playoff-Partien absolviert - und nur zwei davon gewonnen. Den Super Bowl, ja selbst die Championship Games, also die Halbfinales, kennt er nur aus der Zuschauer-Perspektive. Spätestens im Viertelfinale war für ihn die Saison beendet.
Sein bislang letzter K.-o.-Runden-Auftritt war am 12. Januar 2020 mit Houston bei den Kansas City Chiefs. Hopkins spielte stark, war 14 Mal angepeilt worden, hatte neun Pässe gefangen und 118 Yards Raumgewinn erzielt. Seine Texans waren 24:0 vorne - verloren aber noch 31:51. Es sollte das letzte Match von Hopkins für Houston sein, anschließend wechselte er zu den Cardinals nach Arizona. Seit 2023 war Hopkins dann in Tennessee unter Vertrag und aufgrund einer 6:11-Bilanz in der Vorsaison weit weg von "wichtigen Spielen im Januar".
Debüt bereits heute gegen Las Vegas
Jetzt für einen "Contender" aufs Football-Feld zu gehen, zu wissen, dass man "um etwas spiele", werde ihn zusätzlich motivieren und antreiben, so Hopkins. Er weiß, dass er sich mindestens in der Zielkurve und maximal auf der Zielgeraden seiner Karriere befindet. Tennessee, betont Hopkins, hätte ihn auch "sonst wo hin" abgeben können. Dass sie sich mit den Chiefs auf einen Trade einigen konnten, bedeute ihm sehr viel.
Laut Kansas-City-Coach Andy Reid soll der Neuzugang bereits heute im Spiel gegen die Las Vegas Raiders sein Debüt geben. "Warum warten?", so Reid. Aufgrund seiner "Größe, Armlänge und seines großen Körpers" sei Hopkins ein schweres Matchup für die Gegner, ergänzte der 66-Jährige. Hinzu kämen die Erfahrung aus zwölf NFL-Jahren, in denen Hopkins "so ziemlich alles gesehen" habe, meint Reid. Offensive Coordinator Matt Nagy lobte die "wirklich guten Hände" des Neuen, der dafür bekannt sei, kaum einen Pass fallen zu lassen.
Staubsauger Kansas City
Nun muss natürlich erwähnt werden, dass Hopkins ab sofort nicht mehr die Pässe von Will Levis und Mason Rudolph zugeworfen bekommt, sondern vom aktuell Besten auf seiner Position. Von Patrick Mahomes. Er hat längst die Aura des ultimativen Siegertypen. Ein Winner, wie es einst Tom Brady war.
Der Hopkins-Wechsel zeigt, dass Mahomes und Kansas City längst die Rolle des Magneten oder auch des Staubsaugers eingenommen haben, die vor einigen Jahren noch Brady und die New England Patriots hatten. Erfolg macht sexy, attraktiv, unwiderstehlich. Erfolg zieht an. Spieler wie Cornerback Darelle Revis (2014) oder auch Tight End Martellus Bennett (2016) waren schon viele Jahre in der Liga gewesen, gehörten zu den Besseren oder gar Besten auf ihrer Position, konnten ihre Laufbahnen aber erst krönen, und zwar sofort im ersten Jahr, als sie zu Brady und Trainer Bill Belichick nach New England kamen.
Derzeit gibt es keine bessere NFL-Adresse für eben solche titellosen Topstars als den One Arrowhead Drive in Kansas City, MO, 64129. Wer unter Andy Reid spielt und mit Mahomes sowie Travis Kelce zusammen auf dem Platz steht, kann Meister werden. Es gibt natürlich keine Garantie, aber die Chancen sind größer als bei den anderen 31 NFL-Vereinen. DeAndre Hopkins weiß das. Und Kansas City weiß das natürlich auch. Es ist eine Symbiose. Zwei Parteien, die voneinander profitieren wollen. Die ein gemeinsames Ziel haben: Super Bowl-Sieg.
Quelle: ntv.de