NFL-Dramen und 100-Yards-Magie Skandal-Quarterback mit Horrorverletzung vom Feld getragen
21.10.2024, 05:23 Uhr
Deshaun Watson wird wohl diese Saison kein Spiel mehr absolvieren.
(Foto: IMAGO/UPI Photo)
Die NFL-Saison ist wohl gelaufen: Quarterback-Star Deshaun Watson, der wegen Vergewaltigungsvorwürfen für Eklats sorgte, verletzt sich in Woche 7 schwer, obwohl ihn niemand berührt. Die Lions gewinnen ein dramatisches Top-Duell gegen die Vikings, die Chiefs das Super-Bowl-Rematch. Dazu gibt es gleich zwei besondere Debüts.
Lions gewinnen dramatisches Top-Duell
Es ist nicht nur das Spitzenspiel der NFC North, sondern das der gesamten NFL: Das Duell zwischen den Detroit Lions und den Minnesota Vikings erhitzt die Gemüter, denn die Lions um den deutschen Superstar-Receiver Amon-Ra St. Brown und den unglaublich starken Quarterback Jared Goff (36 von 43 Pässen für 607 Yards mit fünf Touchdowns und null Interceptions geworfen in den letzten zwei Partien) haben vier Siege bei nur einer Niederlage eingefahren und zuletzt zum ersten Mal seit 1962 zwei Spiele in Folge mit 40 Punkten gewonnen. Die Vikings sind dagegen noch ungeschlagen und lagen in der gesamten bisherigen Saison nur knapp dreieinhalb Minuten in Rückstand.
Im Aufeinandertreffen der heißesten Teams der Liga setzt es die kalte Dusche zum Start für die Lions: In der eigenen Hälfte spielt das gerne auf Risiko gehende Team aus Detroit einen Fake Punkt aus (mit sieben Yards bis zum neuen First Down), was aber misslingt. Die Vikings bedanken sich wenige Sekunden darauf mit einem Touchdown-Lauf über 34 Yards von Aaron Jones zum 7:0. Dank eines Fieldgoals aus weiten 57 Yards, starker Minnesota-Abwehr (Defense-Koordinator Brian Flores macht mal wieder einen sehr guten Job) und mehrerer Strafen gegen die Lions steht es zum Ende des ersten Viertels 10:0 (wie bisher in jeder Partie der Vikings).
Dann kommt es noch schlimmer für Detroit: David Montgomery, der in acht Spielen in Folge einen Touchdown erzielt hat, die längste aktuelle Serie in der NFL, humpelt mit einer Knieverletzung vom Feld. Der Runningback kann aber später weitermachen - und auf einmal dreht sich das Spiel: Jahmyr Gibbs sorgt für neue Hoffnung mit einem sensationellen Lauf über 45 Yards (längster seiner Karriere). Mit einer Körpertäuschung lässt der zweite Runningback einen Gegenspieler ganz alt aussehen, den anderen Wikingern sprintet er famos davon zum ersten Touchdown seines Teams.
Dagegen gelingt Minnesota nun vorne nichts, die Lions aber etablieren ihr gefürchtetes Laufspiel. Dadurch tun sich Lücken auf, eine davon nutzt der deutsche Superstar Amon-Ra St. Brown. Der Wide Receiver fängt einen tiefen Pass und bringt seiner Mannschaft Mitte des zweiten Viertels die 14:10-Führung. Anschließend wirft der bis dato starke Vikings-Quarterback Sam Darnold eine Interception und sein Gegenüber Goff führt sein Team übers Feld zum nächsten Touchdown von Gibbs.
In der zweiten Halbzeit zeigt Justin Jefferson, dass er nicht umsonst als der beste Passempfänger der Liga gilt: Der nächste spektakuläre Catch des Wikingers in dieser Saison, bei dem er das Ei beim Fall auf den Rücken aus der Luft saugt, bringt Minnesota wieder auf 17:21 heran. Die Lions rennen gleich darauf jedoch wieder mit einem weiteren Touchdown auf elf Punkte davon, vor allem, weil Goff mal wieder ein beinahe perfektes Spiel abliefert (18 von 19 Pässen zu diesem Zeitpunkt, 227 Yards, zwei Touchdown-Pässe und null Interceptions).
Aber die Vikings stellen die Partie nach einem Field Goal erneut auf den Kopf: Die Defensive schlägt Detroits Montgomery den Ball aus den Armen und Linebacker Ivan Pace läuft in die Endzone. Minnesota führt 29:28 mit noch gut fünf Minuten auf der Uhr. Doch nicht genug mit dem Drama, Goff hat noch eine Antwort parat und führt die Lions ein letztes Mal bis in Field-Goal-Reichweite. Der ehemalige College-Fußballspieler Jake Bates bleibt aus 44 Yards eiskalt und kickt zum 31:29-Endstand im Top-Duell, das hält, was es versprach.
Chiefs jubeln nach Interception-Party
Ein weiteres Topspiel steigt in San Francisco, wo die 49ers den Meister zum Rematch des vergangenen Super Bowls erwarten. Nach der Pleite der Vikings sind die Kansas City Chiefs die einzig verbliebene Mannschaft in der NFL ohne Niederlage. In der ersten Halbzeit hat der aktuelle Champion die Partie komplett im Griff, trotz Interception von Megastar-Quarterback Patrick Mahomes, und geht mit 14:6 in die Pause. Danach schlagen die 49ers mit einem ersten Touchdown zurück, aber dann leistet sich Mahomes' Gegenüber Brock Purdy seine Interception. Diese bestraft der Chiefs-Spielmacher höchstpersönlich mit einem Lauf zum 21:12. Nachdem Purdy keine zehn Minuten vor dem Ende noch einmal das Ei in die Hände des Gegners wirft, ist das Spiel fast schon entschieden. Kansas City tut nur, was nötig ist und gewinnt am Ende dennoch relativ ungefährdet mit 28:18 und bleibt ungeschlagen.
Saisonaus für Skandal-Quarterback
Der dritte Saisonsieg der Cincinnati Bengals wird beinahe zur Nebensache. Zwar sorgt Charlie Jones gleich zu Beginn für Spektakel, als er den Eröffnungskickoff 100 Yards weit in die Endzone trägt und den Bengals eine schnelle 7:0-Führung zu verschafft. Doch danach dreht sich alles um die Horrorverletzung von Deshaun Watson. Der Quarterback der Cleveland Browns nimmt einen Snap auf, geht direkt zu Boden - und erleidet gegen Ende der ersten Halbzeit ohne Fremdeinwirkung wohl einen Achillessehnenriss, wie sein Team mitteilte. Mit einem Handtuch über dem Kopf wird Watson auf einen Wagen gehoben und in die Umkleide gefahren. Nach dem Spiel sagt Browns-Trainer Kevin Stefanski, "es sieht so aus", als würde Watson für den Rest der Saison ausfallen.
Dorian Thompson-Robinson ersetzt Watson, erleidet später jedoch eine Fingerverletzung, sodass der Ersatz-Ersatz-Quarterback Jameis Winston in den letzten Augenblicken der 21:14-Niederlage eingewechselt wird. Watson verdient bei den Cleveland Browns in fünf Jahren 230 Millionen US-Dollar, obwohl sich schon länger Skandale um ihn ranken. Der 28-Jährige wird unter anderem beschuldigt, im Jahr 2020 eine Frau vergewaltigt zu haben. Außerdem soll er zwischen März 2020 und März 2021 rund zwei Dutzend Frauen sexuell belästigt haben. 24 Zivilklagen gingen damals ein, 23 wurden außergerichtlich geregelt.
Daniels-Verletzung schockt Washington
Und noch eine Verletzung. Es dauert nicht lange, bis der Superstar-Rookie Jayden Daniels zeigt, warum derzeit solch ein Hype um ihn herrscht: Beim ersten Snap Washingtons tanzt der Commanders-Quarterback durch die gegnerische Defensive und rennt für einen 47-Yard-Gewinn. Fast hätte der 23-Jährige, der für viele als sicherer Rookie des Jahres gilt, es sogar bis in die Endzone geschafft. Doch kurz darauf muss Daniels das Spiel mit einer Rippenverletzung verlassen. Nach einem Röntgen-Check kehrt er nicht auf den Rasen zurück. Im Spiel gegen die Carolina Panthers ist der Ausfall kein Problem: Veteran Marcus Mariota übernimmt und führt die Commanders zu einem deutlichen 40:7-Sieg. Sollte Daniels länger ausfallen, wäre das aber ein erheblicher Dämpfer für die Playoff-Ambitionen seiner Mannschaft und für seine Chancen auf den Award des Rookie des Jahres.
Mittwoch verpflichtet, Sonntag für den Sieg gesorgt
Ein besseres Debüt kann sich kein Football-Profi wünschen: Kicker Brandon McManus wird erst am Mittwoch verpflichtet, erzielt nun in seinem ersten Spiel für Green Bay ein 45-Yard-Field-Goal in der allerletzten Sekunde - und schießt die Packers damit zum 24:22-Sieg gegen die Houston Texans. Das Team von Quarterback Jordan Love (fünf Siege, zwei Pleiten) leistet sich zwar gleich drei Ballverluste, doch stoppt am Ende die Drei-Spiel-Siegesserie der starken Texaner.
McManus war seit dem Sommer arbeitslos, als zwei Frauen ihn und die Jacksonville Jaguars vor einem Zivilgericht verklagten und behaupteten, er habe sie sexuell belästigt, als sie letztes Jahr als Flugbegleiterinnen auf der Reise der Jaguars nach London arbeiteten. Die NFL gab Ende letzten Monats bekannt, dass sie keine ausreichenden Beweise dafür gefunden habe, dass McManus gegen Regeln verstoßen habe. Die Anwälte von McManus und die der Frauen gaben an, dass der Zivilprozess beigelegt worden sei.
Touchdown bei erster Ballberührung für neues Team
Die Buffalo Bills kommen in Fahrt: In der Liga mit dem fünften Sieg - und nach einem 0:10-Stotterstart gegen die Tennessee Titans beim am Ende klaren 34:10-Erfolg. Garant dafür war auch Amari Cooper, der wie McManus erst in der vergangenen Woche ein neues Arbeitspapier unterschrieb. Der Superstar-Receiver wechselte von den Cleveland Browns und erzielt nun mit seiner ersten Ballberührung den Touchdown zur Führung, die die Bills nicht mehr abgeben. Zusammen mit Quarterback Josh Allen, der eine schwache erste Halbzeit überwindet, um bei seinem 100. Karrierestart doch noch zwei Touchdown-Pässe zu werfen, könnte Cooper zukünftig für mächtig Furore sorgen.
Seahawks können doch noch siegen
Aufatmen in Seattle: Die Seahawks können doch noch gewinnen. Nach drei Pleiten in Folgen schlägt das Team um Quarterback Geno Smith (viele Fehlpässe, dafür zwei Touchdownpässe) die Atlanta Falcons klar mit 34:14. Die Seahawks beenden damit Atlantas Serie von drei Siegen in Folge und stoppen die Offense der Falcons, die in den beiden Wochen zuvor durchschnittlich 37 Punkte erzielt hatte. Mit jeweils vier Siegen und drei Niederlagen dürfen sich beide Mannschaften weiterhin Hoffnungen auf die Playoffs machen.
Saquon Barkleys sensationelle Rückkehr
Saquon Barkley kehrt auf unvergessliche Weise ins New Yorker MetLife Stadium zurück: Der im März zu den Philadelphia Eagles gewechselte Runningback, der 2018 von den New York Giants an zweiter Stelle im Draft ausgewählt und damals prompt Rookie des Jahres wurde, erläuft beim dominanten 28:3-Sieg 176 Yards und erzielt einen Touchdown. Die anfänglichen Buhrufe der Giants-Fans verwandelt Barkley mit einem der besten Spiele in seiner Karriere in lauten Jubel. Neben Eagles-Quarterback Jalen Hurts (zwei Touchdowns selbst erlaufen, ein Touchdownpass) ist vor allem die Defensive Philadelphias (acht Sacks) der Erfolgsgarant.
Quelle: ntv.de