Fiasko statt Olympia-Märchen Der "Thorpedo" geht unter
18.03.2012, 12:17 UhrEs sollte ein großes Schwimm-Comeback werden, gekrönt mit einem Olympia-Duell in London gegen die Superstars Michael Phelps und Paul Biedermann. Am Ende bleibt Ian Thorpe nur das Mitleid seiner Teamkollegen, die ihrem einstigen Idol den Weg nach London verbauen. Weiterschwimmen will Thorpe trotzdem.

Gescheitert: Australiens einstiges Schwimm-Idol Ian Thorpe ist zu langsam für Olympia 2012.
(Foto: REUTERS)
Aus und vorbei: Der große Traum des australischen Schwimm-Superstars Ian Thorpe von seinen dritten Olympischen Spielen im Sommer in London ist am Sonntag endgültig geplatzt. Der fünfmalige Olympiasieger schied bei den Trials der "Aussies" in Adelaide über 100 Meter Freistil schon im Vorlauf aus, nachdem er am Freitag bereits über die doppelte Distanz gescheitert war. Mit 50,35 Sekunden schaffte der "Thorpedo" zwar die zweitbeste Zeit seit seinem überraschenden Comeback im November. Dies reichte jedoch nicht für den angepeilten Platz in der Staffel.
Als Thorpe erschöpft aus dem Pool stieg, kam für den von Erfolgen verwöhnten einstigen Vorschwimmer der bittere Moment der Erkenntnis. Dieses Gefühl nagte an dem elfmaligen Weltmeister aus Sydney. "Es ist hart, an seinen Zielen gescheitert zu sein", sagte Thorpe niedergeschlagen, "ich bin enttäuscht darüber, dass ich wirklich nicht in der Lage war, ein Rennen so zu schwimmen, dass es zeigt, wie hart ich dafür gearbeitet habe."
"Es ist erschütternd für ihn"
Australiens Weltmeister James Magnussen, in Adelaide Schnellster in den 100-Meter-Freistil-Vorläufen, litt mit seinem Idol: "Thorpie war immer jemand, den ich als Schwimmer bewundert habe. Deshalb ist es erschütternd für ihn. Und für den Rest für uns, die wir mit ihm leiden. Es wäre toll gewesen, ihn in London zu treffen, und es ist traurig, dass er nicht dort sein wird."
Duelle gegen Ian Thorpe winken Paul Biedermann und Co. in naher Zukunft aber vielleicht doch noch. Denn nach kurzer Enttäuschung erwachte in Ian Thorpe wieder der alte Kampfgeist, der ihn auch zum Comeback im vergangenen November nach fünfjähriger Wettkampfpause getrieben hatte. "Ich schwimme weiter", sagte der 30-Jährige. Zunächst wolle er ein paar Tage Abstand gewinnen und sich dann mit Aussie-Coach Leigh Nugent und seinem eigenen Trainer Gennadi Turezki zusammensetzen und darüber nachdenken, "was in Zukunft passiert, wie die nächste Vorbereitung aussieht und welcher Wettbewerb der nächste sein wird".
"Bin froh, es versucht zu haben"
Er bereue es nicht, das Wagnis Olympia-Qualifikation eingegangen zu sein. "Ich wusste, dass es ein Risiko war, und dass es möglicherweise bei einigen Leuten das Bild zerstört, das sie von mir hatten. Aber das war mir egal. Ich bin froh, es versucht zu haben", sagte Thorpe, der im November 2006 im Alter von 24 Jahren überraschend seinen Rücktritt erklärt und diesen Schritt seinerzeit mit fehlender Motivation begründet hatte. Motivation hat Ian Thorpe im Jahr 2012 noch reichlich.
Trotz der verpassten Olympia-Qualifikation - oder vielleicht gerade deshalb. Und plötzlich richtete sich sein Blick sogar wieder auf Olympia, auf Rio de Janeiro 2016. "Es gibt einige gute Beispiele für ältere Schwimmer, die noch sehr gut sind", sagte Thorpe: "Und ich bin jünger. Im Moment schließe ich nichts aus. Als ich mit meinem Comeback begann, wollte ich zurück ins Becken, wollte Rennen schwimmen, wollte zu Olympia. Und all diese Dinge will ich immer noch." Nicht nur Paul Biedermann wird es mit Freude vernehmen.
Quelle: ntv.de, sid