"Wie ein Hollywoodfilm" Deutsche Staffel stürmt sensationell zu WM-Bronze
03.03.2023, 14:08 Uhr
Bärenstarker Schlussläufer: Friedrich Moch.
(Foto: IMAGO/GEPA pictures)
Zweite Staffel, zweite Medaille: Die deutschen Langläufer tun es den Frauen gleich und stürmen sensationell zu Bronze. Gold geht zum zwölften Mal in Folge an die hochüberlegene Mannschaft aus Norwegen. Friedrich Moch und Jonas Doble sichern die Medaille mit zwei Topleistungen.
Als Friedrich Moch die Medaille "nach Hause" ins Ziel von Planica brachte, gab es beim Rest der deutschen Staffel kein Halten mehr. Mit hochgerissenen Armen liefen Albert Kuchler, Janosch Brugger und Jonas Dobler ihrem Schlussläufer nach und fielen ihm unter Jubelschreien in die Arme. Einen Tag nach dem Silber-Coup der Frauen haben die Männer für das nächste Langlauf-Highlight in Planica gesorgt – und sensationell Bronze geholt.
"Es war ein kleines Langlauf-Wunder", sagte Dobler nach dem hochspannenden Rennen. Youngster Moch hatte dem Deutschen Skiverband (DSV) erst im Zielsprint gegen den Franzosen Jules Lapierre die zwölfte Medaille bei den Titelkämpfen in Slowenien gesichert, die deutschen Athletinnen und Athleten übertrafen den bisherigen Rekord aus dem Jahr 2017. "Ich wusste, dass ich im Sprint schneller bin als Lapierre, und das ist mir ja dann auch gut gelungen", sagte Moch.
Gut zwölf Monate nach "Hast denn du die Pfanne heiß" bei Olympia prägte auch ARD-Kommentator Jens-Jörg Rieck wieder einen Spruch: "Hurra die Gams!", rief er bei der Zielüberfahrt. Bundestrainer Peter Schlickenrieder kommentierte: "Das trifft es absolut." Dass dieser Kommentar diesmal nicht live in der ARD, sondern nur im Livestream zu sehen war, zeigt auch, für wie chancenlos die Deutschen vor der Staffel gehalten wurden. "Ich habe überhaupt keine Worte. Unfassbar. Jetzt sind wir nicht mehr nur die kleinen Langläufer in Deutschland, jetzt haben wir auch eine fucking Medaille", sagte Brugger.
"Die anderen Jungs waren einfach fantastisch"
Die deutschen Männer beendeten außerdem eine zwölf Jahre währende Durststrecke: Erstmals seit der WM in Oslo 2011 holten sie wieder eine WM-Medaille, damals hatte es ebenfalls Bronze in der Staffel gegeben. Norwegen gewann unterdessen bereits das zwölfte Staffel-Gold in Folge bei einer WM. Sowohl für Topstar Johannes Hösflot Kläbo als auch für Simen Hegstad Krüger war es zudem das dritte Gold in Slowenien.
Für das DSV-Team begann das Rennen gut: Startläufer Kuchler hielt sich in seinem ersten Staffelrennen bei einer WM konsequent als Teil des Hauptfeldes und übergab an Brugger, der aber aus der Gruppe zurückfiel und mit 18 Sekunden Rückstand auf Rang drei an Dobler übergab. "Es war für mich nicht der beste Tag, aber die anderen Jungs waren fantastisch", sagte Brugger. Als der als zweiter Mann zu kämpfen hatte, stellte Ex-Bundestrainer Jochen Behle fest: "Jetzt fliegt hier die Hoffnung der deutschen Mannschaft aus dem Fenster." Er irrte.
Dobler rennt die große Lücke zu
Denn Dobler zeigte eine starke Vorstellung, schloss die Lücke auf die Verfolgergruppe und schickte Moch von Position sechs auf die entscheidenden zehn Kilometer. Der Youngster, der in Planica zuvor mit zwei Top-10-Platzierungen im Skiathlon und über 15 km überzeugt hatte, bestätigte im Zielsprint seine überragende Form - und veranlasste seine Staffelkollegen dazu, vor ihrem Schlussläufer in die Knie zu gehen.
"Super, super geil. Das freut mich für die ganze Trainermannschaft. Sie haben einen Riesenjob gemacht. Jones mit einer Hammerleistung. Fri ist cool geblieben. Das ist eine geile Geschichte", lobte Schlickenrieder. Aus seiner Tasche zückte der 53-Jährige eine kleine Rakete, den die Teamassistentin am Morgen aus einem Überraschungsei gezogen hatte. "Ich habe hier die Rakete, die gestartet ist. Sie hat es mir geschenkt. Das ist ein Zeichen gewesen, der Tag ist schon gut losgegangen", sagte der völlig begeisterte Ex-Athlet. "Es ist ein bisschen wie ein Hollywoodfilm"
Anders als das Rennen um Bronze war der "Kampf" um Gold nicht gerade von Spannung geprägt. Die Norweger drehten von Beginn an einsam ihre Kreise. Startläufer Hans Christer Holund hatte seiner Mannschaft bereits zum ersten Wechsel nach 10 Kilometern ein Polster von 25 Sekunden verschafft, am Ende lagen die Skandinavier 46,9 Sekunden vor den zweitplatzierten Finnen, die ebenfalls ein einsames Rennen liefen. Hans Christer Holund, Paal Golberg, Simen Hegstad Krüger und Kläbo setzten zudem eine famose Serie fort. Bei den vergangenen 17 Weltmeisterschaften seit 1991 holte der Norge-Vierer 16-mal Gold, nur 1999 gewann Österreich.
Quelle: ntv.de, tno/sid/dpa