Knüppelharter Weg nach Paris Deutsche Volleyballer sehnen sich nach Olympia
28.09.2023, 18:47 Uhr
"Die Sehnsucht ist groß, das Verlangen ist da", betont Kapitän Lukas Kampa.
(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)
Kaum ist das frühe Aus bei der Europameisterschaft verdaut, geht es für die deutschen Volleyballer in der Olympia-Qualifikation weiter. Der Weg zur ersten Teilnahme seit mehr als zehn Jahren wird ein schwerer. In der Gruppe wartet neben Gastgeber Brasilien auch Weltmeister Italien.
Draußen am weißen Sandstrand von Saquarema rauschen die Wellen, die Palmen wehen im Wind - doch von Urlaubsstimmung kann bei den deutschen Volleyballern keine Rede sein. Denn drinnen schuftet die Mannschaft von Bundestrainer Michal Winiarski für ihren Traum: die Olympischen Spiele in Paris. "Die Sehnsucht ist groß, das Verlangen ist da", betont Kapitän Lukas Kampa. Vor allem, wenn der 36-Jährige durch das Trainingszentrum der brasilianischen Nationalteams schlendert, in dem sich die Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) den letzten Feinschliff für das Qualifikationsturnier in Rio de Janeiro (30. September bis 8. Oktober) holt.
Denn während die Brasilianer bei allen Sommerspielen seit 1964 dabei waren, ist Deutschlands Olympia-Kapitel eher übersichtlich. Nach der Wiedervereinigung qualifizierten sich die Männer lediglich 2008 und 2012. "Der Großteil von uns war noch nie bei den Olympischen Spielen", erklärt Kampa: "Deshalb glaube ich, dass niemand eine Extra-Motivation braucht, um sich diesen Traum erfüllen zu wollen."
Der Weg dorthin wird allerdings schwer. In der Gruppe A wartet neben Gastgeber Brasilien auch Weltmeister Italien auf das DVV-Team. Zum Auftakt geht es am Samstag (22 Uhr) gegen den Iran, der wie die weiteren Gegner aus der Ukraine und Kuba in der Weltrangliste vor dem 16. aus Deutschland angesiedelt ist. Doch auch Tschechien und Katar, in dem Ranking knapp dahinter, sind nicht zu unterschätzen. Nur die zwei besten Teams qualifizieren sich für Paris.
Startschwierigkeiten als großes Problem
Kein leichtes Unterfangen für die deutsche Mannschaft, hinter der eine bislang eher enttäuschende Saison liegt. In der Nations League verpasste das DVV-Team das angepeilte Finalturnier, und das bittere Achtelfinal-Aus bei der EM liegt noch keinen Monat zurück. Eine Lehre aus dem Turnier sei, "dass wir definitiv besser in die Spiele starten müssen", erklärt Kampa. Man könne "nicht abwarten", was der Gegner mache, sondern müsse es, "schaffen, von Anfang an präsent zu sein, aggressiv zu spielen und dem Spiel unseren Stempel aufzudrücken".
Denn gute Ergebnisse sind nicht nur mit Blick auf das Qualifikationsturnier wichtig. Sollten die deutschen Männer, wie bereits die Frauen, das Olympia-Ticket dort verpassen, bietet sich noch eine Gelegenheit über die Weltrangliste. Über diese werden im nächsten Jahr fünf weitere Startplätze vergeben.
Mühevolle Comebacks würde Kampa deshalb in den Spielen gerne vermeiden. Bei der EM habe es "extrem viel Kraft" gekostet, sich nach Rückständen "zurückzuarbeiten", erklärt der Zuspieler. So auch in der K.o.-Runde gegen die Niederlande, die sich am Ende im Tiebreak durchsetzten. Das Aus konnte auch der deutsche Topscorer Georg Grozer nicht verhindern, auf den Winiarski auch in Rio wieder setzen kann. Das Team glaubt derweil trotz der schwierigen Ausgangslage an eine Chance. "Der Spirit", sagt Kampa, "dass wir es schaffen können", sei da.
Quelle: ntv.de, tno/sid