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Debakel statt goldener Zukunft Deutsche Volleyballer stürzen im Eiltempo ab

Andrea Giani und seine deutschen Volleyballer nehmen 2018 nicht an der WM teil.

Andrea Giani und seine deutschen Volleyballer nehmen 2018 nicht an der WM teil.

(Foto: imago/Eibner Europa)

Im Spätsommer 2014 wähnen sich die deutschen Volleyballer so stark wie nie. Mit WM-Bonze soll eine neue Ära eingeleitet werden. Drei Jahre später endet die Euphorie im Desaster - und ausgerechnet der einstige Held wird zum endgültigen Stimmungskiller.

Von WM-Bronze zum Aus in der Qualifikation in nur drei Jahren: Der Medaillencoup 2014 in Polen ließ die Mannschaft von einer goldenen Zukunft träumen, durch das Scheitern beim Sechserturnier im belgischen Kortrijk sind die Aussichten jedoch düster. "Es ist natürlich enttäuschend, dass wir uns nicht für die WM qualifiziert haben, weil es für ein Land wie Deutschland wichtig ist, bei solchen Turnieren dabei zu sein", sagte Bundestrainer Andrea Giani und übte sich in Zweckoptimismus: "Ich möchte jetzt nach vorne schauen und eine neue Ära starten."

Der Start einer Ära hätte eigentlich der Gewinn der Bronzemedaille vor drei Jahren im polnischen Kattowitz sein sollen. Es war das erste deutsche Volleyball-Edelmetall seit 1970, die hungrige Mannschaft um den ehemaligen Bundestrainer Vital Heynen schien zu allem in der Lage zu sein. Doch schon bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro fehlte sie, der vom Erfolg besessene Heynen kehrte dem Deutschen Volleyball-Verband (DVV) anschließend den Rücken.

Der 48-Jährige wechselte in sein Heimatland Belgien zurück - und besiegelte am Samstag das Ende aller deutschen WM-Hoffnungen. Klar und deutlich siegte Belgien 3:0 (25:16, 25:16, 25:17) gegen die überforderte DVV-Auswahl. "Natürlich hat man an so einem Tag gemischte Gefühle, aber Belgien ist jetzt meine Mannschaft", sagte Heynen. Durch die Niederlage bestand bereits vor dem abschließenden Spiel gegen Weißrussland keine Chance mehr, das Turnier als Sieger abzuschließen. Nur der Erste fährt zur WM.

Giani scheitert am eigenen Anspruch

Erstmals seit 2002 nimmt nun kein deutsches Herren-Team an den Welttitelkämpfen teil, die im kommenden Jahr in Italien und Bulgarien (10. bis 30. September) stattfinden. "Der deutsche Volleyball ist so stark wie noch nie", hatte DVV-Präsident Thomas Krohne vor drei Jahren gesagt. Warum es nun nicht für die WM reichte? Die Mannschaft um den italienischen Coach Giani, der seit Februar im Amt ist, befindet sich nach der Absage diverser Stammspieler im Umbruch. Punktegaranten wie Georg Grozer und Jochen Schöps standen nicht zur Verfügung.

Trotzdem muss sich Giani an seinen Worten messen lassen. Zum Amtsantritt hatte er klare Ziele formuliert: "Wir wollen zur WM, den Titel in der World League Gruppe drei und in das EM-Halbfinale." In der Weltliga reichte es nur zu Platz drei, das Fehlen bei der WM ist bereits das zweite Scheitern. Bei der Europameisterschaft in Polen (24. August bis 3. September) können Giani und Co. den verkorksten Sommer zwar noch halbwegs retten, doch schon jetzt gibt es für die Volleyballer weitreichende Konsequenzen.

In der Weltrangliste gehen ohne WM-Start viele Punkte verloren, durch die Teilnahme in der am niedrigsten eingestuften Weltliga-Gruppe drei sind solche Verluste nicht auszugleichen. Selbst ein Triumph bei der EM könnte am Ende nicht genug sein, um ein Abrutschen zu verhindern. Eine schlechtere Platzierung ist zugleich mit schwereren Gegnern für die Olympia-Qualifikation verbunden, die Chancen für eine Teilnahme an den Sommerspielen in Tokio 2020 dürften sich deutlich verringern.

Quelle: ntv.de, tno/sid

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