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"Hoffe, dass der DSV aufwacht" Deutsches Biathlon-Talent beendet Karriere mit Knall

Müller beim IBU-Cup-Sprint in Pokljuka im Januar, bei dem sie in die Top Ten lief.

Müller beim IBU-Cup-Sprint in Pokljuka im Januar, bei dem sie in die Top Ten lief.

(Foto: IMAGO/Harald Deubert)

Bei der Junioren-WM gewinnt Luise Müller Staffelsilber, gehört zu den Nachwuchshoffnungen im deutschen Biathlon. Nun aber beendet die 22-Jährige ihre Karriere. Das verbindet sie mit mahnenden Worten an den Deutschen Ski-Verband. Dafür gibt es viel Zustimmung.

"Genau ins Schwarze getroffen", schreibt Europameisterin Lisa Maria Spark. Auch die Biathlon-Kolleginnen Mareike Braun ("Danke, dass du den Nagel auf den Kopf getroffen hast") und Antonia Horn ("100 Prozent wahre Worte") stimmen offenbar in großen Teilen zu, von Olympiasiegerin und Weltmeisterin Denise Herrmann-Wick gab es für den Beitrag immerhin ein "Gefällt mir": mit den kritischen Worten bei Instagram zu ihrem Karriereende scheint Luise Müller einen Nerv getroffen zu haben.

"In der letzten Saison hatte ich viel Zeit zum Reflektieren", schreibt die 22-Jährige, die gemeinsam mit Spark, Braun und Johanna Puff bei der Junioren-WM 2022 Staffelsilber gewonnen hatte, "und habe beschlossen, mich aus der Biathlon-Bubble zurückziehen." Müller wolle ihren "Geist wieder mehr fordern und mehr von der Welt erkunden." In der vergangenen Saison war sie im IBU-Cup an den Start gegangen, im slowenischen Pokljuka im Sprint in die Top Ten gelaufen, in der Saison 2021/22 belegte sie in der Gesamtwertung des IBU-Juniorcups den dritten Rang. Nun aber ist Schluss mit dem Biathlon.

Ihren Abschied vom Leistungssport verbindet Müller mit mahnenden Worten an den Deutschen Ski-Verband, den DSV. Sie hoffe, "dass der DSV langsam aufwacht und die breite Nachwuchsförderung und die moderne Trainingsmethodik zur Priorität macht." An die Sportlerinnen und Sportler gerichtet rät sie, "nicht nur euren Trainingsplan stumpf abzuarbeiten", sondern sich stattdessen "modernes Wissen über euren Körper und das Training" anzueignen, denn: "Der wichtigste Trainer seid ihr selbst." Was stark danach klingt, dass sie diesen Anspruch in ihrer Zeit beim DSV nicht immer erfüllt gesehen hat.

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Müller bedankt sich außerdem bei ihrer Familie, beim "besten Verein", dem SV Grün-Weiß Pirna, und ihren Trainern "Wolle, Arne, Roland, Engei und Ali, die alle versucht haben, das ständig hinterfragende Wesen der Luise zu verstehen und zu fordern". Jedoch habe sie "leider auch Menschen kennengelernt, für die nur die sportliche Leistung zählt" und nicht "der Mensch als Persönlichkeit". Auch Trainern, "die ein völlig verzerrtes Bild haben von Trainingsmethoden und der Individualität von Sportlern". Das lässt vermuten, dass sie mit generalisierten und allgemeingültigen Herangehensweisen wenig überzeugt war und sich stattdessen eine individuellere Betreuung wünschen würde.

Dennoch sagt Müller "Danke für jeden einzelnen Moment", und das "vor allem wegen den Leuten, die ich kennenlernen durfte". Dank dieser Menschen habe sie "mit Humor und Herzlichkeit den Ernst des Lebens" immer wieder ausblenden können: "Ich hoffe, das habe ich umgekehrt auch manchmal geschafft." Wie es nun weitergeht, lässt die 22-Jährige in ihrem ausführlichen Beitrag offen, beendet ihn stattdessen schlicht mit den Worten: "Auf Wiedersehen."

Quelle: ntv.de, tsi/sport.de

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