Keine "Deppen der Nation" Deutschland im Halbfinale
24.01.2008, 21:03 UhrDie deutschen Handballer haben weiter den zweiten EM-Titel nach 2004 vor Augen. Der Weltmeister gewann in Trondheim das "Endspiel" um das Erreichen des Halbfinales gegen Schweden mit 31:29 (16:18) und spielt am Samstag in Lillehammer gegen den WM-Dritten Dänemark um den Finaleinzug. Vor 2915 Zuschauern im Spektrum verkraftete der Weltmeister selbst die verletzungsbedingten Ausfälle von Oliver Roggisch und Michael Kraus. Beste Werfer im deutschen Team waren Holger Glandorf und Pascal Hens (je 7). Die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) steht damit zum siebten Mal seit 1998 in einem Halbfinale.
"Insgesamt war der Sieg verdient. Vom Angriff war das das beste Spiel für uns. Es wäre sehr bitter gewesen, wenn wir heute ausgeschieden wären. Bis zur letzten Minute fighten gehört im Sport dazu", lobte Bundestrainer Brand sein Team. "Zuletzt haben wir ganz gut gegen Dänemark ausgesehen. Ich denke, wir kommen mit ihnen besser zurecht als mit den Franzosen", meinte er über den kommenden Gegner.
Festessen: Hamburger und Pommes
"Wir haben unglaublich gekämpft. Ich bin stolz, dass wir wieder im Halbfinale stehen", sagte Roggisch, der wohl einen Muskelfaserriss erlitt. "Wenn sich das bestätigt, kann ich am Samstag definitiv nicht spielen", fügte der Abwehrchef der Rhein-Neckar Löwen hinzu. "Ausschlaggebend war heute auch, dass wir Glück hatten", meinte Torhüter Johannes Bitter, der in den Schlussminuten zum Rückhalt wurde.
"Jetzt haben wir es selbst in der Hand und müssen gewinnen, um nicht als die Deppen der Nation dazustehen", hatte Rechtsaußen Florian Kehrmann (Lemgo) vor dem "Endspiel" um Platz zwei der Gruppe 2 gefordert. Die deutsche Mannschaft war ganz darauf eingestellt, an diesem Samstag in Lillehammer gegen den WM-Dritten Dänemark um die Qualifikation für das Endspiel anzutreten. Um traditionell einen Halbfinal-Einzug in einem berühmten Schnellrestaurant mit Hamburgern und Pommes Frites feiern zu können, hatten sich die deutschen Spieler am Nachmittag extra nach einem solchen Imbiss erkundigt.
Allerdings schien dies zunächst zu voreilig gewesen zu sein. Denn bis zum 5:6 (8.) lief der Weltmeister einem Rückstand hinterher. Als dann aber Holger Glandorf mit seinem Treffer zum 9:7 (13.) die erste Zwei-Tore-Führung für das DHB-Team erzielte, schienen die Deutschen das Spiel in den Griff zu bekommen. Zwar fehlte es erneut an der Dynamik im Angriffsspiel, doch stand die Abwehr wie gegen Frankreich stabil. Zudem erwies sich Torhüter Henning Fritz (Rhein-Neckar Löwen), der in der 14. Minute den anfangs glücklosen Bitter (Hamburg) ablöste, einmal mehr als der sicherer Rückhalt.
Ideenlose Offensive
Doch die Nachlässigkeiten im Angriff kosteten die deutsche Mannschaft ihre Führung. Die Schweden verkürzten, glichen aus und gingen in Führung. Vor allem durch die Ideenlosigkeit in der Offensive, in der Spielmacher Markus Baur (Lemgo) immer wieder vergeblich den Weg über den Kreisspieler zum Tor suchte, erleichterte den Skandinaviern die Abwehrarbeit. So lief der Weltmeister nach dem 14:14 (27.) wieder einem Rückstand hinterher und lag zur Pause mit 16:18 im Hintertreffen.
Nach Wiederanpfiff glich der Olympia-Zweite zum 18:18 (32.) aus. Nur wirkte das Team weiter gehemmt und warf nicht die gleiche Leidenschaft wie am Vortag gegen Frankreich in die Waagschale. Und dann ereilte das DHB-Team das befürchtete Verletzungspech: Roggisch verletzte sich musste in der 38. Minute vom Feld. Trotz schneller medizinischer Hilfe konnte er das Spiel nicht fortsetzen. Zudem bekam der ohnehin durch eine Rippenprellung gehandicapte Torsten Jansen (Hamburg) einen Schlag auf den Körper und musste behandelt werden.
Aber plötzlich war der Kampfgeist der deutschen Spieler geweckt. einen 21:22-Rückstand (39.) verwandelten sie in einen 24:22-Vorsprung (42.). Nur wenig später kam der nächste Rückschlag: Spielmacher Kraus (Lemgo) erlitt eine Ellenbogenverletzung und musste das Spiel bis zum Ende von der Bank verfolgen. Die Schweden glichen zum 24:24 (45.) aus. Danach stand die Partie auf des Messers Schneide.
Quelle: ntv.de, Von Martin Kloth, dpa