Sport

Handballer sorgen für nächste Blamage Deutschland zieht WM-Bewerbung zurück

"Niemand vom amtierenden Präsidium wusste, dass diese Absichtserklärung an die IHF versandt worden war": Ulrich Strombach.

"Niemand vom amtierenden Präsidium wusste, dass diese Absichtserklärung an die IHF versandt worden war": Ulrich Strombach.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Deutsche Handballbund zieht seine Bewerbung für die Weltmeisterschaft 2019 zurück. Das scheidende Verbandspräsidium sendet damit sportpolitisch ein fatales Signal und erschwert seinen Nachfolgern den Start. Verlierer ist - mal wieder - die Sportart.

Der deutsche Handball hat sich die nächste Peinlichkeit geleistet. Gut drei Wochen nach der gescheiterten EM-Qualifikation seiner Männer-Auswahl zieht der Verband seine Bewerbung für die WM 2019 zurück. Das hat das Verbandspräsidium auf seiner Tagung am Samstag in Dortmund beschlossen, berichtet die Fachzeitschrift "Handballwoche". Das DHB-Präsidium war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

"Wir haben einstimmig - und das ist für uns sehr wichtig - beschlossen, dass wir der IHF schriftlich mitteilen, dass die bei ihr eingegangene Absichtserklärung nicht autorisiert und damit nicht wirksam ist, weil sie nicht vom DHB-Präsidium getroffen wurde", sagte Verbandschef Ulrich Strombach in einem Interview des Magazins.

Hintergrund ist, dass die Kandidatur ohne Wissen der DHB-Führung abgegeben wurde. Initiiert hatten sie Bernhard Bauer und Bob Hanning, die auf dem Bundestag im September für die Ämter des Präsidenten und des Vizepräsidenten kandidieren. Die Absichtserklärung, die WM 2019 ausrichten zu wollen, war fristgerecht bis 1. Juli vom DHB-Leistungssportreferenten Jens Pfänder an den Weltverband IHF geschickt worden. "Niemand vom amtierenden Präsidium wusste, dass diese Absichtserklärung an die IHF versandt worden war, deswegen dachten wir erst, es müsse sich um ein Missverständnis handeln", sagte Strombach.

Protest ist programmiert

Die Außenwirkung ist fatal. Denn auf dem Bundestag treten weder Strombach noch seine Stellvertreter Horst Bredemeier und Heinz Winden erneut an. Für ihre Nachfolger haben sie nun einen Fehlstart provoziert. Offiziell begründet wurde der Rückzug damit, dass Deutschland 2017 bereits Ausrichter der Frauen-WM ist. "Sich für ein solches Großereignis wie eine Männer-WM zu bewerben, das nur 13 Monate später stattfindet, zeugt nicht von einer Reflexion der Gesamtumstände eines ehrenamtlich geführten Verbandes", erklärte Strombach.

Dennoch will der scheidende Verbandschef seinem möglichen Nachfolger Bauer eine Hintertür offenhalten, indem der Weltverband um eine Fristverlängerung gebeten wird. "Ich denke, da wird sich gemeinsam mit der IHF ein Weg finden lassen. Das neue Präsidium ist dann frei in seiner Entscheidung, ob es gewillt ist, eine Absichtserklärung für die WM 2019 zu verfassen oder nicht. Wenn man so an der WM interessiert ist, kann man sich ja bewerben."

Damit ließ er den Schluss eines Ränkespiels zu. Denn der Protest der Mitbewerber Dänemark, Mazedonien, Norwegen, Polen, Slowakei und Schweden ist bei einer "Lex Deutschland" bereits programmiert. Bis zum 2. September muss beim Weltverband IHF bereits ein Konzept vorliegen. Das neue DHB-Präsidium aber wird erst am 21. September gewählt. Die Vergabe der WM 2019 erfolgt am 28. Oktober in Doha.

Quelle: ntv.de, Martin Kloth, dpa

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