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Raus, aber keine Blamage Die Bayern sind zufrieden

Der FC Bayern München hat es wie erwartet nicht ins Halbfinale der Champions League geschafft, aber eine erneute Blamage verhindert. Immerhin.

Dennoch erklangen unmittelbar nach dem Ausgleichstreffer des FC Barcelona die "Klinsmann raus"-Rufe und machten noch einmal klar: Jürgen Klinsmann helfen weiterhin nur noch Siege. Zwar wäre Franz Beckenbauer nach dem Abschied mit Anstand aus der Champions League auch über die Vize-Meisterschaft "gar nicht so sauer oder traurig", aber die Fan-Seele wird das nicht besänftigen.

 "Natürlich ist das nicht angenehm, aber nach den zwei Spielen in Wolfsburg und Barcelona habe ich auch Verständnis, dass sie sauer auf mich als Trainer sind, weil ich letztendlich die Verantwortung für die Mannschaft trage", gestand Coach Klinsmann nach der tadellosen Vorstellung seines Teams beim 1:1 (0:0) gegen den Favoriten auf den Königsklassen-Titel.

Punkten, punkten, punkten

"Wir wissen, was wir verbessern müssen, wenn es nächstes Jahr von neuem los geht in der Champions League. Aber jetzt müssen wir uns rein auf die Bundesliga konzentrieren und punkten, punkten, punkten." Ob er und/oder sein Team im nächsten Jahr eine Chance bekommen sich mit Barcelona, Chelsea oder ManU zu messen, darüber entscheiden in der Bundesliga jetzt Bielefeld, Cottbus & Co.

"Der FC Bayern muss in die Champions League. Ich möchte nicht wieder nach Braga, wo zwischen zwei Felsen die Tore stehen", erinnerte Beckenbauer mahnend an das Strafjahr im Uefa-Pokal: Bloß nicht wieder dieser SC Braga, CF Belenenses oder der FC Getafe. Zu gut sind seine Bayern für den Uefa-Pokal, findet der "Premiere"- Experte. Aber für die Spitze der Champions League reichte es auch in diesem Jahr nicht. Mit Barcelona konnte sich der FC Bayern bestenfalls im Rückspiel auf Augenhöhe präsentieren, bei Ausfällen bestimmter Spieler fehlt es einfach an Qualität. Hier muss auf mehreren Positionen nachgebessert werden, auch um dem von vielen Clubs begehrten Franck Ribéry zu zeigen, dass sein Traum vom Erfolg in der Königsklasse auch in München möglich ist.

Seit 2001 nicht mehr im Halbfinale

Seit dem Sieg 2001 wartet der deutsche Rekordmeister auf einen erneuten Halbfinal-Einzug. Von dieser insgesamt positiven Champions- League-Saison bleibt nicht die hervorragende Vorrunde oder die zwölf Achtelfinal-Tore gegen Lissabon hängen, sondern vor allem der 0:4- Tiefschlag gegen die Katalanen vor einer Woche, der den Stolz des Rekordmeisters nachhaltig erschütterte. Der Sieg gegen Frankfurt (4:0) und das mit viel Einsatzfreude erreichte Remis am Dienstagabend vor den Augen von Bundespräsident Horst Köhler heilen bei weitem nicht die aufgerissenen Wunden.

"Wenn wir mit einer ähnlichen Leistung in Barcelona aufgewartet hätten, hätten wir sicher keine vier Stück gekriegt", befand Manager Uli Hoeneß, der sich nicht lange über das listige 1:0 (47.) durch Ribéry freuen durfte. Nach One-Touch-Fußball par excellence netzte Seydou Keita (73.) zum 1:1 ein. Ein kurzes "Sch..." huschte Hoeneß beim Ausgleichstor über die Lippen; bei einigen Fans öffneten sich dagegen gleich danach die Münder, um ihrem Unmut über den Trainer und "Du bist der beste Mann"-Gesänge über Ottmar Hitzfeld, Mehmet Scholl oder sogar Udo Lattek anzustimmen. "Ich kann das nur zur Kenntnis nehmen, ich möchte das aber nicht kommentieren", gab sich Hoeneß über die Unmutsbekundung der Anhängerschaft sehr zurückhaltend.

Rummenigge taucht ab

Mit Argusaugen beobachtet der Manager das jüngste Hin und Her seiner Bayern. Öffentlich bezieht er anders als der seit seiner "Udo- Lattek-hat-geweint"-Bankettrede abgetauchte Karl-Heinz Rummenigge, der Klinsmann vor dem Hinspiel demonstrativ den Rücken stärkte, keine Stellung. Der Coach baut schon seit Tagen vor und verwies auf das erreichte Mindestziel in der Königsklasse sowie das personelle Pech. Trotz aller Sorgen und Kritik der letzten Wochen erwartet Klinsmann aber, "dass wir am Schluss auf dem Marienplatz in München stehen und dann die Fans auch zufrieden sind."

Für den Titel und zufriedene Fans muss der 44-jährige Klinsmann Siege am Fließband liefern, um die in der Liga mit drei Punkte führenden Wolfsburger noch einzuholen. "Natürlich hat man den Anspruch zu gewinnen, aber in dem Jahr ist so viel schief gelaufen durch Verletzungen und Pech und so viel durcheinander, dass ich persönlich jetzt gar nicht so sauer oder traurig wäre, wenn wir nicht deutscher Meister werden würden", betonte Beckenbauer.

Immerhin: Die Kasse stimmt

Trotz des Ausscheidens hat sich die Champions League für die Bayern erneut als Goldgrube erwiesen. Rund 50 Millionen Euro verdiente Rekordmeister in der laufenden Saison. Allein an Prämien spielte der FC Bayern 13,1 Millionen Euro ein. Aus dem so genannten Marktpool, dessen deutscher Anteil fast 40 Millionen Euro ausmacht, kassiert der FC Bayern zudem deutlich mehr als 20 Millionen Euro. Bei der erfolgsabhängigen Ausschüttung profitierten die Münchner vom Scheitern des FC Schalke 04 schon in der Qualifikation und dem frühen Ausscheiden von Werder Bremen in der Gruppenphase.

Zu dem Geld der Uefa kommen die Zuschauereinnahmen von rund zehn Millionen Euro aus den fünf Heimspielen in der Allianz Arena. Zudem fließt auch aus Sponsorenverträgen über erfolgsabhängige Champions-League-Komponenten Geld in die Vereinskasse.

Quelle: ntv.de, Von Christian Kunz und Michael Fox, dpa

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