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Kampfsport im Turniermodus Die PFL sucht in Berlin die nächsten Käfig-Stars

Die PFL wird als aufstrebende MMA-Organisation immer attraktiver.

Die PFL wird als aufstrebende MMA-Organisation immer attraktiver.

(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)

MMA-Kämpfern fehlt es häufig an Planungssicherheit. Statt mit Ranglisten zu arbeiten, lässt die PFL ihre Kämpfer in Turnierform gegeneinander antreten. Nun kommt die US-Liga nach Europa. In Berlin kann ein Trio aus Deutschland einen großen Karriereschritt machen.

Von der Saison in die Playoffs und dann ins Finale um die Meisterschaft oder den Aufstieg: Das kennen Fans von US-Sportarten und auch in einigen Fußballligen in Europa ist der Modus bereits etabliert. In Mixed Martial Arts ist es dagegen üblich, sich über Ranglisten bis zum Champion-Titel zu kämpfen. Die Professional Fighters League (PFL) hat diesen Saison-Ansatz mittlerweile etabliert und sucht nun neue Talente in Europa. Am 8. Juli macht die MMA-Organisation Halt in Berlin. Die Veranstaltung ist eine Art Castingshow, denn wer sich am Ende der Europa-Tour in seiner Gewichtsklasse durchsetzt, bekommt nicht nur 100.000 Euro Preisgeld, sondern auch noch einen Platz in der globalen PFL-Season. Und da geht es um deutlich mehr Kohle.

Die globale Saison der PFL funktioniert noch etwas anders. An zwei "Spieltagen" treten Kämpfer gegeneinander antreten und können Punkte sammeln. Ein Sieg bringt drei Punkte, der Verlierer geht leer aus. Je nachdem, wann der Kampf endet, gibt es Bonuspunkte. Die vier Fighter mit den meisten Punkten nach zwei Spieltagen ziehen in die Playoff-Runde ein, dort werden dann die Finalisten ermittelt, die um das Preisgeld von einer Million Dollar kämpfen. Die Europa-Serie funktioniert wie ein klassischer Turnierbaum - wer in Berlin gewinnt, kommt ins Halbfinale, von da kann es ins Finale gehen.

"Das Ziel mit Europa ist es, diesen Kämpfern über 12 Monate eine Plattform zu geben, um sich in der europäischen Szene der Mixed Martial Arts als die Besten zu etablieren", erklärt Dan Hardy im Gespräch mit ntv.de. Der Brite ist Direktor für Fighter Operations bei der PFL und eine MMA-Legende. Er hat bereits in vielen großen Organisationen, unter anderem der UFC, gekämpft. Hardy ist nicht nur als Kommentator und Experte bei PFL-Events tätig, er ist auch zuständig für die Talententwicklung in Europa. Für die 2017 gegründete Organisation ist es wichtig, selbst Stars zu produzieren. Mit Kayla Harrison, Brendon Loughnane oder Olivier Aubin-Mercier ist das bereits gelungen, jetzt sollen weitere internationale Top-Fighter folgen.

Gerade der europäische Raum biete da laut Hardy großes Potenzial. Das sich von der Konkurrenz absetzende Format sei wie gemacht für europäische Sport-Fans. "Eine Sache ist mir bei Mixed Martial Arts immer aufgefallen: Kämpfer, die in Ungewissheit über ihren nächsten Fight mehrere Monate pausieren, geraten bei den Fans schnell in Vergessenheit. Bei der PFL Europe wissen wir: Wer in Berlin gewinnt, den sehen wir Ende September in Paris. Wer dort gewinnt, steht im Dezember in Dublin im Finale." Für die Fans sei das eine gute Basis, um Sympathien aufzubauen. Den Kämpfern gebe diese Struktur dazu eine gewisse Planungssicherheit. "Wenn du von einer Show zur nächsten driftest oder immer darauf wartest, dass der Veranstalter dich anruft, kannst du nicht in der Denkweise des Wettbewerbs bleiben."

Eine besondere physische Herausforderung ist die PFL allerdings schon, da viele MMA-Kämpfer in der Regel nur zwei bis drei Mal im Jahr antreten. Das weiß auch Hardy: "Es ist definitiv etwas anderes für einen Kämpfer. Es sind zwölf harte Monate, in denen man in Form und unverletzt bleiben muss. Man muss auf Ruhephasen und seinen Körper achten. Das ist aber ehrlich gesagt nichts anderes als für Profis in anderen Sportarten."

Ein "Powerhouse-Puncher" aus Berlin

In Berlin werden Kämpfer aus Deutschland die Chance bekommen, in der PFL um die großen Geldtöpfe mitzukämpfen. Mit Farbod Iran Nezhad steht sogar einer im Hauptkampf des Abends. Der Fighter aus dem Berliner Spitfire Gym und sein Gegner, der Italiener Francesco Nuzzi, zählen zu den besten Bantamgewichten (bis 61,2 kg) in Europa. "Farbod ist ein absoluter Powerhouse-Puncher und ein großartiger Ringer", urteilt Hardy. "Ein wirklich, wirklich interessanter Kampf, weil ich das Gefühl habe, dass sich beide Fighter in der Art und Weise, ziemlich ähnlich sind."

Im zweiten Hauptkampf steht mit Khurshed Kakhorov ebenfalls ein Bantamgewicht-Fighter aus Deutschland. Der Ehemann von UFC-Kämpferin Mandy Böhm trainiert zwar mittlerweile in den USA, gewann sein letztes Käfigduell allerdings noch im Februar in Deutschland. Mit Moktar Benkaci hat auch er einen hochkarätigen Gegner. Für Hardy ist der Franzose sogar der Geheimfavorit im Turnier, sollte Kakhorov sein sonst so präzises Striking nicht durchbringen können.

Auch bei den Frauen ist mit Lorena Cubero ein vielversprechendes deutsches Talent mit im Rennen. Für die erst 18-Jährige wird das PFL-Turnier die erste große Bewährung. Alle drei Käfigkämpfe in Deutschland konnte die Abiturientin für sich entscheiden, mit der Belgierin Griet Eeckhout steht ihr allerdings eine deutlich erfahrenere Fighterin gegenüber.

Ob die MMA-Kämpfer aus Deutschland zu großen PFL-Stars werden, wird sich zeigen. Den ersten Schritt kann das Trio in Berlin nehmen. Die PFL hat jüngst zudem ein neues Pay-per-View-Format (PPV) ins Leben gerufen, damit die hauseigenen Publikumsmagneten und arrivierten Kämpfer nicht immer wieder in den Saison-Modus müssen. Die PPV-Veranstaltung soll Ende des Jahres stattfinden, ein Teil der Einnahmen geht an die Kämpfer. "Die Saison kann zermürbend und anstrengend sein. Wir haben Athleten, die bereits gewonnen haben, und denen wollen wir diese Superfights bieten", sagt Hardy. Die Chance bei dieser Veranstaltung dabei zu sein, haben aber auch die Gewinner der Europa-Serie. Es könne sich also lohne, aktiv zu bleiben und drei bis vier Mal zu kämpfen.

Quelle: ntv.de

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