Gegner-Fans bewerfen Spieler Die WM hat ihren ersten Eklat
18.01.2025, 09:37 Uhr
Keine feine Art.
(Foto: IMAGO/HANZA MEDIA)
Erst sind auffallend wenige Fans bei der Handball-WM, jetzt sorgen einige von ihnen für kräftig Aufregung. Der Sieg der Niederlande gegen ihr Team gefällt einigen Nordmazedoniern nicht, sie schimpfen und werfen sogar Gegenstände aufs Feld. Das lassen die Niederländer nicht auf sich sitzen.
Stellen Sie sich vor, es ist Weltmeisterschaft und kaum einer ist live dabei: Der mangelnde Zuschauerzuspruch bei der Handball-WM hat an den ersten Spieltagen für Kritik gesorgt. Im dänischen Herning ist die 15.000 Zuschauer fassende Jyske Bank Boxen prall gefüllt, wenn der Serien-Weltmeister vor eigenem Publikum spielt und siegt. Doch sie war auch schon ziemlich leer - etwa beim Auftaktspiel der Deutschen gegen Polen (35:28). Im zweiten Spiel gegen die Schweiz bot die sehr groß dimensionierte Halle in der mit 50.000 Einwohnern recht kleinen Stadt aber schon ein ganz anderes Bild. Volle Ränge, viel Gebrüll und Fahnenschwenken.
Nun wird ja nicht nur in Herning, sondern auch in Norwegens Hauptstadt Oslo sowie in Kroatien in der Hauptstadt Zagreb und in Varazdin gespielt. Und da sah es bislang auch eher aus wie in einer besseren Schulturnhalle. Nun, das hatten sich die Nordmazedonier offenbar zu Herzen genommen - und sich zu Hunderten in die gut 900 Kilometer entfernte Handball-Spielstätte aufgemacht.
Die Fans heizten ihr Team mit Trainer Kiril Lazarov, dem Rekordspieler und Rekordtorschützen seines Landes, im Spiel gegen die Niederlande an. Passend zur Atmosphäre entwickelte sich ein hitziges Spiel, die Schiedsrichter verteilten insgesamt drei Rote Karten. Die Leidenschaft der nordmazedonischen Fans zahlte sich sportlich nicht aus. Die Niederlande siegten letztlich klar mit 37:32 (18:15) und qualifizierten sich mit dem zweiten Erfolg im zweiten Spiel vorzeitig für die Hauptrunde.
Beworfen und bespuckt
Und auch das Ansehen Nordmazedoniens litt. Schon während der Partie hatten Ordner einige Fans zurückhalten müssen, die beim Videobeweis regelmäßig die dänischen Schiedsrichter beschimpften. Nach dem Abpfiff produzierten die Fans dann sogar den ersten Eklat bei dieser Weltmeisterschaft. Anhänger bewarfen niederländische Spieler mit Gegenständen. Trainer Staffan Olsson soll sogar angespuckt worden sein.
Während es eigentlich üblich ist, dass sich die Teams nach dem Schlusspfiff zum Abklatschen gegenüberstehen und sich dann noch einmal in der Hallenmitte aufreihen, damit die Wahl zum Spieler des Spiels in würdevoller Kulisse abgehalten werden kann, kam es diesmal anders. Unter dem Wurfhagel der kleineren, zunächst nicht identifizierbaren Gegenstände verließen die niederländischen Spieler noch während der Wahl geschlossen im Laufschritt das Feld. Luc Steins musste so auf seine Ehrung verzichten.
Am Rand wütete Olsson und musste von seinen Assistenten beruhigt werden. Der Schwede Olsson, zwischen 1996 und 2003 Spieler beim THW Kiel und mit 358 Länderspielen eine echte Legende, zeigte noch die erhobene Faust. Danach spendete er Applaus in Richtung der traditionell völlig in Orange gekleideten eigenen Fans, ehe er mit seinen ikonischen wehenden langen Haaren in den Katakomben verschwand.
Der niederländische Handball-Verband schrieb zu den turbulenten Szenen nüchtern auf seiner Website: "Leider mussten die Niederländer aufgrund unsportlichen Verhaltens der nordmazedonischen Fans die Arena für die Wahl des Spielers verlassen." Deutlicher äußerte sich Torhüter Matthias Rex beim dänischen TV2: "Heilige Scheiße, sie haben angefangen, Dinge auf uns zu werfen. So etwas habe ich noch nie erlebt." Er erklärte, dass es sogar schon während des Spiels Provokationen gab: "Einmal, als ich bei einem Freiwurf stand, haben sie Wasser auf das Tor geschüttet. Das ist völlig verrückt. Das hat nichts mit Handball zu tun."
Co-Trainer Wai Wong kündigte an, eine Beschwerde beim Weltverband einzureichen: "Es war einschüchternd, aber zum Glück ist niemand verletzt worden. Wir werden es auf keinen Fall dabei belassen und einen Bericht erstatten. Das gehört nicht auf einen Handballplatz."
Quelle: ntv.de, ara