Sport

DBB-Anführer Schröder und Wagner Dieses deutsche Duo macht die Basketball-Welt ziemlich neidisch

epi_1001366011_DPA BF_6z2p2ewy2x-v3-ax-ms6144.jpg_Deutschland - Finnla.jpg

Jedes Top-Team bei dieser EuroBasket hat einen Star. Nur Deutschland hat zwei: Dennis Schröder und Franz Wagner. Und steht nach dem Sieg gegen Finnland auch - oder vor allem - dank der Führungsqualitäten seiner zwei besten Spieler zum ersten Mal seit 2005 wieder in einem EM-Finale.

"Finaaaale!!!", schrieb DBB-Ikone Dirk Nowitzki bei X, nur wenige Sekunden nach dem deutlichen 98:86 (61:47) der deutschen Nationalmannschaft gegen Finnland im Halbfinale dieser EuroBasket. Damit ist der amtierende Weltmeister nur noch einen Sieg vom ultimativen Triumph entfernt: EM-Gold, und damit das beinahe unmögliche Double mit dem Gewinn der Europa- und Weltmeisterschaft. Nur der Sowjetunion, Jugoslawien und Spanien ist dieses Kunststück jemals gelungen.

Nach zwei langsameren, "hässlicheren" Arbeitssiegen gegen Portugal im Achtelfinale und Slowenien im Viertelfinale kam der DBB gegen die "Susijengi" nach anfänglichem Rückstand wieder richtig ins Rollen - und gab seine erste Führung Mitte des ersten Spielabschnitts nie mehr aus der Hand. Auch und vor allem, weil Dennis Schröder (26 Punkte, 12 Assists) und Franz Wagner (22 Punkte, 5 Rebounds) die Kontrolle übernahmen und einmal mehr bestätigten, dass sie das beste Duo in diesem Turnier sind.

"Das war Deutschland-Basketball, wie wir ihn immer spielen wollen", verriet Coach Alan Ibrahimagic im Gespräch mit ntv.de nach der Partie. "Dennis und Franz! Das ist etwas, was sonst keine andere Mannschaft hier hat, zwei solche Leader. Der eine etwas lauter und extrovertierter auf dem Feld. Der andere ruhiger und besonnener, aber auch klar in seinen Aussagen, wenn er was zu sagen hat. Sie ergänzen sich perfekt."

"Sie machen das Leben für alle einfacher"

Wagner erzielte 15 seiner 22 Zähler im zweiten Spielabschnitt. Schröder führte zunächst vorbildlich Regie und hatte bereits zur Halbzeit acht Vorlagen verteilt, ehe er dann im dritten Viertel selbst als Scorer (zehn Zähler) in Erscheinung trat. Von der Abgezocktheit und Kontrolle, die die beiden deutschen Stars aufs Parkett brachten, profitierte einmal mehr das gesamte Team: Tristan Da Silva (13), Daniel Theis und Isaac Bonga (jeweils 10) punkteten ebenfalls zweistellig, Deutschland traf 40 Prozent seiner Dreier, erzielte die meisten Punkte jemals im ersten Viertel (30) eines EM-Halbfinals und zweitmeisten in der ersten Hälfte (61) eines solchen. Die 98 Punkte beim finalen Buzzer waren der höchste Wert seit 1987.

"Immer top Führungsqualität von den beiden, seit Tag eins", antwortete Turnier-Debütant Da Silva auf die Frage, wie es denn sei, als Youngster mit zwei solchen Typen zusammenzuspielen. "Seit der Ankunft im Trainingscamp in Malaga, ist die Art, wie beide mit bestem Beispiel vorangehen und kommunizieren, beeindruckend. Und auf dem Parkett machen sie uns anderen das Leben so viel einfacher, weil sie so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die meisten Scouting-Reports sind auf sie fokussiert, das öffnet für den Rest von uns das Spiel ungemein. Sie sind beide sehr uneigennützig, stellen das Team über alles. Das macht es so einfach und so vergnüglich, Teil dieser Truppe zu sein."

Dennis Schröder, Superstar

Während NBA-All-Star Lauri Markkanen einmal mehr von der deutschen Defensive neutralisiert wurde und elf seiner 17 Versuche an den Ring setzte, war Olivier Nkamhoua, der im Vorjahr für die Niners Chemnitz auflief, mit 21 Punkten und 9 Rebounds bester Finne auf dem Parkett. Er zollte den Deutschen maximalen Respekt, wie er gegenüber ntv.de ausführte: "Deutschland ist ein Team, das weiß, wie man 40 Minuten Vollgas-Basketball spielt. Einfach Weltklasse-Level. Sie haben die Anführer und die Bankspieler, die ihnen das ermöglichen. Darum ist es so schwer, mit ihnen mitzuhalten."

Bereits zum fünften Mal erzielten sowohl Wagner als auch Schröder jeweils mindestens 20 Punkte in einem Spiel bei dieser EM. Der eine ist Siebter, der andere Achter bei den Punkten pro Partie, insgesamt haben nur Luka Doncic und Markkanen mehr Zähler eingesammelt. "Da braucht man eigentlich nicht mehr viel zu sagen", resümierte Johannes Thiemann. "Das sind zwei unglaubliche Spieler. Wir wissen, wir können uns immer auf die beiden verlassen. Das sind sichere 40 Punkte, mindestens. Und wenn wir anderen zusammen auch noch ein bisschen mithelfen, dann haben wir in jedem Spiel gute Chancen, zu gewinnen."

"FIBA-Dennis" ist bereits seit Jahren die Institution im deutschen Basketball, hat ihm die größten Erfolge der Verbandsgeschichte überhaupt erst ermöglicht. Der "Kopf der Schlange" wird er von vielen Gegnern genannt. Seine Mischung aus Produktivität, Verlässlichkeit und Veteranen-Präsenz ist auf dieser Ebene unerreicht. Schröder genießt höchsten Respekt und zählt zu den absoluten Superstars auf dieser Bühne.

"Ein unglaubliches Spiel heute von Dennis", attestierte ihm Wagner: "Er hat das so gut gemacht, wie er die Mischung gefunden hat, aus Aggressivität und uns trotzdem in hitzigen Momenten Ruhe zu geben." Als Finnland Ende des dritten Viertels mit einem letzten fulminanten 14:2-Run auf 77:71 verkürzte, war es Schröder, der erst einen Korbleger traf. Der dann zwei Verteidiger band und Theis so den Putback ermöglichte. Der Wagner mit einem Pass an die Freiwurflinie schickte. Der seine Farben zusammentrommelte, animierte, pushte. Kurz danach war die Partie entschieden.

Franz Wagner ist die deutsche Zukunft

"Ich würde gerne eines Tages der Leader sein, der Dennis ist", sagte Wagner vor dem Turnierstart. "Dennis bringt mir so viel bei. Er überträgt mir die Verantwortung, will, dass ich Erfahrung in dieser Rolle sammle. Aber er erinnert mich immer daran, dass ich meinen eigenen Weg finden muss als Anführer. Wenn du als junger Spieler dazu kommst, gibt dir das so viel Selbstvertrauen, weil du weißt, dass der beste Spieler im Team dich in dieser Rolle sieht, als Anführer und Entscheidungsträger."

Es ist nicht nur die Anwesenheit und Synergie der beiden Ausnahmespieler, die Deutschland zu jedem Zeitpunkt Selbstvertrauen gibt. Egal wie schwierig eine Etappe im Spiel auch sein mag, egal wie aggressiv der Gegner presst, egal wie sehr die Offensive stockt. Dank der beiden funktioniert das gesamte System auch so ausgezeichnet. Der Bonus obendrauf? Die natürliche Progression von einer Generation zur nächsten, von Schröder zu Wagner. Diese Staffelübergabe ist bereits in vollem Gange - auch wenn Schröder, der am kommenden Montag 32 Jahre alt wird, noch das ein oder andere Turnier an der Seite seines kongenialen Partners absolvieren will.

"Er ist die Zukunft für uns. Franz zeigt allen, was er kann, und ich will ihn strahlen lassen. Seit er bei uns ist, haben wir Erfolg gefunden. Er bringt so viel für uns, sowohl charakterlich als auch auf dem Parkett. Niemand ist wie er. 2,08 Meter groß, kann werfen, passen, verteidigen. Einfach einzigartig." Schröders neuer Head Coach in Sacramento, Doug Christie, hatte das Duo vor dem Turnier das "vermeintlich beste hier genannt, ein One-Two-Punch, der schwer zu stoppen sein wird."

Das "vermeintlich" kann man zu diesem Zeitpunkt, unmittelbar vor dem finalen Akt, getrost streichen. Türkei, Griechenland, Serbien, Finnland, Slowenien: Alle Top-Teams Europas haben oder hatten bei dieser EuroBasket einen Star in ihren Reihen. Nur Deutschland hat zwei. Und spielt folgerichtig am Sonntag (20 Uhr/RTL, MagentaSport und im Liveticker bei ntv.de) um die zweite EM-Goldmedaille nach 1993. Gegen ebenfalls ungeschlagene Türken, die sich im zweiten Halbfinale deutlich (94:68) gegen Griechenland durchsetzten.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen