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Sieg in Osaka Dietzsch holt WM-Gold

Zuerst stellte sie den Wein kalt für die Siegesfeier, Stunden später die Diskus-Konkurrenz im Nagai-Stadion. Trotz der Angst vor dem Achillessehnenriss wurde die Scheibe der Franka Dietzsch am fünften WM-Tag in Osaka zum dritten Mal der goldene Hit bei einer Leichtathletik-Weltmeisterschaft.

"Ich habe bis zum letzten Wurf gezittert. Jetzt bin ich einfach nur glücklich. Ich ziehe das durch bis Olympia", erklärte die 39-Jährige, die der Konkurrenz gleich im ersten Versuch mit 66, 61 m den Knockout versetzt hatte und dann den Ansturm der russischen Europameisterin Darja Pischtschalnikowa (65,79) Stand hielt. Dann sprang sie wie eine Gummipuppe auf dem Rasen umehr, nahm die Deutschland-Fahne und ließ wie auch später bei der Siegerehrung den Tränen freien Lauf.

Franka Dietzsch, die 2008 in Peking mit 40 zur ältesten Einzel-Olympiasiegerin der Leichtatheletik-Geschichte werden will, hat schon in Osaka Historisches erreicht. Die von der Insel Usedom stammende Sparkassenangestellte wurde mit dem dritten Titel zur Rekord-Weltmeisterin und übertraf die Leipzigerin Martina Hellmann-Opitz, die 1983 und 1987 zwei WM-Titel gewonnen hatte. Franka Dietzsch ist mit ihren Siegen 1999, 2005 und 2007 die fünfte Leichtathletin der Welt, die bei einer WM in der gleichen Disziplin drei Titel gewann. Rekord-Teilnehmerin der WM war sie mit neun Starts von 1991 bis 2007 ohnehin schon.

Zugleich verschönte sie die Bilanz von Dieter Kollark, der nun mit elf Goldmedaillen bei Olympia (1), Freiluft-WM (6), Hallen-WM (2) und Europameisterschaften (2) erfolgreichster deutscher Leichtathletik-Trainer nach der Wende ist.

Doch vor dem Sieg standen Hindernisse. "Vor Wochen hatte ich überlegt, ob ich überhaupt hierher fahren soll. Die Schmerzen waren enorm. Aber ich habe die Sehne geschont, mich auf dem Rad fit gehalten, nur Würfe aus dem Stand gemacht. Und ich habe mich dann in der Qualifikation fit gefühlt."

Das Problem meldete sich Stunden später zurück. "Franka wollte zum Training, stand auf und nichts ging mehr. Sie war gleich ein bisschen depressiv, dachte, dass alles in Gefahr sei. Aber nach der Betäubung fühlte sie sich deutlich besser", sagt Dieter Kollark. Für das Finale erhielt sie zwei Stunden vor dem Wettkampf von Mannschaftsarzt Dr. Uwe Wegener eine schmerzstillende Spritze, deren Wirkung im vierten Durchgang leicht nachließ.

"Ich sagte Franka, sie solle selbst entscheiden, ob sie aufhöre oder weitermache. "Den Fans zu Liebe habe ich dann auch den letzten Versuch noch gemacht", sagte Franka Dietzsch. Doch die Scheibe verfing sich im Käfig. "Das war mein schönster Wurf ins Netz", sagte die Siegerin.

Von Gerd Holzbach, sid

Quelle: ntv.de

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