Letzter deutscher Weltmeister Doll reißt mit Rücktritt große Lücke im Biathlon
23.02.2024, 14:59 Uhr
Benedikt Doll macht zum Ende der Saison Schluss.
(Foto: dpa)
Familienvater Benedikt Doll beendet zum Saisonende seine Karriere. Die Entscheidung fällt dem letzten aktiven deutschen Biathlon-Weltmeister "relativ einfach", er peilt einen "neuen Lebensabschnitt" an. Doch der Rücktritt reißt eine große Lücke.
Benedikt Doll ging nach der emotionalen Achterbahn von Nove Mesto noch ein letztes Mal tief in sich - und rang sich nach ein paar Tagen Bedenkzeit im Kreise seiner Liebsten zu einer finalen Entscheidung durch: "Ich spüre, dass die Zeit für einen neuen Lebensabschnitt reif ist", sagte der 33-Jährige. Die Weltcups in Oslo, Soldier Hollow und Canmore werden für "El Capitano" zur Abschiedstournee, danach beendet auch der letzte verbliebene deutsche Biathlon-Weltmeister seine Karriere.
"Die Entscheidung fiel mir relativ einfach", betonte Doll in einem Instagram-Video. Damit bricht nach Simon Schempp, Arnd Peiffer und Erik Lesser das letzte Puzzlestück der Erfolgs-Ära des vergangenen Jahrzehnts weg, im DSV-Team klafft eine kaum zu füllende Lücke. "Solche Athleten hat man nicht am Fließband", haderte Felix Bitterling, der bis zuletzt um den "Chef der Bande" gekämpft hatte.
Doll sei mit seinen "herausragenden sportlichen Fähigkeiten" in den vergangenen zwölf Jahren eine "verlässliche und große Stütze" gewesen. Dazu "ein Ausnahmemensch", ergänzte der Sportdirektor, "der auch mal einen Schritt zur Seite macht, andere nach vorne treten lässt und denen eine Bühne gibt".
Doll bleiben noch maximal neun Rennen
Bei der WM in Tschechien rückte sich der Sprint-Weltmeister von 2017 mit Bronze im Einzel ein letztes Mal selbst ins Rampenlicht. Er habe dennoch zuletzt immer häufiger Situationen gehabt, "wo ich mir dachte, warum tue ich mir das an. Im Leistungssport muss man immer 100 Prozent motiviert sein, 99 Prozent reichen einfach nicht. Wenn man merkt, dass das schwerfällt, ist für mich der Moment, dass es reicht", erklärte Doll.
Außerdem merke er, "dass ich meine Energie jetzt in neue Projekte stecken möchte und mehr Zeit mit meiner Familie verbringen will. Ich blicke auf eine erlebnisreiche Zeit zurück, die ich niemals missen möchte". Im Sommer 2022 war Doll Vater geworden. Unter anderem deshalb liebäugelte er schon länger mit seinem Karriereende, sprach bereits vor Beginn des Winters von seiner "wahrscheinlich letzten Saison".
Dafür drehte er noch einmal alles auf links, tüftelte im gehobenen Alter an Waffe und Lauftechnik. Lohn waren nochmals zwei Weltcupsiege in den Sprints von Lenzerheide und Oberhof, insgesamt stand er seit seinem Debüt 2012 in insgesamt sechs Einzelrennen ganz oben. Höhepunkte waren neben den WM-Erfolgen die Olympia-Bronzemedaillen von Pyeongchang in Verfolgung und Staffel. Insgesamt holte er bei Großereignissen acht Medaillen.
Nun bleiben ihm noch maximal neun Rennen bis zur Sportlerrente. Ab dem 18. März gilt die volle Aufmerksamkeit dem Sohnemann und seiner Frau, außerdem plant er nach seinem Bachelor in Wirtschaftsingenieurwesen ein weiteres Studium im Bereich Gebäudetechnik. "Ich habe Lust", so Doll, "etwas Neues für mich selbst zu entdecken" - typisch für den stets über den Tellerrand blickenden Hobbykoch.
Quelle: ntv.de, dbe/sid