Chaos im Ecclestone-Prozess Dolmetscherin übersetzt falsch
25.06.2014, 15:17 Uhr
Peinlicher Zwischenfall: Der Ecclestone-Prozess musste wegen Übersetzungsschwierigkeiten unterbrochen werden.
(Foto: REUTERS)
Im Bestechungsprozess gegen Bernie Ecclestone ist ein Dolmetscherin unfähig, die Aussage einer Vertrauten des Formel-1-Chefs richtig zu übersetzen. Als der Prozess fortgesetzt wird, stärkt die Zeugin Ecclestone den Rücken.
Im Prozess gegen Formel-1-Chef Bernie Ecclestone haben Übersetzungsprobleme zu Verzögerungen bei der Vernehmung einer Zeugin geführt. Eine Dolmetscherin hatte vor dem Landgericht München Probleme, die Aussage der Formel-1-Hausjuristin Sacha Woodward-Hill korrekt vom Englischen ins Deutsche zu übersetzen. Ecclestones Anwälte korrigierten sie mehrfach, weil sie einzelne Sätze nicht richtig wiedergegeben habe.
Nach rund einer Stunde musste die Dolmetscherin den Saal verlassen. Ecclestones Anwälte betonten, die korrekte Übersetzung sei wichtig, da Woodward-Hill als wichtige Zeugin gilt. Die Australierin arbeitet seit fast 20 Jahren mit Ecclestone zusammen und gilt als eine seiner engsten Vertrauten. Falls Ecclestone wegen Bestechung verurteilt wird und seinen Job als Formel-1-Chef verlieren würde, gilt sie als mögliche Nachfolgerin an der Formel-1-Spitze.
Auf Vorschlag von Ecclestone wurde ihre Aussage schließlich von seiner eigenen Dolmetscherin übersetzt, die seit Jahren mit der Materie vertraut ist und die komplizierten Begriffe kennt. Für die Aussagen Ecclestones wurde ein anderer Dolmetscher gefunden.
Tränen im Gerichtssaal
Woodward-Hill widersprach dem Vorwurf der Anklage, dass der ehemalige BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky bei einem Treffen am Münchner Flughafen offen mit der Absetzung Ecclestones als Formel-1-Chef gedroht habe. "Wenn Dr. Gribkowsky ihm mit dieser Drohung gekommen wäre, dann wäre er mit Sicherheit in sein Flugzeug gestiegen und nach Hause geflogen." Der Zeugin setzte das Durcheinander im Gericht offenbar zu. Mehrfach wurde sie gebeten, einzelne Passagen zu wiederholen - anscheinend zu viel für die ranghohe Juristin: In einer kurzen Unterbrechung verließ sie weinend den Saal. Wenige Minuten später hatte sie sich wieder gefangen.
Die Übersetzungsprobleme fingen schon bei der Abfrage der Personalien von Woodward-Hill an. "Unmarried" sagte die Juristin auf die Frage nach ihrem Ehestand. Die Dolmetscherin verstand stattdessen aber "I'm married" und übersetzte es somit als "verheiratet". Während es sich dabei noch um ein akustisches Verständnisproblem handelte, ging es kurz darauf um die Auslegung einzelner Wörter: "Cordial" übersetzte die Dolmetscherin mit "freundlich" und löste damit eine Diskussion darüber aus, ob es nicht besser "herzlich" heißen müsste.
Bei dem Prozess geht es um den Vorwurf, Ecclestone habe dem früheren BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowksy 44 Millionen Euro Schmiergeld gezahlt, damit dieser die Formel-1-Mehrheit an seinen Wunschinvestor verkauft. Ecclestone stellte das Ganze hingegen als eine Art Erpressung dar.
Quelle: ntv.de, bge/dpa