Der Skandal um Doping in einer chinesischen Sportschule nimmt immer groteskere Züge an: Fahnder fanden an der Anshan-Schule in Liaoning im Nordosten des Landes nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua insgesamt 450 Flaschen mit Dopingpräparaten, mit denen die Leistung von 15- bis 18-Jährigen Schülern für einen prestigeträchtigen Provinz-Wettkampf in der Leichtathletik gesteigert werden sollte. Den Verantwortlichen drohen jetzt strafrechtliche Konsequenzen.

Lehrer an der Anshan-Schule war in den 90er Jahren auch Trainer Ma Junren. Er sorgte für Aufsehen mit seiner "Ma Armee", einer Armada von Läuferinnen, die angeblich dank Schildkrötenblut zu Fabel-Weltrekorden und WM-Titeln auf der Langstrecke eilte. Vor Olympia 2000 in Sydney wurde er aus der Sportorganisation entfernt, nachdem sechs Athletinnen abnormale Blutwerte aufwiesen.

Nachdem ein anonymer Tipp eingegangen war, leiteten die staatliche Sportverwaltung und die Anti-Doping-Kommission des Landes am Donnerstag im neuen Fall eine Durchsuchung von Schulräumen ein. Dabei wurden laut Zhao Jian, Sprecher des Nationalen Olympischen Komitees, 25 Flaschen für Blutdoping mit Erythropoietin (EPO), neun Flaschen Testosteron sowie 17 Flaschen mit anderen anabolen Steroiden gefunden.

Zuvor waren an der Schule tätige Personen dabei ertappt worden, wie sie zehn Schülern Injektionen verabreichten. 275 Flaschen EPO und 124 Ampullen mit Steroiden wurden in einem Kühlschrank des Schulleiters gefunden.