Bitte keinen Persilschein Dopingopfer wehren sich
02.03.2009, 14:29 UhrDDR-Dopingopfer haben sich vorsorglich gegen einen "Persilschein" für Trainer mit DDR-Dopingvergangenheit gewandt. Vorausgegangen war, dass mehrere Leichtathletik-Trainer derzeit eine Erklärung vorbereiten, in der sie einräumen, ins Staatsdoping-System eingebunden gewesen zu sein. Ihr Vorgehen könnte Signalcharakter für den gesamten deutschen Sport haben und soll ihnen ermöglichen, ihre aus Steuergeldern finanzierten Stellen zu behalten.
"Trainer, Ärzte, Funktionäre und Betreuer, die es in den vergangenen 20 Jahren nicht geschafft haben, sich klar zu ihrer Dopingvergangenheit zu positionieren, haben im deutschen Sport und in der Nähe von Kindern und Jugendlichen nichts zu suchen", schreiben Geschädigte des DDR-Dopings im Blog des Journalisten Jens Weinreich.
Zugleich erheben sie erneut die Forderung nach einem "gesetzlich verankerten Rentenanspruch" und einer umfassenden Aufarbeitung des DDR-Sportsystems. Dagegen seien "Persilscheine für das DDR-Zwangssystem und den BRD-Systemzwang das stärkste Indiz dafür, dass Sport und Politik dem Zeitgeist hinterhinken".
Allein der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) beschäftigt noch sieben von einst 32 hauptamtlichen Bundestrainern mit DDR-Vergangenheit. Seit der DOSB seine unabhängige Anti-Doping-Kommission unter Vorsitz des Bundesverfassungsrichters a.D. Udo Steiner eingerichtet und in Person von Generaldirektor Michael Vesper geständigen Trainern eine zweite Chance in Aussicht gestellt hat, scheint ein Ausweg aus der Trainerfalle in Reichweite.
Die Steiner-Kommission versuchte bereits dem wegen seiner DDR-Vergangenheit entlassenen Kugelstoß-Bundestrainer Werner Goldmann Brücken in die Zukunft zu bauen. Doch dieser beschritt sie nicht. Daraufhin empfahlen Steiner, Doppel-Olympiasiegerin Heide Ecker-Rosendahl sowie der Bundestagsabgeordnete Steffen Reiche, Goldmann nicht weiterzubeschäftigen. Der DLV entließ ihn zum 31. Dezember 2008. Er war von DDR-Dopingopfer und Stasi-Spitzel Gerd Jacobs beschuldigt worden, diesem Anfang der 80er Jahre Dopingmittel verabreicht zu haben.
Quelle: ntv.de