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Kovalainen verunglückt Doppelsieg für Ferrari

Ein schwerer Unfall des Silberpfeil-Piloten Heikki Kovalainen hat den 78. Doppelerfolg der derzeit unschlagbaren Ferraris überschattet. "Ich bin vor allem happy, dass es Heikki gut geht", meinte Weltmeister Kimi Räikkönen, der den Großen Preis von Spanien vor Bahrain-Sieger Felipe Massa aus Brasilien im zweiten Ferrari souverän gewann. Vize-Weltmeister Lewis Hamilton aus England wurde im zweiten McLaren-Mercedes Dritter.

Der Finne Kovalainen, Teamkollege von Hamilton, war im zweiten Silberpfeil bei über 200 Stundenkilometern wegen eines technischen Defekts von der Strecke abgekommen und auf dem Circuit de Catalunya fast ungebremst in die Reifenstapel gekracht. Während Kovalainen nach ersten vorsichtigen Entwarnungen mit dem Hubschrauber in ein Krankenhaus in Barcelona geflogen und dort weiter eingehend untersucht wurde, fuhr Pole-Mann Räikkönen im Ferrari seinen zweiten Saison- und 17. Karrieresieg ein.

"Wir haben ein super Paket. Wir können aber nicht davon ausgehen, dass wir jedes Rennen gewinnen", sagte Ferrari-Berater Michael Schumacher, der den vierten WM-Lauf vom Kommandostand der Scuderia aus verfolgte.

Deutsches Debakel

Ein sportliches Debakel erlebten die fünf deutschen Piloten. Nick Heidfeld aus Mönchengladbach kam nicht über den neunten Rang hinaus, verpasste damit erstmals 2008 die Punkteränge und fiel in der Gesamtwertung (16 Punkte) vom zweiten auf den fünften Platz zurück hinter Spitzenreiter Räikkönen (29), Hamilton (20), Robert Kubica im zweiten BMW-Sauber (19) und Massa (18). BMW-Sauber (35) wurde von Titelverteidiger Ferrari (47) von der Spitze der Marken-WM verdrängt. Dritter ist nach vier von 18 WM-Läufen McLaren-Mercedes (34).

Timo Glock aus Wersau wurde im Toyota Elfter. Nico Rosberg aus Wiesbaden kam im Williams-Toyota ebenso wie Sebastian Vettel aus Heppenheim im Toro Rosso und Adrian Sutil aus Gräfelfing im Force India nicht ins Ziel.

Zustand ist stabil

Kurz nach dem Rennen kam die erste leichte Entwarnung, was den Gesundheitszustand von Kovalainen anging. "Sein Zustand ist stabil", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. "Er hat wohl eine Gehirnerschütterung, keine Knochenbrüche", sagte Teamchef Ron Dennis. Möglicherweise habe ein Stein zwischen Bremssattel und Felgenrand den Unfall verursacht. "Ich bin vorbeigekommen und habe gesehen, dass ein Auto in der Reifenwand steckt und das hat mich verdammt an meinen eigenen Unfall im vergangenen Jahr auf dem Nürburgring erinnert", sagte Hamilton, der von den spanischen Zuschauern bei der Siegerehrung ausgepfiffen wurde.

Sein Teamkollege Kovalainen war zuvor im Streckenhospital behandelt worden, nachdem er in der 22. Runde von der Strecke abgekommen war. Bei dem Unfall bohrte sich Kovalainens Silberpfeil regelrecht in die Barriere. Sofort wurde neben dem Safety- auch das Medical Car auf den Kurs geschickt, während die Streckenposten verzweifelt versuchten, den McLaren-Mercedes aus dem Reifenstapel zu ziehen.

Auf der Trage liegend gab Kovalainen selbst die erste Entwarnung, als er seinen Fans mit dem rechten Arm zuwinkte. Auch eine Sprecherin des Internationalen Automobilverbandes FIA erklärte, dass sich Kovalainen in einem stabilen Zustand befinde und keine sichtbaren Verletzungen erlitten habe.

Safety Car zweimal im Einsatz

Kovalainens Crash sorgte bereits für die zweite Safety-Car-Phase während des vierten WM-Laufs, nachdem gleich in der ersten Runde Sutil und Vettel kollidiert und auch ausgeschieden waren. "Das war ein sehr hirnloses Manöver von Adrian", schimpfte Vettel nach dem Rennen über seinen Landsmann.

Während Pole-Mann Räikkönen sich aus allen brenzligen Situationen souverän raushalten konnte, bekam Lokalmatador Alonso gleich beim Start den ersten Dämpfer. Nachdem er mit seinem Boliden auf der Einführungsrunde beinahe beim Zickzackfahren zum Aufwärmen der Reifen gegen die Wand gefahren wäre, musste er Massa nach dem Erlöschen der Roten Ampeln chancenlos vorbeiziehen lassen.

Im vorderen Mittelfeld schob sich Heidfeld beim Start vom neunten auf den siebten Platz. Doch spätestens, als der Mönchengladbacher in der Safety-Car-Phase nach dem Kovalainen-Unfall unerlaubterweise an die Box zum Tanken musste, konnte er seinen zweiten WM-Gesamtrang und auch die Hoffnungen auf den zweiten Podestplatz in diesem Jahr frühzeitig vergessen.

Stop-and-Go-Strafe statt Punkte

Denn Heidfeld kassierte eine Durchfahrtsstrafe und fiel zwischenzeitlich auf Rang 14 zurück. Deshalb konnte der 30-Jährige auch nicht mehr vom Ausfall Alonsos profitieren, der klar in den Punkterängen liegend seinen Renault vor offiziell 132.000 Zuschauern auf dem 4,655 Kilometer langen Kurs wegen eines technischen Defekts und mit Feuer am Heck abstellen musste. Dasselbe galt auch für Nico Rosberg. Zum Zeitpunkt seines Aus' war der Wiesbadener Siebter.

Von allen Ausfällen, Un- und Zwischenfällen ebenso unbeeindruckt wie unberührt, raste Räikkönen nach 1:38:19,051 über die Gesamtdistanz von 307,104 Kilometern als Erster durchs Ziel. Sein Vorsprung auf Massa betrug 3,228 Sekunden. Zuletzt hatte Massa in Bahrain noch vor Räikkönen gewonnen.

von Elmar Dreher, dpa

Quelle: ntv.de

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