Krisengipfel auf der Alm Dortmund gastiert in Bielefeld
29.03.2007, 13:40 UhrSie sorgten für frischen Wind, konnten die Abstiegsangst bisher aber nicht vertreiben. Vor dem Kellerduell zwischen Arminia Bielefeld und Borussia Dortmund (20.30 Uhr) ziehen Ernst Middendorp und Thomas Doll alle Register. Nach den erfolglosen Debüts der Fußball-Lehrer in neuer Umgebung hat sich die ohnehin bedenkliche Ausgangslage weiter verschärft.
Deshalb schloss BVB-Coach Doll beim Abschlusstraining die Öffentlichkeit aus und erklärte die Schonfrist seiner Profis für beendet: "In Interviews haben sie immer beteuert, sie würden ihr letztes Hemd für den Verein geben. Es wird Zeit, es auch mal zu zeigen."
Durchwachsene Debüts
Ein Bilderbuchstart blieb beiden Trainern im ersten Spiel auf der Bank ihrer neuen Klubs verwehrt. Middendorp unterlag mit dem Vorletzten aus Bielefeld 0:2 in Aachen, der Tabellen-15. aus Dortmund kam im Heimspiel gegen Nürnberg nicht über ein 0:0 hinaus. Die Länderspielpause nutzten beide Trainer zu intensiven Einzelgesprächen und Übungseinheiten.
Trotz aller Brisanz wollte Middendorp, der am Dienstag kurzerhand ein Training verschob und damit die heimischen Journalisten in die Irre führte, die Bedeutung der Partie in der ausverkauften Schüco-Arena nicht überbewerten: "Es ist kein Endspiel, sondern ein wichtiges Spiel, um auf Platz 15 zu springen. Stehen wir am Ende der Saison auf diesem Rang, wäre das so, als ob wir die Meisterschaft gewonnen hätten."
Nicht bereit für den Abstiegskampf
Anders als die Bielefelder sind die mit UEFA-Cup-Ambitionen in die Saison gestarteten Dortmunder unerwartet in den Abstiegssog geraten. Nach turbulenter finanzieller Sanierung muss der noch vor zwei Jahren von der Insolvenz bedrohte Club nun um das sportliche Überleben kämpfen. Der negativen Tendenz mit zuletzt vier sieglosen Spielen setzt Doll seine noch aus Hamburger Zeiten bekannte positive Sicht der Dinge entgegen: "Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir es packen. Unsere Überlebenschance beträgt 100 Prozent."
Nicht nur die Tabellensituation sorgt für Anspannung. Das Ringen um den ehemaligen Bielefelder Trainer Thomas von Heesen, der im Sommer eigentlich zur Borussia wechseln sollte, schürt die Rivalität zusätzlich. Liebend gern würde BVB-Sportdirektor Michael Zorc den verbalen Schlagabtausch der vergangenen Wochen beenden: "Beide Seiten tun gut daran, kein zusätzliches Öl ins Feuer zu gießen." Gleichwohl müssen sich die Borussen auf einen ungemütlichen Empfang einstellen. Darauf hat Doll seine Profis vorbereitet: "Die Mannschaft soll verinnerlichen, dass es Spaß macht, ausgepfiffen zu werden."
Auswärts punktlos
Die Bilanz der vergangenen Wochen und das Restprogramm verheißen allerdings wenig Gutes. In der Rückrunde gewann der BVB noch keinen Punkt in der Fremde und präsentierte sich vor allem im Spiel nach vorn nur selten erstligatauglich. Das macht wenig Mut für die noch ausstehenden fünf Auswärtspartien. Zudem bestreitet der Club zwei der drei Heimspiele gegen die Titelaspiranten Schalke und Bremen.
Doch auch die Formkurve der Bielefelder zeigt eindeutig nach unten. In der Rückrundentabelle rangieren die Ostwestfalen mit nur vier Zählern aus neun Spielen auf dem letzten Platz. Middendorp ist dennoch zuversichtlich. Der noch vor wenigen Wochen in Südafrika tätige Coach sprach allen Beteiligten gleich in zwei Sprachen Mut zu: "Die Mannschaft wird alles tun, um die drei Punkte hier zu behalten. Wir packen das. Ganz wichtig: All together now."
von Heinz Büse, dpa
Quelle: ntv.de