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Das Drama um Hirscher Eine letzte große Warnung an Lindsey Vonn

Lindsey Vonn will es nochmal wissen.

Lindsey Vonn will es nochmal wissen.

(Foto: REUTERS)

Lindsey Vonn kehrt bald in den Ski-Weltcup zurück. Fünf Jahre war die Amerikanerin raus. Ist das Comeback eine gute Idee? Diese Frage wird kontrovers diskutiert. Mit Marcel Hirscher gibt es ein prominentes Vorbild, um das es nun ein kleines Drama gibt.

Marcel Hirscher hatte sich seine Heimkehr ganz anders vorgestellt. Fünf Jahre war er weg gewesen, ehe er sich entschloss es noch einmal wissen zu wollen. Marcel Hirscher wollte sich und der Welt noch einmal beweisen, dass er immer noch ein fantastischer Skifahrer ist. Vielleicht nicht mehr der Beste, aber immer noch einer, der die Besten herausfordern kann. In diesem Winter kehrte er in den Weltcup zurück. Doch das so oft unbesiegbare Monster, das er einmal war, war er nicht mehr. Konnte er nicht mehr sein. Junge Konkurrenten haben das Niveau noch einmal nach oben verschoben, allen voran der neue Dominator Marco Odermatt.

Hirscher wollte dem Skisport eine neue Heldengeschichte schenken. Ebenso wie Lindsey Vonn es bald tun möchte. Die polarisierende Amerikanerin ist mittlerweile 40 und möchte es ebenfalls nochmal wissen. Wann genau sie wieder im Weltcup startet, ist noch nicht terminiert. Das Comeback von Vonn hat ein noch größeres Echo hervorgerufen als das von Hirscher. Vielleicht auch, weil sie eine größere Geschichte zu erzählen hat. Eine amerikanische. Eine, die der klassischen Dramentheorie folgt. Mit Rückschlägen, psychisch und körperlich, mit Auferstehungen. Und Inszenierungen. Vonn weiß, wie man Schlagzeilen schreibt. Wieder und wieder.

"Spitzensport und keine Spaßveranstaltung"

Doch sie ist nicht nur Darling. Weil sie übergroßen Platz einnimmt, wo immer sie ist, wird sie kritisch beäugt. Und so stoßen ihre Comeback-Pläne nicht nur auf Liebe. "Will sie sich umbringen?", echauffierte sich etwa Michaela Dorfmeister, Doppel-Olympiasiegerin von 2006, in den "Niederösterreichischen Nachrichten" und betonte: "Ich halte das für brandgefährlich. Das ist Spitzensport und keine Spaßveranstaltung." Sie empfahl Vonn: "Sie sollte einen Psychologen aufsuchen. Ihr Geltungsdrang dürfte riesig sein."

Geltungsdrang, Langeweile oder einfach Frieden schließen mit ihrem nicht ganz unfreiwilligen Karriereende? Was auch immer Vonn antreibt, an diesem Montag hat sie eindringliche Mahnung bekommen, wie gefährlich ihre Rückkehr sein kann. Ausgerechnet Marcel Hirscher, der Neu-Niederländer, hatte sich im Training verletzt, hatte sich das Kreuzbandriss gerissen und kann diese Saison nicht mehr fahren. Er hatte es nach zuletzt zwei schwachen Leistungen nochmal wissen wollen. Dann eine Unaufmerksamkeit, ein Schlag und alles ist vorbei. Ob Hirscher nochmal wiederkommt? "Vielleicht bin ich jetzt endgültig fertig mit meiner Reise. Was bleibt, ist die Liebe zum Skifahren", schrieb der Superstar bei Instagram. Eine Horror- statt Heldengeschichte.

Aber die Fallhöhe bei Hirscher ist eine andere als bei Vonn. Weil die Amerikanerin eben eine ist, die nicht nur die Bretter beherrscht, sondern auch die Show. Kaum jemand stand für die Netflixisierung des Sports noch bevor es die Netflixisierung überhaupt gab. Deswegen strahlt der Spot, in dem sie steht, heller, größer. Kann Vonn wirklich nochmal vorne angreifen? Um nichts anderes kann es der 40-Jährigen gehen. Schließlich gibt es Gerüchte, dass sie die Olympischen Spiele 2026 auf ihrer Lieblingspiste in Cortina d'Ampezzo, wo sie zwölf Mal gewann, als Ziel ausgerufen hat. Nicht als Teilnehmerin, sondern als Favoritin.

Odermatt ist völlig verzückt von Vonn

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Aber der Weg ist riskant, wie der Fall Hirscher zeigt. Das Material hat sich weiterentwickelt, die Kräfte von Vonn sicher nicht. Auch wenn Skistars zuletzt bass erstaunt waren, in welcher Form sich die Amerikanerin befindet. Marco Odermatt sagte der Zeitung "Blick" voller Bewunderung: "Sie hat auf mich einen richtig guten Eindruck gemacht. Lindsey fährt technisch sogar noch sauberer, als ich sie in Erinnerung hatte." In einem Trainingslauf verlor sie knapp über eine Sekunde auf die Spitzenfahrerin Lara Gut-Behrami. Das ist nicht viel. Nicht in den Speed-Disziplinen, die Vonn so sehr liebt. Die sie über zig Jahre so sehr beherrscht hat. Aber Training ist Training und Rennen ist Rennen. Und das bestreitet sie mittlerweile mit einem künstlichen Knie.

Im vergangenen Februar unterzog sie sich dem schweren Eingriff im rechten Knie - dieser macht ein schmerzfreies Skifahren für sie wieder möglich. "Ich hatte so ein breites Grinsen, dass es hinten beim Helm wieder raus kam", erzählte Vonn, die seit August - auf eigene Kosten - mehrere Trainingstage in Neuseeland und Europa absolviert hatte. Dabei beeindruckte sie bereits einige internationale Beobachter und Trainer. Aber eben nicht nur. Ikonen wie Markus Wasmeier ("Verarschung"), Franz Klammer ("Vollschuss"), Bernhard Russi, Sonja Nef ("So bescheuert kann sie nicht sein") oder Bruno Kernen hatten scharfe Worte für das Comeback gefunden. Sie sorgen sich um die Gesundheit der 40-Jährigen. Klammer fühlte sich gar an das Schicksal des legendären Bill Johnson erinnert, der nach seinem Olympiasieg in der Abfahrt 1984 für die Winterspiele 18 Jahre später ebenfalls mit 40 noch einmal ein Comeback wagte, nach einem schweren Unfall aber zum Pflegefall wurde.

Quelle: ntv.de, tno

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