Furchtlose starten in WM "Drastischer" Unfall hält Klippensprung-Pionierin nicht auf
13.02.2024, 07:13 Uhr
Anna Bader tritt bei ihrer vierten WM in Aktion.
(Foto: picture alliance / Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa)
Eine Plattform 20 Meter über dem Wasserbecken, Salti und Schrauben nach dem Absprung und eine möglichst spritzerfreie Landung: Das sind die Zutaten vom Klippenspringen. Die furchtlosesten Athleten starten jetzt in ihre Weltmeisterschaft. Mit dabei ist die deutsche Pionierin Anna Bader - trotz eines schweren Unfalls.
Hoch oben über dem Wasser, kurz vor dem Absprung 20 Meter in die Tiefe spürt Anna Bader die Magie. "Diese Freiheit, diese Höhe, der mentale Aspekt und vor allem der Reiz, trotz des Risikos diesen einen, perfekten Sprung zu zeigen" - für die 40-Jährige ist das Klippenspringen bis heute "einfach die schönste Sportart".
Bei der WM in Doha will sie ab dem heutigen Dienstag (9 Uhr MEZ) wieder auf der ganz großen Bühne stehen, auch wenn das vor eineinhalb Jahren kaum vorstellbar war. Denn im September 2022 passierte es: Bader kam bei einem Sprung in der Schweiz falsch auf, war bewusstlos und wurde aus dem Wasser gerettet.
Drei Tage habe sie mit einer Gehirnerschütterung und einem leichten Pneumothorax im Krankenhaus verbracht, berichtet Bader. "Es hätte sicherlich auch noch schlimmer ausgehen können, aber für mich war es schon sehr drastisch, nachdem ich ungefähr 18 Jahre unfallfrei gesprungen bin", sagt die Weltklassespringerin.
"Ich habe tatsächlich auch in Erwägung gezogen, aufzuhören", sagt Bader. Aber auch als Vorbild für ihre beiden Kinder habe sie weitergemacht, auch wenn sie sich "wirklich Vorwürfe gemacht" habe. Doch "Fehler gehören dazu, man lernt daraus und lässt sich nicht unterkriegen", sagt Bader. Außerdem beinhalte das Karriereende, das sie sich wünsche, nicht, "aus dem Wasser gezogen zu werden". Etwa ein halbes Jahr später stand sie bei einem Weltcup in Fort Lauderdale wieder hoch oben. "Es war, als wäre ich genau dort, wo ich hingehöre", erinnert sich Bader.
"Auch eine Pionierin"
Begonnen hat ihre Liebe zum Klippenspringen vor rund 20 Jahren. Damals habe es noch nicht viele Wettkämpfe gegeben, "erst recht nicht für Frauen", erzählt Bader: "Ich sage nicht ganz ohne Stolz, dass ich da auch eine Pionierin war." Die mehrfache Europameisterin des eigenständigen Wettbewerbs der europäischen Klippenspringerinnen war bereits bei der WM-Premiere der Sportart dabei, die unter High Diving firmiert. In Barcelona sicherte sich Bader 2013 Bronze.
Elf Jahre später nimmt sie in Doha zum vierten Mal an der WM teil, eine Platzierung unter den Top Ten wäre "ein Riesenerfolg", betont Bader. Das sei auch machbar, um "ganz vorne aufs Podium zu springen, habe ich aber nicht den Schwierigkeitsgrad".
Im Alten Hafen von Doha gehen neben Bader auch Maike Halbisch und Iris Schmidbauer, die Gold bei der offiziellen EM-Premiere vor zwei Jahren gewann, an den Start. "Dass wir zu dritt sind, ist genial und ein Riesenerfolg", sagt Bader mit Blick auf die Anfänge. In ihr ist derweil immer noch "die Athletin" und "auch der Ehrgeiz", erklärt sie. Doch, das "Schöne ist, wenn man so lange dabei ist, dass man eigentlich niemandem mehr etwas beweisen muss und es einfach aus vollem Herzen genießen kann".
Quelle: ntv.de, ara/sid