Sport

Japan gewinnt Nationen-Cup EM-Gastgeber schwächeln

In Österreich wackelt der Trainer, der Schweiz fehlt die nötige Reife: Gut neun Monate vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft herrscht bei den Gastgebern große Unruhe. Österreichs Nationaltrainer Josef Hickersberger wurde nach dem 0:2 gegen Chile und dem letzten Platz beim Vier-Nationen-Turnier vom Verband zum Rapport bestellt, in der Schweiz kamen nach dem 3:4 gegen Turniersieger Japan Zweifel an der EM-Tauglichkeit der Eidgenossen auf.

In einer offiziellen Pressemitteilung wurde der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) deutlich. "Präsident Friedrich Stickler und das Präsidium sind einhellig der Auffassung, dass aufgrund der aktuellen Leistungen der Nationalmannschaft nicht zur Tagesordnung übergegangen werden kann. Hickersberger hat daher dem Präsidium eine fachliche Analyse der derzeitigen sportlichen Situation zu unterbreiten", hieß es darin.

Der ÖFB erhöht den Druck auf den früheren Trainer von Fortuna Düsseldorf, der die Gelegenheit erhält, "konkrete Maßnahmen, die zu einer Verbesserung der sportlichen Lage führen", vorzustellen. Die Fans fordern nach dem achten Spiel des Jahres ohne Sieg sowieso den Kopf von Hickersberger. Der Coach wurde mit einem Pfeifkonzert und "Hickersberger raus"-Rufen verabschiedet. Die Presse spekulierte über einen Rücktritt des 59-Jährigen - doch Hickersberger will weitermachen. "Ich bin schon durch stürmischere Gewässer gesegelt und weiß, wo es langgeht. Dieses Thema ist für mich kein Thema", sagte der Trainer auf einer Pressekonferenz. Hickersberger räumte aber auch ein, dass sein "Gesundheitszustand leide und er noch weiterleben möchte".

Unmittelbar nach der Partie hatte er die Niederlage noch zu beschönigen versucht. "Wir haben viel besser gespielt als zuletzt gegen Japan", sagte "Hicke". Beim 0:0 gegen Japan war seiner Elf nicht einmal ein Torschuss gelungen, gegen Chile aber wurden die wenigen Möglichkeiten kläglich vergeben. "Es war eine katastrophale Leistung", sagte Stürmer Roland Linz: "Wir sind derzeit ziemlich ratlos."

Hugo Droguett (66.) und Eduardo Rubio (84.) trafen für Chile. Der Standard nannte den Zustand der Mannschaft "bedrückend", das ORF höhnte: "Das Unternehmen EM-Viertelfinale scheint abgehakt, die Bankrotterklärung nach der spielerischen Pleite unterschrieben."

Die Niederlage der Schweiz war ebenfalls nicht gut für die Nerven von Nationaltrainer Köbi Kuhn. "Für die Zuschauer war das mit Sicherheit ein interessantes, abwechslungsreiches Spiel - für mich war es etwas zuviel", sagte er, nachdem seine Elf eine 2:0-Führung verspielt hatte. Der Stuttgarter Ludovic Magnin (13.), Blaise Nkufo (13., Handelfmeter) und Johan Djourou (81.) trafen für die Schweiz, zwei Foulelfmeter von Shunsuke Nakamura (52./78.) und Tore von Seiichiro Maki (67.) sowie Kisho Yano (90.) wendeten das Blatt zugunsten von Nippon.

Valon Behrami von Lazio Rom, der zwei Elfmeter verschuldete und am dritten Gegentreffer beteiligt war, wurde von der Schweizer Presse als Sündenbock ausgemacht. "Behrami verlor gegen Japan", titelte der Blick, "dumm, dümmer, am dümmsten", beschrieb das Boulevardblatt die Leistung - dem Team "fehle die Reife".

Chiles Trainer Marcelo Bielsa spendete den Schweizern, gegen die seine Mannschaft 1:2 verloren hatte, schwachen Trost. "Insgesamt war Österreich deutlich schwächer als die Schweiz", sagte er. Die Frage, welcher der beiden schwächelnden Gastgeber stärker ist, wird sich bald klären: Am 13. Oktober kommt es in Zürich zum direkten Aufeinandertreffen.

Von Sebastian Schmid und Marco Mader (dpa)

Quelle: ntv.de

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