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Skilanglauf-Marathon zum Olympia-Finale Ein Wettkampf, der Legenden schafft

"Keine Distanz hat mehr Prestige als die 50 Kilometer", sagt Langlauf-Star Petter Northug.

"Keine Distanz hat mehr Prestige als die 50 Kilometer", sagt Langlauf-Star Petter Northug.

(Foto: imago/GEPA pictures)

Das Rennen über 50 Kilometer ist ein Mythos im Skilanglauf und bei Winterspielen die Königsdisziplin. Wer diesen Wettbewerb gewinnt, erringt Heldenstatus. In Schweden und Norwegen hat das Rennen Kultstatus. Umso verbissener wird um den Sieg gekämpft.

Vor dem Gang durch die Hölle wurde sogar "Großmaul" Petter Northug ganz kleinlaut. "Dieses Rennen kann mächtig Spaß machen - aber es tut auch so verdammt weh", sagte Norwegens Skilanglauf-Superstar vor dem olympischen Marathon über 50 Kilometer am. Northug weiß, wovon er redet: Er ist Olympiasieger und zweimaliger Weltmeister über jene Distanz, die neue Helden hervorbringt und alte Helden scheitern lässt.

Gerade für die Norweger ist der traditionell zum Abschluss einer großen Meisterschaft gelaufene Fünfziger neben dem Staffelduell mit den Schweden das Größte. Und weil Letzteres in Sotschi krachend gegen den siegreichen Erzrivalen verloren ging, hofft die ganze Nation nun im "Femmila" auf den in Sotschi enttäuschenden Northug. Bislang ist der Doppel-Olympiasieger von 2010 in den Bergen um Krasnaja Poljana noch ohne Medaille.

"Keine Distanz hat mehr Prestige als die 50 Kilometer. Und ich habe immer in diesem Rennen noch draufpacken können", sagte der 28-Jährige, der in Vancouver olympisches Gold sowie 2009 und 2011 die WM-Titel im "Marathon" geholt hatte.

Schweden hofft auf Medaille

Der große Rivale Schweden wartet schon seit 26 Jahren auf einen Olympiasieg im "Rennen der Könige" - der große Gunde Svan wurde 1988 in Calgary Nachfolger seines ebenso großen Landsmanns Thomas Wassberg, der 1984 in Sarajevo triumphiert hatte. Bei der WM 2013 siegte der Schwede Johan Olsson zwar nach einem unglaublichen Alleingang. Damals wurde allerdings im klassischen Stil gelaufen, in Sotschi steht Freistil an - und die "Tre Kronor" müssen auf ihren Besten verzichten: Marcus Hellner fällt mit einer schweren Erkältung aus.

Norwegens Liebe zum "Femmila" ist weit über 100 Jahre alt, bereits Ende des 19. Jahrhunderts wurden am Holmenkollen Rennen über die klassische Distanz ausgetragen. Bei der olympischen Premiere 1924 - die 50 Kilometer sind damit der älteste Langlauf-Wettbewerb bei Winterspielen - führte Thorleif Haug einen norwegischen Dreifach-Sieg an.

Doch danach musste das Mutterland der Loipe für mehr als 40 Jahre den skandinavischen Rivalen das Feld überlassen. Bis 1964 gab es fünf schwedische und drei finnische Erfolge. Zweimal siegte Schwedens Legende Sixten Jernberg (1956, 1964), den Doppelerfolg schaffte danach nur noch der Norweger Björn Dählie (1992, 1998).

Mensch und Material gegen die Zeit

Den Mythos der 50 Kilometer schuf vor allem der bis 2002 bei Olympia und bis 2003 bei Weltmeisterschaften angewendete Zeitstart: Mensch und Material über lange Stunden im einsamen Kampf gegen Uhr, Wetter und Gelände. Während bei den Massenstart-Rennen moderner Prägung auf den ersten 48 Kilometern oftmals gähnende Langeweile herrscht, konnte dereinst nur gewinnen, wer von Beginn an und bis zum bitteren Ende seine Grenzen überschritt.

Ein zweifelhafter Meister des Fünfzigers war auch Johann Mühlegg. Der gebürtige Allgäuer und Wahlspanier wurde 2001 Weltmeister und lief auch ein Jahr später bei Olympia in Salt Lake City die Konkurrenz in Grund und Boden. Allein, der kauzige Blondschopf war konsequent auf Epo-Basis unterwegs, verlor sein Gold. Und die Helden der Langstrecke hatten über Jahre ein Imageproblem.

Quelle: ntv.de, Christoph Leuchtenberg, sid

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