Sport

Herrmann umsegelt die Welt Eine ruhige Rasur ist kein Grund zur Freude

Ein bisschen Seegang ist Boris Herrmann schon Recht.

Ein bisschen Seegang ist Boris Herrmann schon Recht.

(Foto: imago images/PanoramiC)

Knapp ein Fünftel der Weltumseglung ist geschafft, doch Boris Herrmann ist es zu ruhig bei der Vendee Globe. Der Hamburger wird unruhig, wenn seine 18 Meter lange Yacht ruhig über das Wasser gleitet. Anders als so mancher Mitstreiter musste er allerdings noch keinen Hilferuf absetzen.

Nach zwei Wochen auf hoher See schnappte sich Boris Herrmann einen Handspiegel. "Zum ersten Mal im Rennen hatte ich ein wenig Zeit für normale Sachen wie Rasieren", sagte der Hamburger, bei der Weltumseglung Vendee Globe steckte er in einer Flaute. Nach donnernden Stürmen und höchst herausfordernden Tagen und Nächten ein willkommener Zustand der Entspannung, könnte man meinen. Nicht für Herrmann.

"Ich wünschte, es wäre nicht so und ich hätte mehr Wind", sagte der 39 Jahre alte Familienvater, der als erster deutscher Skipper bei der wohl härtesten Regatta der Welt teilnimmt. Wenn seine 18 Meter lange Hightech-Yacht "Seaexplorer" nur langsam über das Meer gleitet, macht sich in Herrmann eine gewisse Unruhe breit. Das Rennen ist auch für die Psyche eine permanente Herausforderung - wie der Abenteurer einmal mehr feststellte.

"Ich fühle mich heute Morgen müde. Vielleicht habe ich nicht genug gegessen. Versuchte zu schlafen und konnte nicht", schrieb er von Bord: "Was für ein großartiger Test für mentale Stärke." So es die Bedingungen zulassen, kann er in schwierigen Momenten Kraft von der Familie übertragen bekommen. Kurze Telefonate mit seiner Frau Birte und seiner im Juni geborenen Tochter Marie-Louise verleihen ihm neue Energie.

Ankunft erst im neuen Jahr

Nach knapp 20 Prozent des am 8. November gestarteten Rennens kann Herrmann insgesamt hochzufrieden sein. Er liegt im vorderen Drittel des Feldes mit noch 32 Teilnehmern, und sein Boot ist bislang unversehrt geblieben. Das ist alles andere als selbstverständlich. "Einige meiner Kollegen hat es auf dieser Regatta schon derbe getroffen", stellte Herrmann jüngst fest. Nach einem Mastbruch und einem gerissenen Großsegel klingelte Dienstag früh wieder einmal der Alarm bei der Rennleitung. Der Franzose Sebastien Destremau meldete einen erheblichen Kielschaden, er ist unverletzt, sein Boot treibt aber südlich von Kap Verde, und er muss schauen, wie er es wieder flott kriegt.

Zuvor hatte der Waliser Alex Thomson, als einer der Favoriten ins Rennen gegangen, spektakulär auf hoher See Tag und Nacht seine "Hugo Boss" repariert. Er sägte, klebte, montierte Carbonplatten - und ist nun wohl wieder gerüstet für schwere Herausforderungen. Die werden sicher kommen. Die Flotte nimmt im Südatlantik Anlauf auf die Passage des Kaps der Guten Hoffnung, sie wird sich die sogenannten "Roaring Fourties", die "donnernden" Vierziger-Breitengrade, zunutze machen. Erst zwischen Mitte und Ende Januar werden die besten Segler wieder zurück in Les Sables-d'Olonne an der französischen Atlantikküste erwartet.

Quelle: ntv.de, Peer Lasse Korff, sid

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen