Sport

Sechster Titel im 1000. Spiel Eisbären beschenken Felski

"Tage wie diese": Perfekter hätte das 1000. Spiel von Sven Felski nicht enden können als mit dem Titelgewinn für die Berliner.

"Tage wie diese": Perfekter hätte das 1000. Spiel von Sven Felski nicht enden können als mit dem Titelgewinn für die Berliner.

(Foto: dpa)

Natürlich gibt Sven Felski bei der rauschenden Meister-Party der Eisbären Berlin den Ton, mit Bier, Zigaretten und Jubelgesängen. Die Feierlichkeiten zum dramatischen sechsten Titelgewinn der Berliner sind auch Ablenkung für ihn von der Frage: Weitermachen oder auf dem Karriere-Höhepunkt aufhören?

Glückliche Eisbären: Frank Hördler und Richard Regehr helfen Felski beim Tragen des Meisterpokals.

Glückliche Eisbären: Frank Hördler und Richard Regehr helfen Felski beim Tragen des Meisterpokals.

(Foto: REUTERS)

Ungeduldig riss Sven Felski seinem Kapitän Richie Regehr den silbernen Pott aus den Händen und lief damit schnurstracks zu den Fans. Im goldenen Konfettiregen und zum Toten-Hosen-Hit "Tage wie diese" stemmte der 37-Jährige die Trophäe in die Höhe und schrie lauthals seine Freude heraus. Als er ein zweites Mal allein vor die Fans trat, bedankte sich der Ur-Eisbär mit einer tiefen Verbeugung. Es sah aus wie eine Verabschiedung. Einen besseren Zeitpunkt für ein Karriereende dürfte es nicht geben. "Felle" gewann in seinem 1000. Spiel den sechsten Eishockey-Meistertitel mit den Eisbären Berlin und erlangte damit endgültig Legendenstatus.

"Das ist eine einmalige Sache, einfach total geil!", sagte der Jubilar nach dem 3:1-Sieg im fünften und entscheidenden Spiel der denkwürdigen Finalserie gegen die Adler Mannheim: "Was kann es Schöneres geben als ein Meistertitel im 1000. Spiel - und dann auch noch in Berlin?"

Perfektes Finale für Felski?

An dem Tag, an dem sich sein Herzens-Klub vor 14.200 begeisterten Zuschauern zum alleinigen DEL-Rekordchampion krönte, wollte Felski aber nicht verraten, ob er nach fast 20 Jahren seine Schlittschuhe an den Nagel hängt oder nicht. "Ich habe noch brutalen Spaß am Spielen. Wir werden uns bald zusammensetzen und dann entscheiden", sagte der Stürmer, der sich zunächst andere Prioritäten setzte: "Jetzt lassen wir es richtig krachen." Und "Feierbiest" Felski hielt Wort. Wie auf dem Eis ging der ehemalige Nationalspieler auch beim rauschenden Party-Marathon voran. Zuerst stimmte er in der Kabine Triumphgesänge an, danach wurde aus dem "Bürgermeister" ein "Bademeister": Mit Schlittschuhen an den Füßen und einer Fluppe im Mundwinkel sprang Felski immer wieder ins Entmüdungsbecken. Im Viertelstunden-Takt rollten Felski und Co. bis weit nach Mitternacht 50-Liter-Bierfässer in die Kabine. Seine Teamkollegen staunten über so viel kindliche Freude beim "alten Mann". "Der hat schon graue Haare auf dem Rücken", verriet Verteidiger Jens Baxmann schelmisch.

Alle Teamkollegen würden "Felle" beim Trainingsstart im Sommer mit offenen Armen empfangen. "Er hat einen unglaublich starken Charakter", sagte Angreifer Barry Tallackson, der in seinem ersten Jahr in Berlin gleich zum MVP der Playoffs gewählt wurde, bei den Feierlichkeiten aber klar im Schatten des Jubilars stand. "Sven hat sich das verdient. Er ist die Seele des Vereins", sagte Tallackson. Zwei Jahrzehnte hielt Felski seine Knochen für die Berliner hin, ein anderer Klub kam für den ehemaligen Eiskunstläufer nie infrage. Er schießt vielleicht nicht mehr so viele Tore wie früher und bekommt weniger Eiszeit, doch seine Erfahrung und Identifikationskraft würden den Eisbären fehlen. Stefan Ustorf, der wegen einer schweren Gehirnerschütterung vor dem Karriereende steht, will seinem Kumpel keinen Rat geben: "Er wird schon die richtige Entscheidung treffen."

Viele Umbauarbeiten nötig

Finalstatistiken

1. Spiel: Berlin - Mannheim 2:0 (0:0, 0:0, 2:0)
Tore: 1:0 Christensen (40:29), 2:0 Regehr (51:17)
Strafminuten: 12 / 22

2. Spiel: Mannheim - Berlin 4:1 (1:1, 1:0, 2:0)
Tore: 1:0 Ullmann (11:46), 1:1 Tallackson (13:57), 2:1 Magowan (32:22), 3:1 Mitchell (45:37), 4:1 Mitchell (46:50)
Strafminuten: 4 / 10 + 10 Christensen

3. Spiel: Berlin - Mannheim 1:2 (1:0,0:1,0:1)
Tore: 1:0 Regehr (10:02), 1:1 Lehoux (36:32), 1:2 Lehoux (49:14)
Strafminuten: 11 / 4

4. Spiel: Mannheim - Berlin 5:6 n.V. (2:1, 1:1, 2:3)
Tore: 1:0 Ullmann (00:42), 1:1 Sharrow (06:53), 2:1 Mitchell (11:03), 3:1 Ullmann (31:26), 3:2 Christensen (38:33), 4:2 Magowan (43:20), 5:2 MacDonald (45:51), 5:3 Sharrow (46:01), 5:4 Tallackson (47:59), 5:5 Tyson Mulock (53:03), 5:6 Travis James Mulock (63:26)
Strafminuten: 8 / 6

5. Spiel: Berlin - Mannheim 3:1 (0:1,1:0,2:0)
Tore: 0:1 Arendt (13:53), 1:1 Tallackson (33:10), 2:1 Olver (44:16), 3:1 Talbot (50:42/Penalty)
Strafminuten: - / 2

Neben Felski, Ustorf könnte auch der ebenfalls schwer verletzten Denis Pedersen am Saisonende aufhören. Dazu verlässt Kapitän Regehr den Klub höchstwahrscheinlich Richtung Schweden. Auf Eisbären-Manager Peter John Lee wartet also jede Menge Arbeit. "Wir werden unsere Hausaufgaben machen", versicherte Lee, der das allerdings auch vom ebenbürtigen Finalgegner erwartet: "Mannheim wird eine harte Konkurrenz bleiben. Dort wurde etwas aufgebaut."

Das Lob des Gegners konnte die Adler nicht trösten. Die Feier mit den Fans einen Tag nach der bitteren Pleite im Showdown kam den Profis wie eine Strafe vor. "Wenn ich in die Gesichter der Jungs schaue, dann hat keiner Lust, mit den Fans zu feiern", sagte ein niedergeschlagener Kapitän Marcus Kink. Auch Trainer Harold Kreis konnte sein Team nicht wirklich aufrichten: "Vizemeisterschaft macht überhaupt keinen Spaß."

Vor allem der leichtfertig vergebene Matchball in Spiel vier, als sie eine 5:2-Führung in den letzten 14 Minuten der regulären Spielzeit verspielten, wird die Kurpfälzer noch lange beschäftigen. "An diesem Ausgang haben wir zu kauen", gab Gesellschafter Daniel Hopp zu. In ein paar Tagen könne man aber bestimmt "mit Stolz auf die Saison zurückblicken".

Quelle: ntv.de, sid

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