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Berlin gegen Wolfsburg im DEL-Finale Eisbären lassen Rasierer surren

Wenn die Eisbären heute Abend im ersten Finale um die deutsche Eishockeymeisterschaft beim EHC Wolfsburg gastieren, dann trifft ein effizienter Neuling auf abgezockte Berliner Routiniers. Die haben ihre jüngsten acht Duelle mit dem souveränen Vorrundenmeister gewonnen.

Triumph der Erfahrung: Berlins Stefan Ustorf, Mitte, ubelt mit seinen Kollegen beim Sieg in Düsseldorf.

Triumph der Erfahrung: Berlins Stefan Ustorf, Mitte, ubelt mit seinen Kollegen beim Sieg in Düsseldorf.

(Foto: dpa)

Maximal fünf Endspiele sind angesetzt für das Meisterschafts-Finale in der Deutschen Eishockey-Liga, die Kontrahenten sind Vorrundenprimus EHC Wolfsburg und die Eisbären Berlin. Heute startet die Finalserie um 19.30 Uhr in Wolfsburg. Doch wenn die Statistiker Recht behalten, surren nach drei Finalpartien auf jeden Fall die Rasierer – bei den Berlinern, die dann zum fünften Mal Deutscher Eishockey-Meister sein werden und sich endlich ihrer Playoff-Bärte entledigen dürfen.

Acht Spiele, acht Niederlagen, so lautet die Bilanz der Wolfsburger aus den jüngsten acht Duellen mit dem Hauptstadtklub. Die letzte Berliner Niederlage gegen das Team von EHC-Coach Pavel Gross gab es vor über zwei Jahren am 13. Februar 2009 in Wolfsburg (2:3). Für Wolfsburg ist das vor allem deshalb bitter, weil die Statistik gegen die DEG Metro Stars geradezu verlockend gut gewesen wäre: acht Spiele, acht Siege aus den letzten Duellen.

"Für irgendwas muss das Alter ja gut sein"

Doch Düsseldorf ließ gegen die Eisbären zwei Matchbälle ungenutzt und verspielte die 2:1-Führung im Halbfinale noch. "Für irgendwas muss das Alter ja gut sein", scherzte der 37-jähriger Berliner Kapitän Stefan Ustorf nach dem 3:1-Sieg im entscheidenden Halbfinalspiel bei den DEG Metro Stars am Dienstag. Der Erfolg in Düsseldorf war eine Demonstration der Berliner Stärke, es war ein Triumph der Erfahrung, der abgezocktheit über die Nervosität. Es war das beste Eishockey, das die Berliner in den Playoffs bisher gespielt haben.

An Selbstbewusstsein mangelt es aber auch Wolfsburg keineswegs. Während die Eisbären fünf Halbfinal-Duelle mit Düsseldorf und vier Viertelfinal-Spiele gegen den EHC Ingolstadt in den Knochen haben, marschierte Wolfsburg äußerst effizient jeweils mit einem glatten 3:0 gegen die Kölner Haie und die Krefeld Pinguine durch Viertelfinale und Vorschlussrunde und konnte vor dem ersten Finalspiel eine Woche pausieren.

Zwar zeigte das bislang stärkste DEL-Team keine Schwäche, doch im Titelkampf ist der Emporkömmling unerfahren. Darauf setzen auch die Eisbären, die vier Titel seit 2005 sammelten. "Man hat im Halbfinale gegen Düsseldorf gesehen, welche Rolle es spielen kann, wenn man einige Spieler mit großer Erfahrung in seinen Reihen hat", sagte Urgestein Sven Felski, einer von 17 Meisterspielern im Kader der Eisbären.

"Alles was bis jetzt war, zählt nicht mehr"

Wolfsburgs Sportdirektor Karl-Heinz Fliegauf will die ganzen Zahlenspiele und Statistiken aber nicht überbewerten: "Alles was bis jetzt war, zählt nicht mehr. Im Finale geht es bei für beide Teams bei null los." Nach dem DEL-Pokalsieg 2009 ist die erste Endspielteilnahme der größte Erfolg der noch jungen Wolfsburger Vereinsgeschichte. Erst seit der Saison 2007/2008 spielt der EHC in der DEL. "Die Meisterschaft interessiert mich jetzt noch nicht. Für mich zählt das erste Spiel und da besonders das erste Drittel", sagt Coach Pavel Gross. Ein guter Start sei wichtig, um Berlin gar nicht erst in die Serie kommen zu lassen. "Erst wenn das erste Spiel gewonnen ist, bringt es uns einen Vorteil, dass Berlin schon mehr Spiele machen musste und vielleicht nicht mehr so frisch ist." Der Trainer ist überzeugt: "Wir sind der Favorit."

Doch auch in Berlin ist die Euphorie vor den Finals riesengroß. Nur 14 Stunden nach dem Sieg im fünften Halbfinale in Düsseldorf war die Berliner Arena am Ostbahnhof mit ihren mehr als 14.000 Plätzen für das zweite Spiel am Sonntag (14.30 Uhr) ausverkauft. Auch in Wolfsburg ist für die dritte Begegnung am Dienstag (19.30 Uhr) schon keines der 4700 Tickets mehr zu bekommen. Routinier Sven Felski hofft, dass viele Eisbären-Fans die gut einstündige ICE-Reise nach Wolfsburg antreten und schon im ersten Finale "eine Art Heimspielatmosphäre für uns erzeugen können".

"Unsere Aufgabe ist es, Titel zu holen"

Eisbären-Coach Don Jackson erwartet "eine harte Serie" gegen Wolfsburg: "Ich weiß, dass die sehr starkes Eishockey spielen. Wir müssen auf die kleinen Dinge achten. Gute Entscheidungen am Puck treffen, ihn nicht einfach hergeben." Besonders beeindruck zeigt er sich von der Effizienz der Wolfsburger und ihres Toptorschützen: "Wir müssen in erster Linie auf die Sturmreihe mit Ken Magowan aufpassen." Der Kanadier erzielte mit neun Toren ligaweit die meisten Playoff-Treffer.

Im entscheidenden fünften Halbfinale gegen Düsseldorf setzten die Eisbären die taktischen Vorgaben ihres Trainers abgeklärt und mit der Erfahrung eines viermaligen Meisters perfekt um und fügten Düsseldorf, soviel zur Statistik, die erste Niederlage in einem Entscheidungs-Playoff auf eigenem Eis zu. Gewonnen ist damit aber noch nichts, sagt Jackson: "Der Job ist noch nicht erledigt. Unsere Aufgabe ist es, Titel zu holen. Das ist Profi-Eishockey. Unser Job ist zu gewinnen."

Quelle: ntv.de, cwo/sid/dpa

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