Stürze, Wind und Abbruch Eisenbichler patzt beim Chaosspringen
04.01.2017, 15:47 Uhr
Kein guter Tag für Markus Eisenbichler.
(Foto: REUTERS)
Markus Eisenbichler muss seine Hoffnungen auf eine Überraschung bei der Vierschanzentournee begraben. Beim Springen in Innsbruck hat er Pech mit den Bedingungen. Gewinner sind die Norweger und irgendwie auch Kamil Stoch - trotz eingebüßter Gesamtführung.
Der deutsche Skispringer Markus Eisenbichler hat im dritten Wettbewerb der Vierschanzentournee in Innsbruck alle Chancen auf einen Podestplatz eingebüßt. Beim wegen starken Windes und einbrechender Dunkelheit zur Halbzeit abgebrochenen Chaos-Springen kam der 25-Jährige mit 112 Metern nur auf Rang 31 und hat dadurch nun 41 Punkte Rückstand auf den neuen Tournee-Spitzenreiter und Tagessieger Daniel Andre Tande aus Norwegen. Allerdings hatte Eisenbichler ebenso großes Pech mit den Bedingungen wie der stark angeschlagene Österreicher Stefan Kraft (28.), der zuvor Zweiter der Gesamtwertung war, nun einen Platz einbüßte und seine Hoffnung auf einen erneuten Sieg wohl ebenfalls begraben muss.
"Wehe, die brechen ab", hatte Eisenbichler in der ARD zunächst nach seinem Hüpfer auf 112,0 Meter gesagt - doch wenig später machte die Jury dem widrigen Treiben ein Ende. "Ich ärgere mich eher, dass ich etwas zu früh am Tisch war. Mein Gott, es war halt einfach windig. Mal hat man es gut, mal hat man es schlecht", sagte der aktuell formstärkste DSV-Adler. Vor dem Finale am Freitag in Bischofshofen fiel er in der Tourneewertung auf Rang sechs zurück.
Schuster attackiert die Jury
"Die Leistung war okay, das Resultat leider nicht", befand ein sichtlich genervter Bundestrainer Werner Schuster nach Eisenbichlers Hüpfer und haderte mit der Jury: "Es war ein bisschen sonderbar, dass Markus und auch Stefan Kraft abgewunken wurden. Ich hätte mir gewünscht, dass man auf die besten Springer besser aufpasst und stabile Verhältnisse abwartet. Es war doch längst klar, dass abgebrochen wird. Da hätte man sich mehr Zeit nehmen können."
Drastische Worte wählte der viermalige Olympiasieger Simon Ammann. "Der Wettbewerb war ein Witz", kritisierte der Schweizer. "Die Ampel hat gewackelt, so stark hat der Wind geblasen. Das habe ich noch nie erlebt. Ich war nahe dran, abzusagen. Ich bin ja nicht mehr 22 und habe eine Familie." Ähnlich empfanden es die Österreicher, die ihren Nachwuchsmann Stefan Huber vom Bakken holten, obwohl die Jury grünes Licht gab. "Wir konnten den Athleten bei diesen Bedingungen nicht runterlassen", sagte ÖSV-Chefcoach Heinz Kuttin.
Überraschungszweiter, Überraschungsdritter
Den Sieg sicherte sich Tande mit einem Satz auf 128,5 Meter. Damit übernahm er auch die Gesamtführung von Kamil Stoch. Der Pole hatte dennoch großes Glück. Er büßte zwar seinen Spitzenplatz ein, hielt aber mit einem soliden Sprung bei wackligen Bedingungen und Platz vier noch Kontakt zu Tande - mit nur 1,7 Punkten Rückstand. Im Probesprung am Vormittag war Stoch nach der Landung noch schwer gestürzt und sich an Knie und Schulter verletzt. Tageszweiter wurde überraschend Tandes Landsmann Robert Johansson, der auf 133 Meter kam. Dahinter folgte ebenfalls überraschend der Russe Jewgeni Klimow.
Stephan Leyhe trotzte den widrigen Bedingungen und belegte mit 120,5 Metern als bester DSV-Springer Rang elf. Einen ordentlichen Wettkampf lieferten auch Andreas Wellinger als 13. und Karl Geiger auf Rang 15 ab. Richard Freitag kam dagegen nur auf Platz 30. Severin Freund hatte am Dienstagabend wegen eines grippalen Infekts die Tournee verlassen.
Starker Wind hatte immer wieder zu Verzögerungen geführt, der erste Durchgang war erst nach 98 Minuten beendet. Im sehr ruckeligen Auslauf hatten einige Springer über den Tag verteilt Probleme sicher zu landen. Der Österreicher Florian Altenburger stürzte im Wettkampf sogar schwer. Er prallte mit vollem Tempo mit seinem Kopf auf, blieb zunächst liegen, konnte das Stadion dann allerdings auf eigenen Beinen verlassen. Trainer Heinz Kuttin gab Entwarnung: "Es besteht Verdacht auf ein leichtes Schleudertrauma, er hat leichte Schmerzen im Genick, aber das wird schon wieder".
Quelle: ntv.de, tno/sid/dpa