Capello gibt der Jugend eine Chance England auch ohne Walcott
19.11.2008, 10:03 UhrDas Lazarett platzt aus allen Nähten, die großen Stars fehlen, aber Trainer Fabio Capello macht aus der Not eine Tugend: Der Teammanager der englischen Nationalmannschaft gibt im Länderspiel in Berlin gegen Deutschland gezwungenermaßen der Jugend eine Chance. Gleich acht namhafte Stammspieler fehlen dem Italiener im Fußball-Klassiker. Dafür nominierte er fünf Profis, die noch für die U21-Auswahl Englands spielberechtigt sind.
"Deutschland gehört zu den fünf oder sechs besten Teams der Welt. Es geht nicht um das Resultat, sondern vor allem um die Leistung der Spieler", sagte Capello auf einer Pressekonferenz im Olympiastadion am Dienstagabend: "Es sind viele wichtige Leute verletzt, aber die Startelf wird ohne Angst und mit viel Selbstvertrauen auftreten. Jeder Spieler in der ersten Elf wird bereits einmal für England gespielt haben."
Zu Experimenten gezwungen
Dennoch sei er aufgrund der Verletzungsprobleme zu Experimenten gezwungen, meinte Capello, der großen Respekt vor dem Erzrivalen hat: Deutschland sei vor eigenem Publikum "immer stark". Der Coach erhofft sich wichtige Erkenntnisse: "Ich möchte einige Spieler besser kennenlernen", erklärte der 62-Jährige, der nur vier Akteure der großen vier Klubs FC Arsenal, FC Chelsea, FC Liverpool und Manchester United im Kader hat.
Verletzungsbedingt für das Duell im Olympiastadion absagen mussten Frank Lampard, Ashley und Joe Cole (alle Chelsea), Steven Gerrard (Liverpool), Rio Ferdinand und Wayne Rooney (beide ManU), Emile Heskey (Wigan Athletic) sowie Ersatz-Keeper Joe Hart (Manchester City). Am Dienstagabend kam dann auch noch das Aus für Jungstar Theo Walcott (FC Arsenal), der sich im Abschlusstraining die rechte Schulter auskugelte. Dagegen soll der zuletzt angeschlagene Kapitän John Terry (Chelsea/Fußverletzung) wieder fit sein.
Beckham hat zu wenig Spielpraxis
Trotz der zahlreichen Ausfälle verzichtete Capello auf David Beckham und Michael Owen. Beide haben zu wenig Spielpraxis. Beckham hat nach dem Verpassen der Play-offs in der nordamerikanischen Profiliga (MLS) seit drei Wochen nicht mehr gespielt. Owen (Newcastle United) meldete sich gerade erst nach einer Leistenverletzung zurück. Dafür berief Capello in Curtis Davies, Gabriel Agbonlahor (beide Aston Villa) und Michael Macienne (FC Chelsea) drei Nachwuchskräfte, die vor ihrem Debüt im englischen Trikot stehen.
Allerdings tritt die neue Generation in große Fußstapfen. Die Stammelf feierte in den vergangenen vier Qualifikationsspielen zur WM 2010 in Südafrika vier Siege. Damit führt das Team aus dem Land des Weltmeisters von 1966 seine WM-Qualifikationsgruppe mit fünf Punkten Vorsprung vor Kroatien an. "Unser Ziel ist es, unsere Erfolgsserie fortzusetzen. Wir werden noch attraktiveren Fußball spielen, wenn unser Selbstvertrauen gewachsen ist", sagte Capello.
Wackliges Selbstvertrauen
Eine heftige Niederlage könnte das neu gewonnene Selbstvertrauen der "Three Lions" wieder zerstören. Daher will Capello nicht zu viele Neulinge gegen Deutschland aufbieten: "Es ist gefährlich, zu viele neue Spieler in eine Mannschaft zu integrieren", meinte der Meistertrainer.
Gute Chancen auf einen Einsatz hat jedoch der 24-jährige Darren Bent. Der Stürmer von Tottenham Hotspur erzielte für seinen Klub zuletzt fünf Tore in den letzten sieben Spielen. "Er ist jung, schnell, bewegt sich auch ohne Ball gut und hat zudem auch noch viele Tore geschossen", lobte Capello. Auch ManU-Mittelfeldspieler Michael Carrick hofft nach den Ausfällen auf seinen Einsatz: "Deutschland gegen England ist eine unglaubliche Begegnung. Und ich habe immer davon geträumt, einmal dabei zu sein."
Das letzte Gastspiel der Insel-Kicker in Deutschland ist den englischen Fans noch gut in Erinnerung: Anfang September 2001 feierte das Team aus dem Mutterland des Fußballs gegen Deutschland einen 5:1-Erfolg in München. Das letzte Duell vor einem Jahr in London konnte die deutsche Mannschaft allerdings mit 2:1 für sich entscheiden.
Die voraussichtliche englische Mannschaftsaufstellung: James - Johnson, Upson, Terry, Bridge - Wright-Phillips, Carrick, Barry, Downing - Defoe, Bent.
Quelle: ntv.de