Hoeneß' Name auf Steuer-CD Ermittler wussten von nichts
28.04.2013, 20:36 Uhr
Im Januar erstattete Hoeneß Selbstanzeige.
(Foto: dpa)
Bereits seit letztem Sommer soll die Münchner Staatsanwaltschaft laut einem Medienbericht vom Steuerfall Hoeneß wissen. Dessen Name sei auf einer Steuer-CD aufgetaucht, heißt es. Die bayerische Behörde dementiert: Sie habe erst mit der Selbstanzeige im Januar davon erfahren. Ex-DFB-Chef Zwanziger hat derweil einen Rat für Hoeneß.
Der Name des Präsidenten des FC Bayern München, Uli Hoeneß, ist einem Bericht zufolge bereits auf einer im vergangenen Sommer vom Land Nordrhein-Westfalen erworbenen Steuer-CD aufgetaucht. Die Staatsanwaltschaft Bochum habe die Daten an die Kollegen in München weitergeleitet, berichtete das Magazin "Focus". Dagegen erklärte die Staatsanwaltschaft München, erst im Januar von der Selbstanzeige Hoeneß' unterrichtet worden zu sein.
"Es trifft nicht zu, dass die Staatsanwaltschaften in München im Sommer 2012 eine Steuer-CD mit den Daten von Herrn Hoeneß erhalten haben", erklärte die Staatsanwaltschaft München II. Weiter heißt es: "Die Staatsanwaltschaft München II wurde erst im Januar 2013 von der Selbstanzeige 'Hoeneß' unterrichtet."
Der "Focus" hatte zuvor berichtet, die Staatsanwaltschaft München II habe schon zuvor über die vorliegenden Daten im Fall Hoeneß Kenntnis gehabt. Ein Ermittlungsverfahren habe die Münchener Behörde aber erst nach dessen Selbstanzeige rund ein halbes Jahr später eröffnet.
Demnach untersuchte die Staatsanwaltschaft am 20. März neben dem Haus des FC-Bayern-Präsidenten am Tegernsee auch drei Stunden lang sein Büro in der Zentrale des Fußballklubs. Zudem hätten die Fahnder die Telefone von Hoeneß abgehört. Hoeneß soll Vermögenswerte in der Schweiz nicht ordnungsgemäß versteuert haben. Um einer Strafe zu entgehen, erstattete er Selbstanzeige. Nach unbestätigten Medienberichten ist Hoeneß nur gegen eine Millionen-Kaution auf freiem Fuß, nachdem er Mitte März vorläufig festgenommen worden sei.
"Auch ein Stück an die anderen denken"
Der frühere DFB-Chef Theo Zwanziger empfahl Hoeneß derweil eine freiwillige Auszeit nach dem Champions-League-Endspiel bis zur Klärung seiner Steueraffäre. "Bis zum Finale oder bis zum Empfang am Tag danach sollte er Bayern-Präsident bleiben. Dann sollte er klug sein und auch ein Stück an die anderen denken", sagte Zwanziger im TV-Sender Sky.
"Das ist ein Verhalten, das man auch nicht bagatellisieren darf. Das ist nicht nur ein Fehler, das ist schon eine kriminelle Handlung", urteilte Zwanziger. Er hoffe auf Einsicht bei Hoeneß. Der Fall sei "tragisch", der Patriarch des deutschen Fußball-Rekordmeisters habe "viele enttäuscht". Allerdings sei es auch "eine Schweinerei, dass diese Selbstanzeige öffentlich wird", monierte Zwanziger.
Der einstige Präsident des Deutschen Fußball-Bundes war lange Jahre Widersacher von Hoeneß. Er verspüre jedoch "keine Häme", betonte Zwanziger. Wenn Hoeneß Verantwortung übernehme und Einsicht zeige, könne er langfristig auch weiter eine Führungsposition im deutschen Fußball bekleiden.
Seehofer: strafbefreiende Selbstanzeige einschränken
Auch gegen den Vorstandsvorsitzenden des FC Bayern München, Karl-Heinz Rummenigge, läuft einem "Focus"-Bericht zufolge ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit einer Zollkontrolle. Bei einer Kontrolle am 7. Februar seien bei Rummenigge nach der Rückkehr aus dem Emirat Katar auf dem Münchener Flughafen im Handgepäck zwei wertvolle Uhren gefunden worden, berichtete das Magazin. Rummenigge habe angegeben, es handle sich um gebrauchte Uhren, die ihm ein Freund in Katar geschenkt habe.
Das Hauptzollamt Augsburg führt dem Bericht zufolge ein Ermittlungsverfahren wegen des Vorwurfs, Rummenigge habe die vorgeschriebene Umsatzsteuer von 19 Prozent bei der Einreise nicht entrichtet. Die zuständige Staatsanwaltschaft Landshut wollte laut "Focus" keine Angaben zu einem Verfahren machen. Auch Rummenigge wollte sich demnach nicht zu dem Vorfall äußern.
Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer zeigte sich bereit, die Möglichkeiten für eine strafbefreiende Selbstanzeige für Steuerhinterzieher einzuschränken. "Wir sollten die strafbefreiende Selbstanzeige nicht abschaffen, wir sollten sie auf bestimmte, kleinere Fälle begrenzen", sagte Seehofer dem Nachrichtenmagazin "Spiegel". Wenn es um "viel Geld" gehe und "kriminelle Energie im Spiel" sei, dann sei "Milde völlig unangebracht".
Quelle: ntv.de, AFP