Stimmen zum Ausstieg "Ernster Rückschlag"
27.11.2007, 19:03 UhrDer sofortige Ausstieg der Deutschen Telekom aus dem Radsport-Sponsoring ruft bei Sportlern und Experten sowohl Bedauern als auch Verständnis hervor.
Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) kann die Entscheidung des Sponsors nachvollziehen: "Das T-Mobile Team hat unter neuer Führung einen glaubhaften Antidopingkampf eingeleitet und ist somit seiner Verantwortung gerecht geworden. Dennoch muss man Verständnis für den Ausstieg eines Sponsors bekunden, wenn ein Unternehmen an seine Grenzen gekommen ist."
Für den Vorsitzenden des Bundestags-Sportausschusses, Peter Danckert (SPD), kommt die Entscheidung nicht überraschend: "Ich habe damit seit geraumer Zeit gerechnet. Ich glaube nicht, dass sich die Telekom jetzt ganz aus dem Sport zurückzieht. Im Gegenteil. Ich kann mir vorstellen, dass der Konzern andere Sportarten und auch die Nationale Anti-Doping-Agentur NADA in Zukunft noch stärker unterstützt."
Bjarne Riis, Tour-Sieger von 1996 und geständiger Doping-Sünder, erklärte bei Sport1.de: "Ich bin überrascht über die Entscheidung. Natürlich ist man ein bisschen wehmütig. Es tut mir leid. Ich hätte mir wie alle im Radsport gewünscht, dass T-Mobile weitermachen würde. Aber die werden ihre Gründe haben. Das muss man so hinnehmen."
Der Deutschland-Tour-Sieger 2007, Jens Voigt, kommentierte bei Sport1.de: "Ich kann nur hoffen, dass es für die Fahrer gut weitergeht und dass der Ausstieg keine negative Signalwirkung auf den Radsport hat. T-Mobile stand bisher für den Radsport. Andere deutsche Teams hätte es ohne Telekom wohl nicht gegeben."
Der Präsident des "Bund Deutscher Radfahrer", Rudolf Scharping, bedauert die Entscheidung von T-Mobile: "Der BDR sieht aber Möglichkeiten, dass Bob Stapleton mit seinem Team den sportlichen Weg ebenso fortsetzen kann wie die vorbildliche Rolle im Kampf gegen Doping. "Dazu bietet der BDR dem Teammanagement jede Form der Unterstützung an."
Für den Profiradsport in Deutschland stelle der Ausstieg der Telekom einen äußerst ernsten Rückschlag dar, trotzdem gebiete es die Fairness festzuhalten: "Telekom und T-Mobile haben auf der Grundlage der unverändert populärsten Freizeitsportart in Deutschland am Aufschwung des Profiradsports bleibende Verdienste. Schade, dass dieses Engagement nicht fortgeführt wird".
Auch die sportpolitischen Sprecher der Parteien meldeten sich zu Wort. Klaus Riegert von der CDU zeigt Verständnis für die Entscheidung der Telekom: "Da zeigt sich doch: Wer keinen manipulationsfreien Sport betreibt, muss mit Konsequenzen rechnen. Das Team, das seinen Sponsor verloren hat, hat jetzt die Chance zu einem Neuanfang, auch wenn man zunächst kleinere Brötchen backen muss."
Seine Kollegin von der SPD, Dagmar Freitag, kommentiert: "Ich begrüße das klare Signal des Sponsors. Ich hoffe, dass es zu einem weiteren Erwachen bei allen Betroffenen kommt. Das ist eine konsequente Entscheidung, weil nur so der Sport begreift, dass er in diesem Jahr in Punkto Doping an einer Zäsur angelangt ist. Der Schritt der Telekom sollte Verbände und Einzelsportler zu weiterem Nachdenken animieren."
Detlef Parr (FDP) spricht von einer "lang erwarteten und verständlichen Entscheidung" und lobt das uneingeschränkte Engagement der Telekom und von T-Mobile im Anti-Doping-Kampf. Winfried Hermann (Bündnis 90/Die Grünen) sieht Handlungsbedarf auf der politischen Ebene: "Jetzt muss endlich auch Bundesinnenminister Schäuble die notwendigen Konsequenzen ziehen und die Förderung für den Bund Deutscher Radfahrer einfrieren, bis sämtliche Vorwürfe geklärt sind. Denn unter diesen Umständen ist eine Förderung mit Steuergeldern nicht zu rechtfertigen."
Quelle: ntv.de