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Mega-Rennen Vendée-Globe "Everest des Segelns" - 45.000 Kilometer Einsamkeit bis zum Podium

40 Boote gehen an den Start.

40 Boote gehen an den Start.

(Foto: picture alliance/dpa/MAXPPP)

Die härteste Weltumseglung für Solisten beginnt - der "Everest des Segelns". Der Startschuss für die Vendée-Globe fällt im 50.000-Einwohner-Hafenort Les Sables-d'Olonne, wo das Rennen am Mittag beginnen soll. Der deutsche Segelstar Boris Herrmann tritt nach Platz fünf bei seiner Premiere 2020/2021 zum zweiten Mal an. Der 43-Jährige zählt mit der "Malizia – Seaexplorer" zum Kreis der Podiumskandidaten.

Wie viele Segler nehmen teil?

An der Startlinie kreuzt die bislang größte Vendée-Globe-Flotte auf. 40 Boote sind dabei. 34 Männer und 6 Frauen nehmen die Herausforderung zum Nonstop-Solo um die Welt ohne Hilfe von außen an. 14 Starter kommen von außerhalb Frankreichs. Darunter bilden in Oliver Heer, Alan Roura und Justine Mettraux drei Schweizer das größte nicht-französische Kontingent. Jüngste Teilnehmerin ist mit 23 Jahren die Französin Violetta Dorange ("Devenir"). Ältester Starter ist ihr Landsmann Jean Le Cam. Für den 65-Jährigen ist es bereits die sechste Teilnahme.

Mit welchen Booten wird gesegelt?

Gesegelt werden Boote vom Typ Imoca (Kurzform für: International Monohull Open Class Association). Ihre Rumpflänge ist auf 18,28 Meter (60 Fuß) beschränkt, die Breite auf maximal 5,85 Meter. Der Mast darf nicht höher als 29 Meter sein, der Kiel nicht tiefer als 4,50 Meter. Die Mehrheit der Vendée-Globe-Imocas segelt mit Foils (Tragflächen). Die jüngsten Geschosse wurden 2023 zu Wasser gelassen, das älteste ist 19 Jahre alt. Bis zu 35.000 Stunden Arbeit gehen in die Entwicklung eines neuen Bootes ein, bis zu 50.000 Stunden Bauzeit werden benötigt. Um die Skipper vor einem Zusammenstoß mit umherschwimmenden Schiffscontainern, anderen Gegenständen und Meeresbewohnern zu bewahren, sind die Jachten mit speziellen Überwachungssystemen ausgestattet. Alles ist darauf ausgerichtet, dass die Ladung möglichst leicht ist.

Welchen Kurs müssen die Segler bewältigen?

Die Vendée Globe fordert ihre Teilnehmer auf der klassischen schnellen Route um die Welt über 24.300 Seemeilen (45.000 Kilometer) - ohne Stopp: Von Les Sables-d'Olonne aus geht es zunächst den Atlantik hinunter nach Süden. Die Route führt im Südmeer vorbei an den großen drei Kaps: Kap der Guten Hoffnung (Südafrika), Kap Leeuwin (Australien) und Kap Hoorn (Chile). Ist die berühmteste Landmarke passiert, geht es den Atlantik wieder hinauf in den Start- und Zielhafen. Salopp gesagt: einmal um die Antarktis und wieder zurück. Gerechnet wird – je nach Wind und Wetter – für die Besten mit einer Renndauer von etwa 70 Tagen. Damit würde der Sieger nicht vor dem 19. Januar das Ziel erreichen.

Damien Seguin hat zumindest kurz vor dem Start noch gute Laune.

Damien Seguin hat zumindest kurz vor dem Start noch gute Laune.

(Foto: REUTERS)

Wie gefährlich ist das Rennen?

Die Vorfälle der vergangenen Vendee zeigten noch einmal deutlich, dass sich die Segler auf alle Eventualität vorbereiten müssen. Es gab Mastbrüche, Kollisionen und die Havarie von Kevin Escoffier, der von seinen Konkurrent gesucht und schließlich aus dem Meer gezogen wurde. Bei hoher körperlicher und mentaler Belastung mit wenig Schlaf gilt es, schwierige Witterungen und das damit verbundene Risiko richtig einzuschätzen. Hilfe von außen dauert meist lange, die Segler sind in der Regel zu weit von der Küste entfernt. Es hat in der Geschichte der Vendée Globe schon schwere Verletzungen und auch Todesfälle gegeben, mit der fortschreitenden technischen Entwicklung hat die Sicherheit aber zugenommen.

Wer war bisher der schnellste Segler?

Den Rekord hält seit 2017 Armel Le Cléac’h mit 74 Tagen, 3 Stunden, 35 Minuten und 46 Sekunden.

Wie lautet die Geschichte des Rennens?

Der deutsche Segler Boris Herrmann sticht als einer der Favoriten in See.

Der deutsche Segler Boris Herrmann sticht als einer der Favoriten in See.

(Foto: REUTERS)

Nur 200 Herausforderer sind seit der Premiere gestartet. 114 haben auch die Ziellinie erreicht. Bislang hat das nur französische Sieger gegeben. Als einziger konnte Michel Desjoyeaux 2000/2001 und 2008/2009 die Vendée Globe zweimal gewinnen. Als Titelverteidiger ist Yannick Bestaven auch bei der zehnten Auflage am Start.

Wer sind die deutschen Starter?

Der 43-jährige Herrmann startet mit "Malizia – Seaexplorer" unter deutscher Flagge in seine zweite Vendée Globe. Bei der Premiere hatte er nach dramatischer Kollision mit einem Fischerboot in der letzten Nacht den sicheren Podiumsplatz verpasst und war auf Platz fünf gesegelt. Neben Herrmann ist auch die in München geborene Deutsch-Französin Isabelle Joschke zu ihrem zweiten Solo um die Welt im Einsatz. Die 47-jährige "Macsf"-Skipperin hatte bei ihrer Premiere vor vier Jahren mit schwerem Kielschaden aufgeben müssen.

"Ich bin definitiv in einem mentalen Tunnel", sagt Herrmann kurz vor dem Start. Den großen Trubel im Hafen blendet er völlig aus und kapselt sich von seinen Kontrahenten ab. "Ich habe überhaupt keinen Kontakt zu den anderen", sagt Herrmann: "Aus der Distanz winkt man mal, aber ich habe mich mit keinem Skipper unterhalten."

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Wer sind Herrmanns größten Konkurrenten?

Alle vier Top-Favoriten sind Franzosen: Charlie Dalin ("Macif Santé Prévoyance"), Thomas Ruyant ("Vulnerable2), Yoann Richomme ("Paprec Arkéa") und Jérémie Beyou ("Charal"). Auch Herrmann und den Briten Samantha Davies ("Initiatives-Cœur") und Sam Goodchild ("Vulnerable") sowie weiteren Kandidaten werden der Sieg oder Podiumsplätze zugetraut.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa/sid

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