Sport

Politik verordnet Doping-Freispruch Fall Contador wird zur Farce

Alberto Contador steht in seiner Doping-Affäre wohl vor einem Freispruch. Nach der Intervention hochrangiger Politiker will der Radsportverband die geplante Einjahressperre doch nicht verhängen. Die Welt-Anti-Doping-Agentur und der Radsport-Weltverband werden diesen Freispruch aber kaum akzeptieren.

Für Alberto Contador wäre ein Freispruch ein Pyrrhussieg, denn für die Glaubwürdigkeit des spanischen Sports wäre er das Todesurteil.

Für Alberto Contador wäre ein Freispruch ein Pyrrhussieg, denn für die Glaubwürdigkeit des spanischen Sports wäre er das Todesurteil.

(Foto: dpa)

Wende im Fall Alberto Contador: Der spanische Radsportverband (RFEC) hat Medienberichten zufolge beschlossen, den dreimaligen Tour-de-France-Sieger vom Vorwurf des Dopings freizusprechen. Die Disziplinarkommission habe dem Einspruch des Madrilenen gegen die drohende Einjahressperre stattgegeben, meldeten mehrere Zeitungen und das staatliche Fernsehen (TVE) übereinstimmend. Das Urteil soll demnach an diesem Dienstag offiziell verkündet werden. Der 28-Jährige könne bereits am Mittwoch bei der Algarve-Rundfahrt in Portugal starten, schrieb "El País".

Verbandschef Juan Carlos Castaño wollte sich dazu nicht äußern. Er bestätigte nur, dass an diesem Dienstag das Urteil fallen wird. Contador war am zweiten Ruhetag der vergangenen Tour in Pau positiv auf das Kälbermastmittel Clenbuterol getestet worden. Das Anti-Doping-Labor in Köln hatte den Beweis erbracht. Der Fahrer führte den Befund jedoch auf den Genuss eines verunreinigten Steaks zurück und bestritt jegliches Doping: "Ich bin das Musterbeispiel eines sauberen Sportlers." In seinem Einspruch machte Contador geltend, dass er das verbotene Mittel nicht absichtlich genommen habe. Auch könne ihm keine Nachlässigkeit zur Last gelegt werden. Allerdings konnte er nicht zweifelsfrei belegen, dass er tatsächlich durch Fleisch kontaminiert wurde.

Einjahressperre hinfällig

In einer vorläufigen Entscheidung hatte der RFEC sich vor knapp drei Wochen dafür ausgesprochen, den Madrilenen für ein Jahr zu sperren und ihm den Gewinn der Tour 2010 abzuerkennen. Allerdings betonte der Verband, Contador könne keine Absicht nachgewiesen werden. Die entdeckte Menge Clenbuterol sei auch so gering gewesen, dass sie keine leistungssteigernde Wirkung gehabt habe. Der RFEC plädierte deshalb für eine einjährige und nicht wie üblich für eine zweijährige Sperre.

Contador, der in Spanien als Sportheld gefeiert wird, bekam Unterstützung von allen Seiten. Selbst Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero setzte sich für ihn ein, was entscheidend für die abenteuerliche Kehrtwende des Verbandes sein dürfte. "Es gibt keinen juristischen Grund, Contador zu bestrafen", behauptete der sozialistische Regierungschef am Freitag einfach mal und setzte damit den Radsportverband unter Druck. Auch Oppositionsführer Mariano Rajoy meinte: "Ich sehe für eine Einjahressperre keine Grundlage."

Politischer Druck wirkt

Bei der revidierten Entscheidung des Verbands habe auch der Fall Dimitrij Ovtcharov eine Rolle gespielt, hieß es. Der deutsche Tischtennisprofi war im August 2010 nach der Rückkehr von den China Open in A- und B-Probe positiv auf Clenbuterol getestet worden. Er konnte aber mit Hilfe einer Haaranalyse darlegen, dass der Stoff mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit durch die Nahrungsaufnahme in China ohne sein Wissen in seinen Körper gelangt war. Die Welt-Anti-Doping- Agentur (WADA) verzichtete schließlich auf ihr Einspruchsrecht beim Internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne.

Bis auf den Wada-Verzicht waren die Fakten im Fall Ovtcharov aber allesamt schon bekannt, als der Verband seine Einjahressperre verhängte. Nicht bekannt waren nur die politischen Sympathiebekundungen für den zweifelhaften Rad-Heros, der schon in der Dopingaffäre Eufemiano Fuentes zweifelhaft davongekommen war. Nachdem in den Akten zunächst Unterlagen mit den Initialen A.C. aufgetaucht waren, verschwanden dieses später plötzlich und blieben unter Verschluss.

Diesmal scheint es jedoch so, als ob die politische Intervention den Spanier nicht vor einer Sperre bewahren kann. Im Clenbuterol-Fall ließen die Wada und der Radsport-Weltverband UCI bereits durchblicken, dass sie vor das Sportgericht ziehen, falls das Urteil aus ihrer Sicht zu milde ausfallen sollte. Dass das staatliche Fernsehen berichtet, der spanische Verband arbeite an einem nicht angreifbaren Freispruch, wird beide Organisationen kaum beeindrucken. Wada und UCI hätten dann einen Monat Zeit, gegen das Urteil aus Spanien Einspruch zu erheben.

Quelle: ntv.de, cwo/dpa

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